4. Kapitel

24 9 0
                                    

Während Yuta seine Zeit damit vergeudete, Leute zu fragen, ob sie irgendetwas Verdächtiges mitbekommen haben, machte ich mich nützlich und suchte die Umgebung nach den Deppen, die das Gasthaus überfallen haben, ab. Ich hatte keine Ahnung, wo Nathan war, aber das war mir sowieso egal. Wahrscheinlich war der bei Blondi, so, wie die immer aneinander kleben. Immerhin haben die sogar in demselben Zimmer geschlafen, aber ich hinterfrage das nicht.

Sie hätten sowieso nicht mitkommen sollen. Mir nur unnötig im Weg stehen und meine Handlungen beschränken. Ohne die beiden wäre ich viel schneller vorangekommen. Sie sind zu auffällig.

An der Atmosphäre hier hat sich nichts geändert. Alles war gleich wie an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal diese Stadt betreten habe. Viele Leute und Händler, die die verschiedensten Waren verkauften, spazierten hier und dort. Irgendwann bog ich in eine Staße, die weniger belebt und auch nicht so groß war. Ich blieb kurz vor einem Gasseneingang stehen, als ich laute Stimmen hörte.

„Dieses kleine Miststück. Heute Abend gehen wir wieder hin und holen uns das, was eigentlich uns gehört." Ich versteckte mich sofort hinter einer Hauswand und belauschte das Gespräch. „Ja, wir müssen nur aufpassen, dass die Freunde dieser Tamara nicht da sind. Sie könnten uns gefährlich werden."
Das sind sie. Kein Zweifel. Es wäre jedoch riskant, sie jetzt anzugreifen. Ich habe nur zwei Stimmen gehört, doch es konnten immernoch mehr sein, und die Straßen waren auch relativ voll. Ich durfte nicht riskieren, entdeckt zu werden. Ich brauchte einen Plan.

Unbemerkt schlich ich mich weg und kehrte zu Yuta zurück, welcher einen Typen, der an einem Stand arbeitete und relativ genervt aussah, ausfragte. „Jetzt hör mal zu, Bursche. Ich habe nichts gesehen und auch nichts gehört. Hast du's jetzt verstanden, oder soll ich's noch einmal wiederholen?", während er das sagte, betonte er das ‚noch einmal' extra. „Das kann doch nicht wahr sein", murmelte ich und zog Blondi weg. „Yuta, ich-" „He! Ich hatte noch einpaar Fragen!" „Lass mich ausreden!", ich hasste es, wenn Leute mich unterbrachen. Ich hasste es auch, wenn der Grund dafür irgendetwas Irrelevantes war. Er verhielt sich wie ein viel zu neugieriges Kleinkind. Tief drinnen war er das wahrscheinlich auch.

„Ich habe die Typen gefunden. Es sind mindestens zwei, und sie wollen später wiederkommen. Jedenfalls sind sie nicht dumm und wissen, dass wir eine Gefahr darstellen, weshalb sie uns loswerden wollen." „Also müssen wir an einem Plan arbeiten, verstehe. Wieso hast du denen nicht gleich 'ne Lektion erteilt?" „Weil ich nicht lebensmüde bin." Ich ließ seinen Arm los und ging zurück zum Gasthaus.

Tatsächlich fragte ich mich, wo Nathan war. Er war nicht bei Yuta. Ob er wohl einer von diesen Verbrechern war? Nein, alles andere als das. Natürlich besteht eine Chance, aber die ist sehr gering, und sollte es zutreffen, widerspräche es allem, was ich bisher über ihn erfahren hatte, selbst wenn es so gut wie garnichts war. Außerdem habe ich ihn bei Yuta gesehen, als die Typen Tamara überfallen haben. Ich musste mir also keine weiteren Gedanken dazu machen.

Einpaar Meter weiter befand sich schon das Wirtshaus, dessen Hauptbestandteil Holz war. Holztür, Holzfenster, Holzsessel, Holztisch, Holztheke, doch das Schlimmste war immernoch das harte Holzbett.

Wir öffneten die riesige Holztür, die mal wieder knarrte, und ich war überrascht, als ich das Innere sah. Alle Tische und Sessel waren wieder aufgestellt und an ihrem
Platz. Es sah aus, wie wenn nichts passiert wäre. Sogar die zuvor zerbrochenen Weingläser und Teller waren wieder heil. Ich hatte ihre Kräfte etwas unterschätzt, beeindruckt bin ich jedoch immernoch nicht. Immerhin hat sie sich anscheinend hauptsächlich auf die Ausbildung ihrer Heilkräfte spezialisiert, von denen man keinen Nutzen beim Kämpfen hat. Die verbrauchen zu viel Zeit. Das erklärte auch, wieso sie gegen die beiden Deppen nichts ausrichten konnte. Wenn ich mich gut verteidigen kann und schnell sowie stark bin, komme ich auch ohne Heilkräfte aus. Das trifft jedenfalls bei mir zu.

„Steh nicht so blöd im Türrahmen rum", auf einmal wurde ich zur Seite geschubst. Nathan, wer sonst? „Woher kommt der auf einmal?", verdutzt schaue ich ihm hinterher. „Hier sieht's ja aus wie neu!", rief Yuta freudig. Tamara stand hinter der Holztheke und reinigte ein Weinglas, von denen noch geschätzt fünfzehn vor ihr lagen. „Freut mich zu hören. Ich wollte, dass alles auf exakt demselben Platz ist."
„Du wirst gleich nicht mehr so froh sein. Diese Typen wollen wiederkommen", erzählte Nathan. „Wir haben Zeit bis zur Abenddämmerung, um uns einen Plan zu überlegen. Es kann sein, dass sie Verstärkung mitnehmen, da sie uns weglocken wollen. Weißt du vielleicht, wieviele es von denen gibt?", fragte ich.

Ich konnte es nicht glauben. Eigentlich musste ich nur meine Zielperson ausfindig machen, doch jetzt stehe ich hier und helfe einpaar Schwachköpfen dabei, nicht von irgendwelchen Vollidioten getötet zu werden. „Wenn ich mich recht erinnere, waren es insgesamt fünf", murmelte sie und legte das Glas weg, um direkt ein neues zu nehmen und dieses auch zu säubern. „Vier gegen fünf. Die haben nur einen mehr. Wir schaffen das", sagte Yuta fest entschlossen und grinste siegessicher.

Klar. Wir hatten vier Personen, er hatte recht, doch nur drei von uns konnten kämpfen. Tamara hatte schon zwei von denen nicht besiegen können, aber ob Yuta und Nathan zumindest keine Last waren, wusste ich nicht. Trotzdem zähle ich sie zu den Kampffähigen dazu.

Dass Tamara wusste, wieviele das genau waren, war mir jedoch suspekt. Sie hatte schon davor etwas mit ihnen zutun, da konnte mir keiner was einreden. Woher sie die kannte, musste ich jedoch noch herausfinden. Entweder von ihr oder von den Typen selbst, da Yuta und Nathan sich anscheinend selbst kein Bild machen konnten.

Jedenfalls war es schließlich soweit. Diese Typen konnten jede Sekunde hier reinstürmen. Um andere Leute mussten wir uns keine Sorgen machen, im Haus war nämlich niemand außer uns und draußen war auch weit und breit keine Seele. Es war aber auch schon ziemlich dunkel. Ich stand direkt am Fenster neben der Holztür, doch wäre jemand reingekommen, hätte mich die Person nicht gesehen, da die Tür mich verdecken würde. Von außen konnte man mich auch nicht erkennen, da es innen sowie außen stockdunkel war.

Nathan versteckte sich hinter einem langen Vorhang. Wäre das Licht an gewesen, hätte ihn jeder sofort bemerken können. Naja, zum Glück war es nicht so.
Yuta versteckte sich in einer kleinen Abstellkammer direkt nebenan, da es nicht so viele Verstecke gab, und Tamara sich bereits hinter die Holztheke verkrochen hatte. Wieso sie hier war, verstand ich auch nicht. Anscheinend wollte sie uns heilen, sollte jemand von uns Hilfe benötigen. Das war aber nicht nötig, da ich mir ziemlich sicher war, dass keiner von uns verletzt werden würde.

„Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr genau die Leute gefunden habt, die wir suchen?", flüsterte Nathan mir von der anderen Seite des Raumes aus zu. Sollten wir auffliegen, wäre es seine Schuld. Plötzlich höre ich das leise Knarren einer Tür, die aufgeht. „Ja, wir warten schon ziemlich lange, oder kommt es nur mir so vor?", das war Yutas Stimme. Ich glaub's kaum. Wir stehen kurz davor, einpaar Typen zu verkloppen, und die tun so, wie wenn das hier ein Kaffeeplausch wäre. „Wir können uns auch gleich alle in einen Kreis stellen und ein Liedchen singen, damit sie uns noch schneller finden", flüsterte ich genervt.

Plötzlich hörte ich irgendetwas. Es kam nicht von uns, denn niemand hatte sich gerührt. Es herrschte Todesstille. Keiner bewegte sich oder sagte irgendetwas. Anscheinend war ich nicht der einzige, der das gehört hat.
Da war es wieder. Ich hörte wie Yuta langsam die Tür schloss, und den Vorhang auf der anderen Seite, der sich leicht bewegte. Doch das waren nicht die einzigen Geräusche, die ich hörte.

Destiny - The Three KingdomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt