7. Kapitel

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Ich starrte das Brett immer noch entgeistert an. Das war nicht möglich. Er ist tatsächlich aus dem meistgesichertsten Gebäude des gesamten Adrinitis Empire entkommen.

Und nun soll er sich angeblich hier aufhalten: Im Reich der Magier. Ich konnte den Leuten nicht verübeln, dass sie schockiert waren. Zachary Arino war wirklich unberechenbar. Das war mein Bruder schon immer. Er hatte das Leben vieler Menschen zerstört. Manche davon hatten es verdient, andere waren unschuldig.

Auch ich war einer von diesen Menschen. Ich würde nicht sagen, dass ich einer von denen war, die seinen Zorn verdient hätten, doch unschuldig war ich auch nicht.

Ich las mir noch mal durch was genau auf dem schwarzen Brett stand und erstarrte, als ich das Foto neben dem Text entdeckte.

Bevor er ausgebrochen ist, hatte er eine Nachricht in seiner Zelle hinterlassen. Mit dem Blut der Wache, die er getötet hatte, um zu entkommen, hatte er zwei Wörter an die Wand geschrieben. Meinen Namen. Taavi Arino.

Ich konnte ich konnte nicht länger hinsehen und wandte schnell meinen Blick ab.

Nach all den Jahren hatte er nicht vergessen, wer für seinen Gefängnisaufenthalt verantwortlich war und nun musste ich dafür bezahlen. Er befand sich schon hier, war mir auf der Spur und könnte mir in jeder Ecke auflauern.

Ich fühlte mich plötzlich von allen Seiten beobachtet. Mein Blick suchte hektisch die Menge nach ihm ab, doch ich blickte bloß in fremde Gesichter.

Schnellstmöglich entfernte ich mich von dem Brett und bewegte mich Richtung Schloss. Ich musste hier weg. Ich musste dieses Land verlassen bevor er mich findet. In meinem Land, im Schloss bei meinem König, wäre ich halbwegs sicher.

Von dort aus kann ich Nachforschungen über seinen Ausbruch anstellen und es wäre viel schwieriger für ihn, in meine Nähe zu gelangen.

Doch hier war ich angreifbar. Er könnte mich von jeder Seite unerwartet überfallen und ich wäre tot, noch bevor ich überhaupt die Gelegenheit bekäme mich zu wehren. Gegen ihn habe nicht einmal ich eine Chance.

Vermutlich war er es auch, der die alte Frau und das Mädchen im Gasthaus auf mich gehetzt hatte. Er will mich um jeden Preis tot sehen.

Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht, sodass ich unerkannt blieb, und eilte schnellstmöglich zum Platz vor dem Schloss. Als ich ankam, war ich beeindruckt von dem Anblick, der sich mir bot.

In der Mitte des Platzes war ein riesiger Springbrunnen in dem kleine bunte Fische in verschiedensten Konstellationen hochsprangen und somit bei jedem Sprung ein schönes Muster entstehen ließen.

Ein Magier in der Nähe war dafür verantwortlich. Er stand ein wenig abseits vom Brunnen und einige Menschen scharten sich um ihn, um seine Kunst zu bestaunen.

Auch das Schloss verschlug mir den Atem. Es war ganz anders als das Schloss im Reich der dunklen Magier. Dort waren die Ziegel des Schlosses schwarz und rundherum ein Burggraben mit Zugbrücke die meist hochgezogen war, um sich vor möglichen Angriffen jederzeit schützen zu können.

Doch hier war alles viel offener. Natürlich standen auch hier Wachen und es gab auch eine Zugbrücke, doch diese war heruntergelassen und es konnten offenbar jederzeit Menschen ein und ausgehen, wann es ihnen beliebt.

Ich musste über ihre Naivität grinsen. Dass offenbar alle Magier so leichtgläubig waren wie Yuta, erleichterte mir die Sache.

Ich blickte noch ein letztes Mal nach links und rechts, bevor ich geradewegs zum Schlosseingang ging. Ich musste mir noch einen Plan überlegen, wie ich zur Zielperson gelangen konnte, ohne zu große Aufmerksamkeit oder Verdacht auf mich zu lenken.

Doch damit würde ich mich beschäftigen sobald ich im Schloss war.

Ich wollte gerade den ersten Schritt auf die Zugbrücke zum Schloss setzen, als sich meine Aufmerksamkeit auf das Gespräch von zwei Wachmännern neben ein paar Markständen lenkte. Ich konnte nicht viel verstehen da ich zu weit weg war, doch das, was ich hörte, war sehr interessant.

Es ging um die derzeitige Lage in den Königreichen und wie ihre Königin damit umging. Doch ich musste näher ran um genaueres zu verstehen.

Ich duckte mich hinter einen der Markstände und schlich langsam näher.

„ ... ja es ist schrecklich. Erst gestern haben wir wieder eine Festung an die Menschen verloren. Ihr König scheint sehr siegessicher zu sein, doch ich habe Gerüchte gehört, dass die Königin einen Plan hat, wie wir uns rächen können."

„Da bin ich aber gespannt. Wir verlieren immer mehr Soldaten. Ich weiß nicht, wie wir die übrigen Festungen noch länger verteidigen sollen. Die Königin weigert sich zwar, Zwangsrekrutierungen einzuführen, doch wenn das so weiter geht, verlieren wir diesen Krieg..."

Das war meine Chance! Ich würde mich für ihre Armee bewerben. Ich muss nur dafür sorgen, dass sie mich als Wache hier im Schloss einsetzen würden und nicht auf dem Schlachtfeld. Dann wäre ich immer in der Nähe meiner Zielperson, und wenn die Zeit gekommen ist...

Mein Plan stand fest und ich wollte gerade langsam zurückschleichen, als ich von hinten gepackt und festgehalten wurde.

Ich spürte etwas kaltes an meinem Nacken und schloss die Augen. Jetzt war es aus. Mein Bruder hatte mich gefunden. Ich war zu unachtsam gewesen als ich die Wachen belauscht hatte. Es war vorbei.

Ich hatte keine Chance gegen ihn. Aber ich würde trotzdem nicht kampflos aufgeben. So einfach gab ich mich nicht geschlagen. Blitzschnell griff ich nach dem Schwert an meiner Hüfte, nur um festzustellen, dass die Person die mich festhielt ihre Hand schon auf dem Griff hatte. Verdammt.

„Wagt es nicht mich anzugreifen", flüsterte eine Stimme an meinem Ohr. Doch zu meiner großen Verwunderung war es nicht die Stimme meines Bruders. Es war die Stimme einer Frau. Doch sie war mir nicht vertraut. Ich seufzte leise vor Erleichterung.

„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?", fragte ich sie, darauf bedacht mich nicht zu viel zu bewegen sodass mir ihr Dolch vom Leib blieb. Ich musste Zeit gewinnen und sie ablenken. Möglicherweise konnte ich doch noch heil hier herauskommen.

„Das geht Euch nichts an", zischte sie. „Was macht Ihr hier ist die bessere Frage. Wieso belauscht Ihr diese Wachen?"

„Nun... Ich würde gerne etwas für unser Land tun und mich für die Armee einschreiben." Diese Lüge ging so mir leicht über die Lippen, dass ich fast gelächelt hätte, doch ich blieb ernst.

„Diese beiden Herren hatten sich gerade über die derzeitige Lage unterhalten und da dachte ich, ich hör mir an, was sie dazu zu sagen haben."

Das Misstrauen der fremden Frau schien sich ein wenig zu legen, denn ich spürte, dass sie den Dolch an meinem Nacken sinken lässt, doch die Hand auf meinem Schwert belässt sie.

Ich hatte sie bis jetzt noch nicht von vorne gesehen, da sie immer noch hinter mir stand. Doch als ich mich langsam umdrehte, ließ sie es zu und was ich sah, verschlug mir den Atem.

Vor mir stand Kira Okumura. Eine Adelige aus dem Hof der Magier. Und die Tochter meiner Zielperson.

Destiny - The Three KingdomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt