Lied: Let me love you (cover) - Mario
Ich sehe ihn schon von Weitem, er blitzt aus der Menge. Seine Gesichtszüge sind so unverkennbar, dass man ihn immer und überall wiedererkennen würde. Nur ein kurzer Ausflug in die Gesichter der Pendler und Verreisende und mein Herz macht einen Sprung. Die braunen Augen, die süße Stupsnase. Er ist wiedergekommen.
„Es tut mir so Leid, ich habe überreagiert. Die letzten Tage waren so stressig, meine Nerven waren am Ende; trotzdem war es falsch von mir, euch einfach stehen zu lassen.“ Wie ein Kleinkind, das seine Apfelschorle versehentlich verschüttet hat, steht er vor mir. Aber ich bin ihm nicht sauer, nicht mehr. Ein Blick in seine Augen und ich verzeihe ihm. Und dann passiert etwas, was ich nie für möglich gehalten habe. Geträumt schon oft, aber realistisch war es nie.
Er schließt mich in seine Arme. Ich rieche ihn und fühle den sanften Druck seines Kopfes auf meinen Schultern, wie seine Hände angenehm auf meinem Rücken ruhen. Ich schließe meine Augen und versinke ganz in dem Moment. In Zeitlupe erlebe ich ihn und doch ist er viel zu kurz. Er löst sich wieder aus der Umarmung und lächelt. „Ich habe etwas für dich.“, sagt er und zieht ein Goldkettchen aus seiner Hosentasche. Ich erkenne das goldene Kreuz, das an der Kette baumelt sofort wieder. Ein Blick zu seinem Hals bestätigt meine Vermutung, er ist leer.
„Hier, ich schenke sie dir, … sieh es als Wiedergutmachung.“
„Nein, das kann ich nicht annehmen!“, protestiere ich.
„Doch, kannst du. Nimm sie.“, befiehlt er sanft.
„Danke“, flüstere ich zurück und er legt sie mir im selben Augenblick um den Hals. Mit Schmetterlingen im Bauch begutachte ich das Kreuz um meinem Hals. Dann drehe ich mich um, um mich wieder neben Jonny zu setzten. Auf halbem Weg schweift mein Blick an Billy vorbei und ich bemerke, dass er mir zuzwinkert. Ich muss schmunzeln und erwidere es mit einem Lächeln.
Noch immer auf Wolke 7 schwebend sitze ich bei Billy und unterhalte mich mit ihm. Schon die ganze Zeit brennt mir eine Frage auf den Lippen, doch ich traue mich nicht, sie auszusprechen. Die Hand. Ein perfekter Daumen, ein geradliniger Zeigefinger, ein normaler Mittelfinger und der vom Goldring umrahmte Ringfinger. Und dann – nichts. Dort, wo normalerweise der kleinste im Bunde seinen Platz hat, herrscht Leere. Nur ein kleiner Stummel zeugt vom einstigem Dasein des Fingers. Um die Erhebung herum weist die Handfläche hellrote, winzige Flecken auf, die auf seiner blassen Haut einen Kontrast bilden. Ich kann einfach nicht die Augen von ihr nehmen, egal, wie ich mich bemühe, das Starren sein zu lassen. Von unserem Gespräch über sein Obdachlosen-Leben bekomme ich immer weniger mit. Mich wundert es schon, dass er noch nichts bemerkt hat. Darum bin ich auch nicht sonderlich überrascht, als er sagt:
„Du bist nicht die erste, die meine Hand komisch findet.“
„Komisch habe ich nicht gesagt, nur anders halt. Hast du das schon seit deiner Geburt?“, wende ich ein.
„Das ist eigentlich ein Thema über das ich nicht so gerne rede.“, erwidert er. Leider hat er mich damit erst neugierig gemacht. „Oh, tut mir Leid, ich hätte dich nicht darauf ansprechen sollen.“
„Nein, nein, das konntest du ja nicht wissen.“ , antwortet er. Enttäuscht wende ich meinen Blick ab und bemerke, dass auch mein Bruder und Ron unserem Gespräch lauschen „Na gut, ich erzähle es euch, schließlich habe ich auch angefangen mit der Geschichte.“, lenkt er doch noch ein. „Es ist schon einige Jahre her, vielleicht ...“
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Never again! Never again?
Aventura-- Mit Trailer -- Wir haben geschworen, dass so etwas nie wieder passiert, doch es ist wieder geschehen. Und so ist Linas Leben auf ein Mal nicht mehr das, was es immer war. Deutschland ist im Ausnahmezustand. Im Jahr 2542 ergreifen ehemalig genannt...