Criminal Minds

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Ich suchte summend meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche heraus und schloss die Türe auf. Seit mehr als drei Wochen wohnten Sirius und ich jetzt in der kleinen Wohnung unter dem Dach. Eigentlich nur drei Wochen, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
Ich hatte einen ungewöhnlich guten Tag gehabt. Ich fühlte mich tatsächlich wirklich richtig gut und ich konnte mich nicht daran erinnern, wann das zuletzt der Fall gewesen war. Zumindest nicht in den letzten paar Monaten. Aber heute war ein guter Tag gewesen. Ich liebte es, wieder in London zu leben. Zuerst hatte ich mich mit Dawn in der Winkelgasse getroffen und meine Schulsachen für Hogwarts gekauft. Dann war ich alleine durch die Straßen geschlendert und hatte es einfach genossen, wieder in dieser Stadt zu sein. In meiner Stadt. So kam es auch, dass ich ungewöhnlich gute Laune hatte, als ich an diesem Tag nach hause kam. Sirius war nicht da, was mich nicht weiter wunderte, da er sich mittags mit James und Peter getroffen hatte. Sie waren wahrscheinlich noch irgendwo unterwegs.
Als ich die Wohnung betrat hatte ich auf einmal ein seltsames Gefühl. Ich konnte es nicht wirklich erklären, aber irgendetwas war anders als sonst. Irgendwas stimmte nicht. Das erste was mir auffiel war, dass das Küchenfenster offen stand, obwohl ich mir ziemlich sicher war, es geschlossen zu haben, bevor ich gegangen war. Dann fiel mein Blick auf den kleinen Küchentisch, den wir erst vor wenigen Wochen gekauft hatten und ich sah den Zettel. Ein einfaches Stück Papier, das aber ganz sicher nicht da gewesen war, als ich am Nachmittag die Wohnung verlassen hatte. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht ein Zettel von Sirius war, aber als ich ihn mir ansah, erkannte ich die Schrift sofort. Und es war nicht Sirius.

Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig!
Westminster Abbey am Grab des Unbekannten Soldaten.
Heute vier Uhr dreisig.
~ R

Mein Herz begann zu rasen, als ich die wenigen Worte las. Eine Mischung aus Angst und Aufregung machte sich auf einmal in mir breit. Wie oft hatte ich auf eine Nachricht von meinem Cousin gehofft? Und jetzt wünschte ich mir sie nie bekommen zu haben. Überfordert ließ ich mich auf einen der Küchenstühle fallen. Es gab tausend gut Gründe diese Nachricht einfach zu ignorieren. Ich wusste, was Sirius mir jetzt sagen würde, wenn er hier wäre. Ich schuldete meinem Cousin rein gar nichts. Wir hatten Jahre lang nicht miteinander gesprochen und unsere kurzen Gespräche im letzten Schuljahr verpflichteten mich zu gar nichts. Dazu kam diese irrsinnige Idee, Westminster Abbey? Selbst Zauberer waren nicht so blöd und versuchten nachts in die Kirche einzubrechen. Zumindest psychisch stabile Zauberer. Das war genau das, was er mir sagen würde. Und dann war da natürlich noch Sirius selbst, der mich umbringen würde, sollte ich es wagen dort hinzugehen. Alles in allem war es einfach nur eine furchtbar schlechte Idee. Und trotzdem, in dem Moment, in dem ich den Zettel sah, war mir hundertprozentlig klar, dass ich gehen würde, egal wie viel Gründe dagegen sprachen. Ich ließ das Papier in meine Jackentasche gleiten und schrieb Sirius selbst einen Zettel. Zumindest so viel war ich ihm schuldig! Und außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass mir dieser Zettel später zumindest ein paar Sympathie Punkte geben würde. Da ich nicht lügen wollte, ihm aber auch nicht direkt die Wahrheit sagen konnte, schrieb ich nur sehr wenig und sehr inkonkret.

Mach dir keine Sorgen wenn ich nicht zuhause bin, ich bin unterwegs.
Mir geht es gut. Wir sehen uns morgen früh!
Ich liebe dich!
Silvi

So wusste er wenigstens, dass es mir gut ging und musste sich keine Sorgen machen. Ich schloss das Küchenfenster, packte meine Schlüssel wieder ein und verließ die Wohnung, auch wenn ich noch Stunden Zeit hatte, bis zu meinem Treffen mir Rodolphus. Ich wusste nicht, wann Sirius nach hause kommen würde, aber ich wollte weg sein, wenn es soweit war.
Unsere Wohnung lag in Camden Town. An sich nicht mehr als ein anständiges Wohnviertel, aber Camden Market war der perfekte Ort, um in den Menschenmengen zu verschwinden. Ich kaufte mir etwas zu trinken, setzte mich auf eine der Bänke und dachte nach. Westminster Abbey, er wollte es mir wirklich nicht einfach machen. Ich kannte mich ja nicht mit dem Kirchen Sicherheitssystem in London aus, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie durch hunderte Muggel Sicherheitstechniken vor Einbrechern geschützt war. Außerdem vermutete ich, dass es zusätzlich noch Sicherheitsleute vor Ort geben würde, es also ziemlich schwierig sein dürfte unbemerkt zum Grab des unbekannten Soldaten zu gelangen, dass im Mittelschiff lag. Ich überlegte eine dreiviertelstunde, bis mir etwas einfiel. Es war kein besonders sicherer Plan und ich hatte keine Ahnung ob es funktionieren würde, aber es war meine einzige Idee, also beschloss ich ihr zu folgen. Ich nahm die Northern Line zurück zur Charrington Cross Road. Zurück in die Winkelgasse und bahnte mir meinen Weg durch die Menschenmenge zurück zu Flourish and Blotts. Ich brauchte ein Buch. Ein ganz bestimmtes Buch.
Nachdem ich mich eine halbe Stunde lang durch staubige Pergamentrollen und alte Lederbücher gekämpft hatte, fand ich wonach ich suchte. "Zauberkunst für Zaubermeister" war ein uralter dicker Wälzer, der schon seit mein Vater zur Schule gegangen war verkauft wurde. Ich wusste, dass er bei meinen Eltern zuhause im Grimaudplatz stand und ich wusste auch, dass er Zauber, den ich suchte darin zu finden war. Das einzige, was ich nicht wusste war, ob ich in der Lage sein würde diesen Zauber anzuwenden. Ich hoffte es. Schließlich war ich nicht schlecht in Zauberkunst, aber ein Zaubermeister war ich dann eben auch nicht. Auch wenn ich mir nicht sicher war, was genau ein Zaubermeister überhaupt sein sollte, ich war mir ziemlich sicher, dass die Autoren damit nicht gerade siebzehnjärige Mädchen gemeint hatten... Mit einem unguten Gefühl warf ich meine letzte Galleone auf den Tresen, schnappte mir den Wälzer und verließ den Laden.

I might be crazy but at least I'm free - Blood is thicker than waterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt