Kapitel 2

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Kuchels Schritte halten über den langen Korridor, sie ging schnell voran, während ich versuchte Schritt zu halten. „Deine Ausbildung fängt ab Morgen an. Heute werde ich dich im Gebäude herum führen und dir die anderen vorstellen“, meinte der Engel ruhig. Ich nickte langsam. Sie stieß eine Tür auf und wir betraten einen Raum, der ein bisschen wie ein Gemeinschaftsraum aussah. „Alle mal hergehört!“, rief Kuchel und augenblicklich waren alle Blicke im Raum auf uns gerichtet. Sie alle waren Engel und schienen voll ausgebildet zu sein. „Das ist Marco, er ist neu hier angekommen und wird morgen seine Ausbildung hier antreten. Bitte versucht ihn ein bisschen zu helfen, okay?“ "Ja" oder "okay" kam als Antwort. Meine Ausbilderin nickte zufrieden und wandte sich dann einen Jungen zu, der neben seinen Freunden auf dem Sofa in der Ecke saß. „Du da, Max, weißt du wo Carla ist?“ „Als ich sie das letzte mal gesehen habe wollte sie in die Bibliothek“, antwortete Max, woraufhin Kuchel nickte, wir wieder raus gingen und sie die Tür schloss. „Gut, dann auf zur Bibliothek!“, rief der Engel vor mir und schon liefen wir wieder diesen schier endlos wirkenden Korridor entlang. „Da drüben ist die Kantine, da der Abstellraum, die Küche ist hinter dieser Tür, diese Tür führt zu den Gang mit den Klassenräumen, für den theoretischen Teil deiner Ausbildung und wenn man durch diese Tür geht, gelangt man zu den Gang mit den Schlafsälen“, erklärte Kuchel, während wir an den verschiedenen Türen vorbei liefen. Ich versuchte mir alles zu merken, aber irgendwie war mir das alles zu groß und zu unübersichtlich. Ich würde mich nie zurecht finden. „Und hier ist die Bibliothek!“, hörte ich den schwarzhaarigen Engel sagen, bevor sie eine große, goldene Doppeltür öffnete und meine Güte, ein Blick hinein reichte bei mir für einen einzigen Gedanken: Wäre ich Armin, wäre ich jetzt erst recht im Himmel. Dieser Raum war so riesig, dass ich von meinen Standpunkt aus das Ende der Bibliothek nicht sehen konnte! Unzählige Bücherregal standen im Raum, gefühlt mit Unmengen an den verschiedensten Büchern. „Weißt du was das besondere an dieser Bibliothek ist, Marco?“, fragte Kuchel. War die Frage ernst gemeint? „Sie meinen außer, dass sie unnatürlich groß ist?“ Sie lachte kurz und nickte dann. „Ja genau, außer das sie so groß ist. In diesen Bücherregalen stehen alle Bücher die es auf der Welt gibt und die es in den nächsten 3000 Jahren noch geben wird. Wir hätten auch 4000 genommen, aber dafür hat der Platz nicht gereicht.“ Mir klappte die Kinnlade herunter, während ich mir versuchte vorzustellen, dass hier wirklich Bücher stehen, die 3000 Jahre aus der Zukunft stammen. Plötzlich nahm Kuchel mich an die Hand, schnipste mit den Fingern und im nächsten Moment standen wir am Ende der Bücherei. „Was war das?“, fragte ich und sah verwirrt auf Kuchels Finger. „Teleportation. Sonst würden wir ja eine Tagesreise unternehmen müssen um an das Ende dieses Raumes oder auf die Erde zu kommen. Das wirst du während deiner Ausbildung auch noch lernen“, meinte sie. Ich sah auf meine Hände und schmunzelte. Als ich noch klein war, hatte man Dinge wie Schnipsen oder Klatschen gebraucht um Kinderlieder zu unterstreichen und jetzt wurde es zur Fortbewegung benutzt. Ich glaube ich werde verrückt. Plötzlich tauchte ein weiterer Engel neben uns auf, sie hatte einen Stapel Bücher in der Hand und lächelte uns an. „Wieder ein neuer gekommen, Kuchel?“, fragte sie. Ihre braunen Haare hatte sie in einen Zopf gebunden über die Schulter liegen, sie hatte Flügel, einen Heiligenschein und die selbe weiße Kutte wie Kuchel. „Genau. Das ist Marco und er war mit Eren in einer Trainingseinheit. Marco, das ist Carla Jäger, zweite Abteilungsleiterin und Erens Mutter. Bei Fragen gerne auch an sie wenden“, machte meine Ausbilderin uns miteinander bekannt. Erens Mutter also... nun, das Kind konnte sie jedenfalls nicht verleugnen. Sie sah ihn wirklich ähnlich. „Er ist irgendwie niedlich. Guck mal, die ganzen Sommersprossen“, meinte Carla und wuschelte mir durch die Haare. Okay, ich nehme das mal einfach so hin.

(A/N: Schon Mal so im Vorraus: Ich bin mit Marco und Levis Spezialeinheit durcheinander gekommen. Marco ist im Manga vor denen gestorben, was ich hier allerdings vertauscht und auch so gelassen habe, weil ich sonst noch Mal alles hätte umschreiben müssen. Sorry!)

Am Abend setzte die Schwarzhaarige mich in der Kantine an einen Tisch und Gott, die die mit mir an einen Tisch saßen kannte ich ja alle, wenn auch nicht persönlich. Auruo, Eld, Gunther und Petra, so stellten sie sich reihum vor, aber ich kannte sie bereits. Wer kannte schon nicht Levis Spezialeinheit? Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die gestorben sind, aber das dürfte auch noch nicht so lange her sein, denn sie hatten weder Heiligenscheine noch Flügel, sie waren genauso wie ich in der Ausbildung. „Und Marco, wessen Schutzengel willst du werden?“, fragte Petra interessiert. Ich erzählte ihr von Jean und natürlich kannte sie ihn nicht, weshalb sie mich darum bat mehr über ihn zu erzählen. „Jean war gut darin sich Feinde zu machen. Er ist anderen oft vor den Kopf gestoßen und hat auch kein Blatt vor den Mund genommen, aber irgendwie mochte ich ihn von Anfang an. Ich habe öfters mal versucht ihn zurückzuhalten, wenn er wieder in einen Streit geriet, aber das war meistens unmöglich.“ Ich konnte nicht anders, ich musste einfach grinsen, als ich daran dachte, wie Eren und Jean das erste mal aufeinander getroffen sind. Mit niemanden ist er so oft aneinander geraten wie mit Eren. 'Hey Marco', hörte ich ihn in meinen Erinnerungen sagen, 'Wir gehen zusammen zur Militärpolizei und können dann zusammen ein sicheres Leben führen, okay?' Zusammen. Und jetzt war Jean alleine. Warum musste ich Idiot auch sterben?! „Hallo? Erde an Marco!“, rief Petra und fuchtelte mit ihrer Hand vor meinen Gesicht herum. Ich schreckte hoch und sah sie verwirrt an. „Was ist los?“ Sie lächelte, aber ich konnte einen Hauch von Besorgnis in ihren Augen ablesen. „Ich habe dich gefragt, ob es für dich okay wäre, wenn du erst mal zu uns in den Schlafsaal kommst. Wir haben noch ein Bett frei.“ Ich nickte nur abwesend und driftete wieder mit den Gedanken ab. Nichts destotrotz
hörte ich Auruos nächste Bemerkung: „Wenn wir jetzt laut seinen Namen rufe, wird er dann mit Polo antworten?“ Wow was für ein Scherzkeks. Die anderen drei stöhnten genervt auf. „Hör auf krampfhaft lustig sein zu wollen!“, fuhr Petra ihn an. Ich schmunzelte und aß dann schnell auf, um endlich ins Bett gehen zu können.

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