12. Kapitel

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Ich musste meinen Blick schnell abwenden. Wem zur Hölle gefiel es, einem Menschen sowas anzutun? Nun, ich selbst hatte auch das Blut vieler Menschen an meinen Händen kleben, doch ich versuchte es immer schnell hinter mich zu bringen. Das jedoch, was nun vor mir lag, war kein gewöhnlicher Mord. Entweder spielten hier viele Emotionen mit, oder die Person, die das getan hatte, hatte einfach Spaß daran, anderen Leid zuzufügen.

Was sollte ich nun tun? Ich konnte nicht einfach eine Leiche hier liegen lassen. Was, wenn ich einfach so täte, wie wenn ich nichts gesehen hätte? Nein, ich musste dies sofort melden. Der Täter war bestimmt noch in der Nähe, vielleicht versteckte er sich irgendwo. Ich ließ meinen Blick durch die Gegend streifen, doch ich wurde abgelenkt, als ich plötzlich Fußschritte näher kommen hörte. Es war nicht nur eine Person, es waren mehrere.

Ich lief schnell in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, und erblickte vier Wachen. Perplex schauten sie mich an und einer wollte zum Reden ansetzen, doch ich sprach los, noch bevor er etwas sagen konnte: „Ich habe eine Leiche gefunden. Der Täter ist vermutlich noch in der Nähe, jemand von euch sollte sofort Verstärkung rufen!" Obwohl sie zuerst überfordert schienen, liefen zwei der Wachen los und die anderen beiden folgten mir zum Tatort.

Da der Weg ziemlich kurz war, waren wir nach wenigen Sekunden wieder dort, wo ich den Toten vorfand. Doch eines schien anders als vorher. Etwas fehlte.

Der Leichnam war nicht mehr da.

„Bist du dir sicher, dass es hier war?", fragte einer der beiden. „Natürlich, man sieht doch die Blutspuren!", sagte ich entsetzt. Wie? Wie konnte der Leichnam so schnell verschwinden? War es der Täter? Hatte er vielleicht Komplizen?

Ich stand völlig reglos da, überfordert von der ganzen Situation. Ich war doch nur für ungefähr eine Minute weg, wie konnte es so schnell passieren?

Nun ertönten wieder Fußschritte. Diesmal waren sie etwas schneller. Mehrere Personen, darunter auch der Kommandant, sind angekommen. Ich hörte, wie sie sich hinter mir nach dem aktuellen Stand der Lage erkundigten und ob wir irgendetwas gefunden hätten. Ich hörte auch, wie der Kommandant fragte, weshalb ich hier sei und wie die Wachen erklärten, dass ich die Leiche gefunden hatte.

Immer noch schaute ich auf den Boden unter mir. Plötzlich entdeckte ich eine Blutspur, die von der Lache durch einen anderen Eingang vom Hof ins Schloss führte, doch ich war nicht der einzige. „Seht, die Spur führt hinein. Teilt euch auf. Ich möchte, dass ein Teil von euch der Spur folgt und der andere sich im Hof umsieht", befahl der Kommandant.

Die Wachen taten das Gesagte und während die meisten nun ihrer Aufgabe nachgingen, standen drei von ihnen etwas weiter von mir entfernt und unterhielten sich leise. Das dachten sie vermutlich, denn ich verstand jedes einzelne Wort.

„Kann es sein, dass er etwas mit dem Mord zu tun hat?", hörte ich eine der Wachen sagen. „Wir können das nicht ausschließen. Schließlich war er bisher der einzige, den wir am Tatort gesehen haben. Außerdem ist es sehr verdächtig, dass er so spät noch im Schloss herumlungert." „Vielleicht ist er ein Komplize des Täters und hat uns kurz abgelenkt, sodass der andere die Leiche währenddessen wegschaffen konnte."

„Solche Dinge könnt ihr in euren Pausen besprechen. Ihr solltet euch nun eurer Aufgabe widmen, sonst könnt ihr euch darauf gefasst machen, dass ihr die nächsten Tage beim Küchendienst mithelfen und für jeden der Soldaten Essen zubereiten dürft", drohte der Kommandant und die Angesprochenen drehten sich vorsichtig mit angsterfülltem Gesicht zu ihm. Nur einer von ihnen wagte es, ihm seine Meinung mitzuteilen.
„Herr Kommandant, Ihr müsst verstehen, dass wir den Jungen nicht einfach ausschließen können, sondern verdächtigen müssen. Immerhin war hier bis jetzt sonst niemand."
„Ich weiß, dass wir uns in einer schwierigen Situation befinden, doch ihr solltet dennoch einen klaren Kopf bewahren, sonst fangt ihr am Ende noch an, euch gegenseitig zu verdächtigen", erklärte er und kam auf mich zu. „Gib mir dein Schwert."

Ich zögerte für einen Moment und blickte ihn verwirrt an, ehe ich es aus seiner Scheide zog und ihm übergab. Der Kommandant drehte sich wieder zu den Wachen und zeigte auf mein Schwert, ehe er weitersprach: „Hätte er das Opfer umgebracht, wäre die Klinge seines Schwertes mit Blut beschmiert. Schaut es euch an. Seht ihr einen einzigen Tropfen Blut?"
Zwei von ihnen schüttelten langsam ihren Kopf, doch der dritte, der vorhin auch geredet hatte, sprach nun wieder: „Das hat nichts zu bedeuten. Er kann es auch irgendwo abgewischt haben."

Der Typ konnte einem gewaltig auf die Nerven gehen. Er schien mich nicht sonderlich zu mögen. Vielleicht war ich eine Bedrohung für ihn, aber wieso?

„Da habt Ihr recht, aber Ihr seid etwas zu voreilig. Hätte er das Schwert gesäubert, müsste das Blut nun irgendwo an seiner Kleidung kleben, doch diese sieht für mich ziemlich sauber aus. Wenn man den ganzen Dreck ignoriert", den letzten Satz murmelte er nur, woraufhin ich ihn verärgert ansah. Er war doch derjenige, der mich so gut wie jedes Mal, als wir kämpften, zu Boden warf.

Plötzlich drehte er sich wieder zu mir reichte mir mein Schwert. „Hört zu. Auch wenn Ihr mir nicht der sympathischste und  liebreizendste Kadett seid, bin ich mir relativ sicher, dass ihr nicht am Mord beteiligt wart. Ich allein werde die anderen jedoch nicht davon überzeugen können, also müssen wir abwarten und sehen, ob wir Hinweise oder vielleicht sogar einen Zeugen finden. Ihr werdet solange auf ein Einzelzimmer gebracht, welches bewacht wird, bis wir Eure Unschuld bezeugen können."

Nach allem, was passiert war, musste ich den ganzen Text kurz in meinem Kopf wiederholen. Schon allein für ein eigenes Zimmer würde ich gern wieder verdächtigt werden.
Er wollte noch etwas sagen, doch plötzlich kamen einige der anderen Wachen zurückgerannt. „Herr Kommandant, wir haben das Ende der Blutspur erreicht!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 30, 2020 ⏰

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