,,Das ist so wiederlich" angeekelt beobachtete ich Sirius dabei, wie er sein mittlerweile viertes Lammkotelett in sich reinstopfte. ,,Hast du mal daran gedacht, dass du davon fett werden könntest?"
,,Wir wissen beide, dass ich selbst fett noch gut aussehen würde" er grinste selbstzufrieden und biss nochmal ab.
,,Ja, ist klar. Und wenn du dann so fett bist, dass du nicht mehr vom Sofa aufstehen kannst, soll ich dich bedienen, oder was?"
,,Ist ja gut" abwährend hob er die Hände und legte das Kotelett weg. ,,Lass mich doch, ich bekomm doch die nächsten zwei Wochen nichts richtiges mehr."
Wo er recht hatte, hatte er recht. Es war der letzte Tag vor den Weihnachtsferien und da wir beide absolut nicht kochen konnten und keiner von uns auch nur ansatzweise die Motivation verspürte, es zu lernen, würden wir uns wohl oder übel zwei Wochen von Pizza und Nudeln mit Ketchup ernähren müssen. Es gab definitiv schlimmeres.
,,Na gut, aber erwarte nicht, dass ich dich heute nochmal küsse" augenverdrehend wandte ich mich wieder meinen Kartoffeln zu. Verdammter Fleischfresser.
,,Da bin ich aber erleichtert" neckte Sirius mich grinsend. ,,Als ob ich einen Kuss von dir wollen würde."
,,Vorsicht Mister Black" ich warf ihm einen warnenden Blick zu. ,,Du riskierst hier gerade dein friedliches Weihnachtsfest."
,,Schon gut" er schmatzte mir einen Kuss auf die Wange. ,,Ups sorry."
Mit einem finsteren Blick wischte ich mir die Bratensoße aus dem Gesicht. Manchmal konnte er so ein Schwein sein, da fragte ich mich wirklich, warum ich mit ihm zusammen war. Dann grinste er mich entschuldigend an und ich wusste es wieder. Weil der Arsch mich wirklich jedes Mal um den Finger wickelte und ich ließ es einfach zu. Was für ein Weichei ich nur war!Hätte ich gewusst, dass das eines der letzten unbeschwerten Gespräche war, das Sirius und ich über eine lange Zeit führen würden, hätte ich ihm vermutlich gesagt, dass ich ihn liebte. Vielleicht hätte ich mich auch schon mal im Voraus entschuldigt, für meinen Anteil, an der Katastrophe, die da auf uns zukam. Aber ich wusste es nicht und so blieb ich einfach schweigend neben ihm sitzen uns aß meine Kartoffeln.
Einen Tag später saßen wir im Hogwartsexpress auf dem Weg zurück nach London. Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass wir das letzte Mal für Weihnachten von der Schule nach Hause fahren würden. Dieses seltsam schwermütige Gefühl begleitete uns das ganze Jahr. Ständig dachte man daran, dass es das letzte Mal sein würde, dass man etwas tat. Und so sehr wir uns auch bemühten es zu genießen, irgendwie war man auch traurig.
Die anderen spielten die meiste Zeit Zauber Mau-Mau, während ich einen Großteil der Fahrt an Sirius gelehnt aus dem Fenter starrte. Irgendwie hatte ich keine Lust auf lange Unterhaltungen.
,,Alles gut? Du bist so ruhig" flüsterte er mir irgendwann zu, während James sich im Hintergrund lautstark beschwerte, dass Peter schummelte. Tatsächlich hatte Peter nicht viele Talente, aber in Mau-Mau war er seltsamerweise unschlagbar.
,,Alles gut, ich bin nur müde" erwiderte ich lächelnd. Tatsächlich war meine Laune in letzter Zeit nicht besonders gut gewesen, ich konnte selbst nicht genau sagen warum. Ich schob es darauf, dass ich schlecht schlief und mir Sorgen wegen den Prüfungen machte, weil ich ehrlich gesagt nicht länger darüber nachdenken wollte. Es gab in letzter Zeit eh schon genug, worüber man sich den Kopf zerbrechen konnte.
,,Wenn du meinst" Sirius warf mir einen zweifelnden Blick zu, beließ es aber dabei. Er wusste, dass es keinen Sinn machte darüber zu diskutieren und ich war ihm wirklich dankbar, dass er es sein ließ. Ihm zu Liebe wandte ich mich vom Fenster ab, kuschelte mich noch enger an ihn und sah den anderen beim Spielen zu, genau in dem Moment, als der Stapel Spielkarten vor Mary explodierte und Peter mit einem triumphierenden Grinsen die Arme hochriss. Naja, jeder musste schließlich irgendein Talent haben.In London angekommen verabschiedeten wir uns von den anderen. James und Cora würden wir bereits morgen, am Weihnachtstag wiedersehen, da wir bei den Potters zum Essen eingeladen waren. Die anderen würden wir nicht sehen, bis wir wieder in Hogwarts waren. Wir hatten keine Pläne für Silvester gemacht und nach unseren Erfahrungen im letzten Jahr hatten wir beschlossen, dass es auch keine geben würde. Sirius und ich würden alleine, bei uns in der Wohnung feiern. Und irgendwie freute ich mich wahnsinnig darauf unser erstes Silvester in der Wohnung, nur mit ihm zu verbringen. Klar, ich liebte meine Freunde, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es so etwas ganz besonderes sein würde.
Sirius und ich fuhren mit der U Bahn zu uns nach Hause. Theoretisch war ich ja schon volljährig, aber Sirius und ich hatten unsere Apparierprüfung noch nicht gemacht. Dadurch brauchten wir zwar ein bisschen länger, aber es machte mir nichts aus. Ich hatte das Leben in London vermisst. Die vielen Menschen, die so bunt durcheinander gewürfelt waren, wie nirgendwo sonst, das laute Stimmengewirr an den Bahnsteigen, selbst die "mind the gap" Durchsage machte mich glücklich. London war einfach die extremste Stadt, die ich kannte und ich wollte nirgendwo sonst leben.
Trotzdem war ich froh, als Sirius die Tür zu unserer Wohnung aufschloss und ich endlich ins Warme kam. Ich war hundemüde und wollte eigentlich nur noch schlafen. Dementsprechend schnell zog ich meinen Zauberstab und entfernte mit einem Schwung den Staub von unseren Möbeln, bevor ich mich erschöpft auf unser Bett fallen ließ. Das bestand leider immer noch nur aus einer Matratze und einem Lattenrost, aber es war gemütlich und alles andere war mir momentan ziemlich egal. Wie ein nasser Sack ließ Sirius sich neben mich fallen und ich lächelte, ohne die Augen zu öffnen.
,,Morgen ist Weihnachten" ich musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er grinste.
,,Ich weiß."
,,Ich liebe Weihnachten."
,,Ich weiß" ich musste ebenfalls grinsen. Das Sirius Weihnachten liebte, wusste so ziemlich jeder, der ihn kannte. Gähnened drehte ich mich zu ihm um und er legte sofort einen Arm um mich. Ich schloss die Augen wieder und genoss, dass es einfach nur wir beide waren. Denn egal, wie viel Zeit James jetzt mit Lily verbrachte und egal wie oft ich heimlich im Schlafsaal der Jungs übernachtete, diese Momente gab es einfach viel zu selten.,,Bist du fertig? Wir müssen los" rief Sirius am nächsten Morgen aus der Küche. Wir hatten verschlafen und noch nicht mal Zeit gehabt Geschenke auszupacken. Wenn wir nicht zu spät kommen wollten, mussten wir eigentlich jetzt los.
,,Gib mir eine Minute" gestresst griff ich nach meinem Zauberstab, um meine Haare unter Kontrolle zu bringen. Ich hörte Sirius Antwort nicht, denn genau in diesem Moment klopfte es an unserer Wohnungstür.
,,Machst du mal auf?" ich ging davon aus, dass es Cora oder James war, die uns abholen wollten. Immerhin waren wir jetzt schon zu spät. Ich hörte, wie Sirius zur Tür ging und dann herrschte Stille.
,,Wer ist es?" rief ich, etwas besorgt. Wenn es James gewesen wäre, hätte man das lautstark mitbekommen und Cora wäre jetzt schon im Badezimmer gestanden. Ich bekam keine Antwort. ,,Sirius?"
Seufzend legte ich meinen Zauberstab zur Seite und ging selbst nachschauen. Sirius stand im Türrahmen und starrte nach draußen. Auf seinem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus den unterschiedlichsten Emotionen. Überraschung, Verwirrung, aber vor allem Wut.
,,Was ist?" fragte ich vorsichtig. Ich hatte eine böse Vorahnung, wer da vor der Tür stehen musste, damit Sirius so reagierte, aber ich war nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte. Als Sirius nicht antwortete, wollte die Tür ganz aufschieben, damit ich sehen konnte, wer dort stand, aber in diesem Moment sagte die Person: ,,Lass mich endlich rein, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit."
Dann schob sich die Tür ganz auf und ich starrte geradewegs in das Gesicht meines Cousins. Das wars dann wohl mit einem friedlichen Weihnachtsfest.
,,Was zur Hölle willst du hier?"
Ich konnte kaum glauben, dass er hier einfach so auftauchte. Er war ein gesuchter Mörder, ich wollte nicht wissen in was für Schwierigkeiten er sich und vor allem Sirius und mich bringen könnte, indem er einfach so durch London streifte.
,,Du bist nicht gekommen, also musste ich wohl oder übel selber bei dir vorbeikommen" erwiderte Rodolphus gereizt. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich kurz in unserer Wohnung um, bevor er zum Fenster ging und dort die Vorhänge zuzog.
,,Ich bin nicht gekommen, weil ich offensichtlich kein Interesse daran hatte dich zu sehen" ich verschränkte die Arme, unschlüssig, was ich machen sollte. Eigentlich hatte ich damit abgeschlossen, oder es zumindest versucht. Aber wenn er am helligsten Tag hier auftauchte und sich damit in Gefahr brachte, dann musste es auch einen guten Grund dafür geben. Ehe ich es mir allerdings anders überlegen konnte, entschied Sirius schon für mich.
,,Du musst gehen. Jetzt" er sah absolut wütend aus. Und wenn Sirius so wütend war, bekam sogar ich ein wenig Angst vor ihm. Rodolphus lachte allerdings nur und ließ sich auf einen der Stühle an unserem Küchentisch fallen.
,,Ja, ich hätte gerne einen Tee, danke Black."
,,Rodolphus, das kannst du nicht machen. Du kannst nicht einfach so hier auftauchen und du kannst auch nicht einfach so erwarten, dass ich mitten in der Nacht irgendwo hinrenne, nur um dich zu sehen. Ich will nichts mehr hiermit zu tun haben. Du musst gehen" sagte ich schnell, denn Sirius sah so aus, als würde er gleich die Fassung verlieren.
,,Der Punkt an dem du nichts hiermit zu tun haben kannst, ist schon längst vorbei. Du steckst mitten drin, ob du das willst oder nicht. Und du musst wenigstens hören, was ich zu sagen hab" er beugte sich vor und warf mir einen eindringlichen Blick zu. ,,Es geht hier nicht um mich Silvi, es geht um dich."
,,Wir sind nicht bescheuert Rodolphus. Und wir wollen auch nicht hören, was du zu sagen hast, verschwinde" knurrte Sirius. Ich zögerte. Es machte mich wahnsinnig nicht zu wissen, was er von mir wollte. All diese geheimen Nachrichten und Treffen, ich wollte endlich wissen warum.
,,Sirius, vielleicht sollten wir uns anhören, was er zu sagen hat" murmelte ich, ohne ihn anzusehen.
,,Das ist nicht dein Ernst?"
,,Warum sollte er hierher kommen, wenn er nichts wichtiges zu sagen hat? Das mindeste was wir tun können, ist zuzuhören und dann zu entscheiden, was wir machen" erwiderte ich ruhig. Ich wusste, dass er das nicht hören wollte. Und ich wollte keinen Streit mit Sirius, aber das hier schien wirklich wichtig zu sein.
,,Weißt du was? Mach was du willst. Ich geh jetzt zu den Potters und feier Weihnachten, mit meinen Freunden. Du kannst ja hier bleiben und dich mit Massenmördern unterhalten. Ist ja genau deine Gesellschaft in letzter Zeit."
Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte er die Tür hinter sich zu und ließ mich mit Rodolphus alleine zurück. Ich seufzte tief. Sirius war wirklich sauer und mir war schon klar, dass das noch Konsequenzen haben würde. Aber jetzt war es eh schon zu spät, also wandte mich dann wieder meinem Cousin zu und zog abwartend die Augenbrauen hoch.
,,Sorry" meinte der schulterzuckend. ,,Ich wollte doch nicht, dass Siri Baby sauer auf dich ist."
,,Komm zum Punkt Rodolphus."
Ich hatte keine Lust Spielchen zu spielen. Ich wollte Antworten und zwar jetzt, damit er danach so schnell wie möglich gehen konnte. Je schneller das hier vorbei war, desto besser.
,,Okay, pass auf, ich hab dir schon mal gesagt, dass ich etwas rausgefunden habe, das dich und vor allem die Familie deiner Mutter betrifft. Ich hab es bis jetzt nicht so ganz verstanden, aber ich hoffe, dass du es vielleicht verstehst."
DU LIEST GERADE
I might be crazy but at least I'm free - Blood is thicker than water
Hayran KurguSilvi, Sirius und ihre Freunde bereiten sich darauf vor ihr letztes Jahr in Hogwarts anzutreten, während Voldemort immer stärker wird. Doch auf einmal kommen eine Reihe von seltsamen Fragen auf und Silvi wird wieder einmal gezwungen sich mit ihrer F...