„Wie das Geld ist weg?“, fragt Ron ungläubig, doch eine kleine Prise Angst spielt in seiner Stimme mit. „Es ist nicht mehr da! Ich hab die ganze Tasche durchsucht, es ist nicht mehr da!“ Meine Stimme überschlägt sich und ich muss mich bemühen, die Tränen zurückzuhalten. „Das kann doch nicht einfach verschwinden? Ohne Geld sind wir aufgeschmissen! Wir brauchen Essen, Trinken, aber ohne Geld? Heutzutage kriegt man nichts geschenkt, wie soll das funktionieren?“, erwidert Ron gereizt. „Das weiß ich doch auch! Aber es kann sich ja nicht einfach verschwinden, es muss doch hier irgendwo sein!“, gebe ich spitz zurück und beginne erneut hektisch in meiner Tasche zu kramen. „Die Jungs“, bemerkt Ron mit zorniger Stimme und zieht tief Luft ein. „Die Tasche ist dir aus der Hand geflogen und mich haben sie geschickt abgelenkt mit dem Schlägertyp. Besonders schwierig haben wir es ihnen ja nicht gemacht! Wie konnten wir bloß so dumm sein!“, fügt er hinzu. Ein Gefühlscocktail aus Wut und Verzweiflung breitet sich in mir aus. Ron tritt nach einem Koffer, der mit kurzer Zeitverzögerung krachend umkippt. „Aber nun können wir auch nichts mehr ändern. Wir sollten uns jetzt eher darum kümmern, wie wir an Essen herankommen.“ „Wir wollten doch Billy fragen.“, antwortet Ron, nun wieder in normaler Stimmlage.
„Hinter dem Bahnhof befindet sich ein kleiner Müllplatz, wo unter anderem auch die Imbissstände ihre Reste entsorgen. Dort liegt häufig auch Essbares. Nicht direkt der reinste Luxus, aber wer Hunger hat, isst sogar das.“ Der zweifelnde Blick, den er Ron zuwirft ist nicht zu übersehen.Doch ich bin es, die von dem Vorschlag nicht überzeugt ist: „Müllhalde...Naja...“, stottere ich leicht angewidert. „Willst du nun etwas in deinen Magen bekommen, oder nicht?“, sagt Ron. Als ich keine Antwort gebe, redet er weiter: „Wo finden wir ihn denn?“ „Den Hintereingang raus, dann seht ihr ihn schon. Spätestens der Geruch wird euch den Weg zeigen.“ Billy lächelt mitleidig. Ich schnaube leise, doch Ron steht schon auffordernd auf. Erst bleibe ich widerstrebend sitzen, aber die schmerzende Leere in meinem Bauch lässt mich ihm dann doch folgen. Ich binde April los und frage Jonny, ob er auch mitkommen wolle, worauf er sofort aufsteht und sich neben Ron stellt.
„Das ist ja ekelhaft!“, beschwere ich mich, während von Ron und Jonny nur noch Hüfte und abwärts zu sehen sind, denn der Rest ihrer Körper steckt kopfüber in einem Müllcontainer. Auch April vergnügt sich in einem Haufen aus Plastiktüten und -flaschen. „Nimm das mal!“, hallt es aus der Blechbox und eine Hand, die eine Breze hält, streckt sich mir entgegen. Angewidert nehme ich sie mit den Fingerspitzen entgegen. Nach und nach folgen immer mehr Lebensmittel. „Das reicht schon, Jungs.“, sage ich und sie schieben sich kurz darauf mit hochroten Kopf aus der Tonne. Als wir schon fast wieder aus dem abgezäunten Gelände herausen sind, fällt mir eine Tüte, prall gefüllt mit Plastikflaschen auf. Beim näheren Betrachten sticht mir ein Aufdruck ins Auge, der den Pfandbetrag freigibt.
Um einiges reicher haben sie uns nicht gemacht, aber dennoch haben wir jetzt wenigstens ein bisschen Geld. Im ersten Moment weigere ich mich, diese Reste-essen auch nur anzurühren, doch mein Hunger siegt auch ein zweites Mal und es schmeckt sogar besser als gedacht. Wir verspeisen fast alles, bis wir endlich satt sind. Mir graust es aber jetzt schon vor dem morgigen weiteren Besuch auf dem Müllplatz. Doch dann steht erst noch eine Geburtstagsparty an. An diesen Geburtstag wird er sich wahrscheinlich noch lange erinnern.
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Hallo :) endlich mal wieder ein neues Kapitel :) Sorry, dass es nur so kurz geworden ist, aber diese Ende schien mir ganz gut ;)
lg shining0star
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Never again! Never again?
Avventura-- Mit Trailer -- Wir haben geschworen, dass so etwas nie wieder passiert, doch es ist wieder geschehen. Und so ist Linas Leben auf ein Mal nicht mehr das, was es immer war. Deutschland ist im Ausnahmezustand. Im Jahr 2542 ergreifen ehemalig genannt...