8. Kapitel

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„Es sah ziemlich verdächtig aus, wie Ihr hier herumgeschlichen seid. Doch sollte stimmen, was Ihr gesagt habt, tut es mir leid, Euch mit einer Waffe bedroht zu haben", sie packte ihren Dolch weg und sprach weiter, „Mein Name ist Kira." Oh, das wusste ich. „Taavi."

„Komisch. Ich glaube, Euch nie hier gesehen zu haben." „Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich aus Roselafe komme." „Wenn das so ist, dann kenne ich euch tatsächlich nicht. Roselafe ist mir ziemlich unbekannt, obwohl es in unserem Königreich liegt."

Wusste ich's doch. Roselafe war eine kleine Stadt in der Nähe der Grenze vom Adrinitis Empire, wo die Menschen lebten. Zwischen ihnen und den Magiern herrschte Krieg, und die Stadt wurde oftmals von menschlichen Kriegern besetzt, weshalb viele Bewohner geflohen sind und nichts mehr mit der Ortschaft zutun haben wollten. Ein paar lebten immernoch dort, was mir sehr lebensmüde erschien, aber das ging mich nichts an.

„Kira, was tust du dort? Komm sofort her! Du bist eine Dame des Adels. Benimm dich und renn nicht ständig weg!" Genervt atmete sie aus und rief, dass sie gleich kommen würde. „Ich muss jetzt gehen. Versuch nicht, in Schwierigkeiten zu geraten, wenn du so herumschleichst." Und weg war sie. Na endlich.

Ich schätzte mal, dass sie mit Waffen umgehen konnte. Doch auch wenn das nicht so sein sollte, hatte sie ein kluges Köpfchen. Sie wusste, dass ich zu meinem Schwert greifen würde. Dennoch konnte sie meine Lügen nicht durchschauen, was für mich von Vorteil ist.

Die beiden Wachmänner waren zum Glück noch da. „... Dennoch hoffe ich, dass du recht hast, was den Plan betrifft. Ich kann keine weiteren Verluste mehr ertragen, wenn ich ehrlich sein soll. Von den ganzen Leichen am Schlachtfeld wird mir übel, wenn ich nur daran denke, dass das unsere Kollegen waren."
„Das stimmt, so fühle ich mich auch. Unsere Armee muss wachsen, sonst sind wir bald verloren, wenn ich das so sagen darf. Der Palast hat immer weniger Soldaten, die Wache stehen, da immer mehr auf das Schlachtfeld geschickt werden. Während die Königin darauf besteht, den Feind am weiteren Eindringen zu hindern, merkt sie nicht, dass wir uns selbst schaden, indem wir die Hauptstadt kaum noch schützen und die Gegner es einfacher haben, hier Schaden anzurichten."

Das war der richtige Zeitpunkt. Ich musste einschreiten.

„Tut mir leid, falls ich störe. Ich habe zufälligerweise mitbekommen, dass Ihr mehr Soldaten braucht, und würde gerne meine Hilfe anbieten." Die beiden schauten sich gegenseitig an. „Naja, du siehst noch ziemlich jung aus. Bist du sicher, dass du bereit für den Krieg bist?" „Eure Lage ist ziemlich ernst, oder etwa nicht? Also mir kam es so vor, wie wenn ihr jegliche Hilfe annehmen könntet. Sollte dem jedoch nicht so sein, dann werde ich nicht weiter eure Zeit verschwenden." Ich wollte gehen, doch ich wusste, dass die beiden mich aufhalten würden.

„Moment! Natürlich können wir so etwas nicht ablehnen. Wir sind dir ziemlich dankbar, Junge, doch mit so einem Vorschlag solltest du nicht zu uns kommen. Du müsstest mit der Königin sprechen, doch ich befürchte, dass sie derzeit sehr beschäftigt ist. Nicht einmal wir dürfen sie jetzt sprechen, außer es ist sehr wichtig."

An sowas hatte ich bereits gedacht, aber vielleicht konnte ich es trotzdem schaffen. „Mein Angebot ist doch Grund genug, oder etwa nicht? Ich bin zwar etwas jünger, doch ich kann sehr gut kämpfen und wäre bestimmt eine große Hilfe, was euch die Situation erleichtern könnte."

„Du bist aber ziemlich selbstsicher, was? Na gut, wir werden es versuchen, aber versprechen können wir nichts." Sehr gut. Nur noch ein bisschen und ich war ein Soldat im Rouvivia Empire. Jedoch nur, wenn das auch klappte.
Ich begleitete die beiden auf dem Weg ins Schloss und hielt mich eher hinten, damit ich nicht allzu sehr auffiel. Wir wurden tatsächlich reingelassen, obwohl mein letzter Funken Hoffnung nach den negativen Aussagen der Wachen fast erlischt ist. Die riesigen Tore, die zuvor geschlossen waren, wurden geöffnet, und wir betraten einen riesigen Saal, dessen Boden aus gemusterten Fliesen bestand. Die Wände und Säulen waren mit etwas Gold verziert, dennoch war alles in hellblau gehalten. Vor uns war eine riesige Treppe mit einem Teppich, der, obwohl er weiß war, keinen einzigen Fleck aufwies.

„Ihr seid wirklich unverbesserlich, nicht?" Ein älterer Mann in Rüstung kam auf uns zu. „Es wurde schon oft genug gesagt, dass der Eintritt ins Schloss nur bei Notfällen erlaubt ist. In so einem Krieg mü-" „Sei doch nicht so streng mit ihnen, Reinhardt."

Eine Frau mit langen blonden Haaren, welche zur Hälfte hochgesteckt waren trat hervor, während sie ihr langes Kleid etwas hochhielt, damit sie nicht stolperte. Die Wachen verbeugten sich, und ich tat es ihnen gleich.
„Wie ich sehe, habt ihr jemanden mitgebracht. Dürfte ich wissen, wer Ihr seid?" Sie blickte mich mit einem warmherzigen Lächeln an. Das war also die Königin der Magier. Ich hatte sie mir eigentlich ganz anders vorgestellt, wenn ich ehrlich sein sollte. Und der Typ neben ihr war wahrscheinlich eine ihrer Leibwachen

„Mein Name ist Taavi Luiro, eure Hoheit." Ich musste mir einen falschen Nachnamen einfallen lassen, da ich nicht riskieren wollte, erkannt zu werden. Es hingen vermutlich in der ganzen Stadt Plakate wegen meines Bruders, und sollte irgendjemand herausfinden, dass wir verwandt waren, und ich zu den dunklen Magiern gehörte, konnte ich mich auf den Kerker gefasst machen.

„Du bist wahrscheinlich aus einem bestimmten Grund hier, oder?"
„Ja, ich melde mich freiwillig, um ein Soldat zu werden. Ich habe von der schwierigen Lage, in der Ihr Euch befindet, mitbekommen, und möchte Euch und die anderen mit meinen Kräften unterstützen."

Der Mann in der Rüstung schaute zur Königin. „Wollt Ihr etwa zulassen, dass ein einfacher Junge der Armee beitritt, Eure Majestät? Er würde den anderen bloß im Weg stehen." Doch  sie ließ seine Aussage kommentarlos.
„Es freut mich zu hören, dass du dich für die Sicherheit unseres Königreiches einsetzen willst. Du bist tatsächlich nicht der einzige, der sich gemeldet hat, es gibt da nämlich noch eine Person."

Ich war nicht der einzige? „Dürfte ich vielleicht wissen, wer diese Person ist?"
„Ich war sehr verwundert, als sie zu mir kam. Es ist Kira Okumura. Sie ist die Tochter eines Adeligen."

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