Kapitel 10

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„He, ihr da!“ Einer der Wachen kam auf uns zu gerannt, doch da wir in der Überzahl waren, ließen wir uns davon nicht beirren und schlugen ihn k.o bevor er Alarm schlagen konnte. „Das war knapp“, meinte Ilse und lief wieder voraus. Sie kannte sich im Gebäude aus, auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum sie sich aus kannte. Würde mich nicht wundern, wenn sie den Plan vom Hochsicherheitstrakt mal auswendig gelernt hätte um dann Besonderheiten in ihrem Notizbuch zu notieren. Ich lief hinter hier, als sie sich plötzlich hinter einem Mauervorsprung versteckte und mich mit dahinter zog. Kurz darauf gingen zwei Wachen den Flur entlang und sie hätten uns ohne jeden Zweifel entdeckt, wenn sie nicht so schnell gehandelt hätte. „Ich sag doch hier läuft man den Typen ständig in die Arme.“ Wir gingen weiter, versteckten uns noch mindestens fünf mal und prügelten uns mit zwei Wachen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Kampf verloren hätte, wenn da kein Mauerstück auf dem Boden gelegen hätte. Er hatte danach so eine Platzwunde am Kopf, dass ich kurz Angst hatte er würde verbluten. Andererseits brauchte es schon etwas mehr um einen Engel zu töten. „Gib mir mal das Mauerstück mit dem du den Typen gerade zur Strecke gebracht hast. Den können wir noch gebrauchen“, meinte Ilse und was genau sie damit vor hatte verstand ich erst, als wir vor einem großen Fenster standen. „Denkst du etwa wir würden einfach den Haupteingang nehmen? Da sind zu viele Wachen. Ich werde gleich das Fenster einschlagen, was höchst wahrscheinlich einen Alarm auslösen wird, washalb wir uns beeilen müssen. Sobald wir draußen sind, teleportieren wir uns einfach weg, verstanden?“ Ich nickte, sie holte aus und im nächsten Moment krachte das Mauerstück durch die Scheibe. Wie von Ilse angekündigt ging ein Alarm los, doch sie kletterte einfach durch das Fenster ins Freie und ich folgte.

„Hier ist niemand! Wenn die schon auf die Expedition gegangen sind, haben wir ein Problem“, murmelte Ilse, als wir etwas später in Kuchels verlassenen Büro standen. Tatsächlich war es doch schon viel später als ich gedacht hätte, was wohl bedeutet, dass ich doch länger k.o war als ich zuerst gedacht habe. „Weißt du von wo aus die Expeditionen immer starten? Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät“, erkundigte ich mich und natürlich wusste sie es. „Am Tor von Mauer Rose und du hast recht, vielleicht können wir es noch schaffen.“

Als wir am Tor ankamen waren schon alle auf ihren Plätzen. Die Soldaten saßen auf ihren Pferden in der Formation und die Engel, die standen bei ihren Schützlingen oder auf den Dächern herum stehender Häuser, unsichtbar für das menschliche Auge. ich suchte die Formation ab und blieb mit den Blick an einen verhältnismäßig kleinen Mann mit schwarzen Undercut hänge, an dessen Seite mehrere Schutzengel standen, Engel, die ich nur zu gut kannte. „Komm mit!“, rief ich Ilse zu, nahm sie an die Hand und lief mit ihr zu dem Corporal des Aufklärungstrupps. „Kuchel!“ Ich blieb vor der Schwarzhaarigen und ihren Sohn stehen. Kuchel sah mich ungläubig an, während Levis Miene unverändert blieb. Es war schon komisch, wenn man für Menschen auf einmal unsichtbar war. „Marco, da bist du ja! Wir haben praktisch jeden Stein nach dir umgedreht, wo warst du denn?!“ Ich wollte gerade antworten, als das Tor sich öffnete und somit den Beginn der Expedition ankündigte. „Erzählt es mir später. Jetzt sieh erst mal zu, dass du zu Jean kommst!“, meinte sie. „Aber Kuchel! Es ist wirklich-“, den Satz konnte ich nicht mehr zu Ende bringen, da sich die Formation in diesem Moment in Bewegung setzte. 'Verdammt!', fluchte ich innerlich, doch Ilse nickte mir aufmunternd zu. „Wir werden sie noch warnen können und sie hat recht, geh erst mal zu deinen Schützling.“ Ich nickte und machte mich auf die Suche nach Jean. Wird schon schief gehen.

Ehrlich gesagt machte ich mir nicht die Mühe mich selbst fortzubewegen oder die 3D Manöver Ausrüstung zu benutzen, so wie manch andere Engel, sondern setzte einfach hinter Jean auf sein Pferd, was er ja sowieso nicht mitbekam. Sorry, aber etwas faul durfte ja wohl jeder mal sein. Außerdem war ich ihn so viel näher und hatte einen Grund dafür meine Arme um ihn zu schlingen. Mein Blick hielt dabei immer die Umgebung im Auge, Ausschau haltend nach Titanen oder Mr. Angelus. Ich schluckte und drückte mich noch näher an Jean, so als ob er mich beschützen könnte. Dabei müsste es doch eigentlich andersherum sein.
Zu allem Überfluss tauchten sie gleichzeitig auf. Kaum kam der erste Titan auf die Formation zu, sah ich einige Engel die aus der Reihe tanzten und ihre Mitstreiter angriffen. Unter Menschen als auch Schutzengeln kam Unruhe auf. Der Titan kam auf uns zu und Jean musste kämpfen. Erst setzte das 3D Manöver ein und wollte angreifen, doch er rutschte ab. Das Monstrum packte nach im, doch ich schwang mich mit Hilfe der Ausrüstung zu meinen Freund hoch, griff ihn unter die Schultern und riss ihn etwas höher, außer Reichweite des Titanen. Sein darauf folgender irritierter Blick brachte mich zum schmunzeln.
Jean war zwar wieder aus Gefahr, aber plötzlich wurde ich angegriffen. Natürlich nicht von einen Titanen, die konnten mich genauso wenig sehen wie die Menschen, aber dafür von jemanden von dem ich es am wenigsten erwartet hätte. Ich sah auf und wollte meinen Augen nicht trauen. 'Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein!'

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