Nach dem Gespräch mit der Königin ist mir ein Zimmer zugewiesen worden. Aber kein Einzelzimmer, so wie ich es mir erhofft hatte. Ich wurde in einen großen Raum mit ca. dreißig anderen Soldaten gesteckt. Ich hatte schon meine Bedenken, doch als ich diese Befürchtungen mit dem Diener teilte, der mich zu dem Schlafsaal geleitet hat, meinte dieser nur: „Ein Gemeinschaftsschlafsaal stärkt den Teamgeist, meint der Kommandant.“ Was für ein Schwachsinn. Dann verließ der Diener lachend den Raum und ließ mich alleine. War das seine Art mir sein Mitleid zu zeigen?
Ich drehte mich wieder um und sah mir den Saal genauer an. Der Raum war, wie der Rest des Schlosses, in freundlichen Farben gehalten. Das große Fenster ganz rechts hatte weiß lackiertes Holz und hellblaue Vorhänge mit edel aussehenden goldenen Verzierungen darauf.
Die Betten, die an den Wänden standen, waren eng aneinander geschoben und in den selben Farben wie das Fenster gehalten, denn sie waren mit weißen Leintüchern und hellblauem Bettzeug bezogen, das überraschenderweise auch keinen einzigen Schmutzfleck aufwies. Offenbar wurde es häufig gewechselt.
Ich bin von Bett zu Bett gegangen und hatte mir genauestens alles eingeprägt. Bei manchen Betten konnte man deutlich sehen, dass sie belegt waren, beispielsweise war die Decke nach dem Schlafen unachtsam auf dem Bett zurückgelassen worden, oder auf dem Nachtkästchen lag ein Buch oder standen Bilder von geliebten Menschen.
Wie unachtsam. Ich würde niemals solch ein Bild offen meinen Waffenbrüdern und – schwestern zeigen. Heute waren sie noch Freunde, die sich einander vielleicht sogar ihre Leben anvertrauten und einander beschützten, doch man konnte nie wissen, was morgen war.
Solch eine Schwäche wie Familie und Freunde, könnte eines Tages tödlich sein.Als ich bei dem Bett ankam, das mir zugewiesen worden war, war ich erst nicht sicher ob ich mich versehen hatte, als ich einen Zettel auf meinem Nachtisch sah, doch als ich ihn in die Hand nahm und erkannte von wem er stammte, war ich mehr als erstaunt. Ich steckte die Nachricht in meine Hosentasche und blickte mich weiter um.
Natürlich hielt ich erst einmal nach den besten Fluchtmöglichkeiten Ausschau, nur für den Fall. Die erste und offensichtlichste war das große Fenster am Ende des Saals, denn mein Bett stand näher am Fenster, als an der Türe. Doch als ich die großen Türen öffnete und auf den winzigen Balkon trat, wurde selbst mir ein wenig übel, als ich nach unten sah. Zum Klettern eignen sich die kleinen Turmspitzen links und rechts von mir ganz gewiss nicht, und sollte ich abstürzen, würde ich direkt auf dem Marktplatz landen und eine riesige Sauerei verursachen.
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben und ging wieder hinein. An so etwas wollte ich gar nicht erst denken. Wenn alles nach Plan verliefe, würde ich diesen Fluchtweg auch gar nicht erst nutzen brauchen. Ich würde einfach durch die Vordertür wieder hinausspazieren.
Als ich jetzt in dem Bett lag und zu dem Fenster blickte, versuchte ich nicht daran zu denken, dass ich da hinausklettern müsste und abstürzen könnte.
Es war schon dunkel draußen, und der hellblaue Vorhang war vor das große Fenster geschoben worden, doch durch einen schmalen Spalt in der Mitte konnte ich den großen Halbmond sehen, der hell am Himmel leuchtete. Er stand knapp über dem Geländer des Balkons.Das Schnarchen des Soldaten, der in dem Bett hinter mir schlief, war so laut, dass man den verrückten Typen auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers, der dauernd plötzlich im Schlaf um Hilfe rief, nicht mehr so laut hören konnte.
Ich stöhnte und drehte mich auf die Seite. Genau aus diesem Grund bevorzugte ich Einzelzimmer. Die nächsten Wochen würde ich wohl wieder viele schlaflose Nächte haben.
Nach einer Weile warf ich noch einmal einen Blick aus dem Fenster. Der Mond stand jetzt so weit oben, dass man ihn kaum noch sehen konnte, weil er von dem großen Torbogen des Balkons verdeckt wurde. Es war Zeit.
DU LIEST GERADE
Destiny - The Three Kingdoms
Fantasy》Ich trat ein paar Schritte zurück, doch ich konnte seinen Blicken nicht entkommen. „Ich habe Euch aus einem bestimmten Grund ausgewählt. Ihr seid der beste Assassine des Landes und ich habe Euch ausgewählt, um jemanden zu töten."《 Die Königreiche b...