Kapitel 11

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„Eld?!“ Der Blonde stand über mir, die Sohle seines Stiefels drückte sich unangehnem in meine Magengrube und machte es mir unmöglich aufzustehen. „Kannst du mir mal sagen was das werden soll?“, schrie ich schon fast, während er zur Seite sah. Nicht mal den Mut mir jetzt in die Augen zu sehen hatte er. „Das ist eine lange und komplizierte Geschichte. Du würdest sie eh nicht verstehen“, sagte er nur, seine Hand wanderte in seine Tasche und holte einen kleinen Dolch hervor. Wenn das eine von diesen Waffen war die Engel töten können, hatte ich ein klitzekleines Problem und irgendwie wünschte ich mir in diesem Moment ich hätte das Mauerstück noch, mit dem ich den Kampf im Hochsicherheitstrakt schon gewonnen habe. Ich versuchte mich aufzurappeln und ihn einfach runter zu werfen, allerdings war das keine so gute Idee, denn erstellte sich nun noch mit den zweiten Fuß auf mich und mit seinen gesamten Körpergewicht auf meiner Bauchmuskulatur verteilt blieb mir nichts anderes übrig als keuchend liegen zu bleiben. „Nimm es bitte nicht persönlich. Du warst ein netter Kerl und ich wünschte es wäre anders gekommen.“ Er ging leicht in die Hocke und hielt mir die Klinge an den Hals. Ich zitterte und schloss angespannt die Augen. Sollte das jetzt wirklich mein zweites Ende werden? Gestorben, weil ich neugierig war? So wie beim letzten mal?
Nein, das war definitiv keine Option. So gut es mir möglich war, holte ich mit dem Kopf aus und setzte mich, die Schmerzen irgnorierend, ruckartig auf, so dass ich mit meiner Stirn gegen die von Eld stieß. Er taumelte zurück und rieb sich die Stirn, während ich die Gelegenheit nutzte um die Oberhand zu gewinnen. Ich stieß ihn von mir runter, riss ihn das Messer aus der Hand und setzte mich auf sein Becken, bevor auch nur irgendwie reagieren konnte. „Nicht schlecht“, murmelte er und grinste blöd. Wie gerne ich ihn das Grinsen ausgetrieben hätte. „Was soll das, Eld? Wieso hilfst du diesen Spinner?“, fragte ich, doch er lachte bitter. „Spinner? Dieser Spinner hat wenigstens versucht mir zu helfen. Dachtest du wirklich ich würde Levis Schutzengel werden wollen? Er hat doch schon eine ganze Armee an Engeln um sich, da braucht er mich doch gar nicht“, sein Grinsen verschwand und er sah mich ernst an, „Ich habe meine Verlobte Zuhause zurück gelassen, Marco. Weißt du was ich alles drum gegeben hätte sie beschützen zu dürfen? Aber ich werde Levi zugeteilt und niemand hat meinen Protesten zugehört, außer Mr. Angelus. Er hat mir versprochen, dass ich ihr Schutzengel werden darf, wenn ich ihm helfe!“ Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurück halten, holte mit der flachen Hand aus und schlug ihm, so dass sich ein roter Abdruck auf seiner Wange abzeichnete. „Mach die Augen auf! Mr. Angelus ist ein Betrüger der uns alle hinters Licht führen will! Er wird dir nicht helfen, sobald das hier vorbei und er an der Macht ist, wird er dich fallen lassen!“, rief ich aufgebracht. Der Blonde sah mich ungläubig an, bevor ich von im runter ging und das Messer fallen ließ. „Denk mal darüber nach.“ Bevor er etwas sagen, oder auf die Idee kommen konnte mich erneut anzugreifen, verschwand ich zwischen den Soldaten und Engeln um nach Jean zu suchen. Unterwegs traf ich auf Kuchel die ein wenig überfordert zu sein schien. „Wolltest du mich etwa davor warnen?“, fragte sie und blickte sich dabei um. Nicht mur Engel die ihrer Tätigkeit nachgingen, sondern auch welche die mit ihres gleichen kämpften waren zu sehen. „Ja, aber jetzt ist es eh zu spät. Wir müssen Mr. Angelus finden, er hat das ganze überhaupt erst geplant!“ Die Schwarzhaarige nickte und winkte Carla zu sich, welche sie schnell über die momentane Situation brachte. „So wie es aussieht konnten wir fünf Rebellen im Schach halten, zwei umstimmen und zehn das Bewusstsein nehmen. Drei wurden im Gerangel getötet, unter den "Normalen" Engeln sind sechs schwerverletzt und zwei Tote. So wie es aussieht gewinnen wir wieder die Oberhand“, erklärte Erens Mutter und ich atmete erleichtert auf, auch wenn zwei Unschuldige ihr Leben verloren haben war es umso wichtiger, dass wir am gewinnen waren. „Ich glaube Mr. Angelus ist nicht hier. Wir müssen ihn suchen, wenn die Expedition vorbei ist“, meinte ich, meine Ausbilderinen nickten zustimmend, bevor Carla in die Menge deutete. „Da drüben ist Jean. Die solltest dich erst mal nur auf ihn konzentrieren!“, sagte sie. Recht hatte sie, das war immerhin auch meine Aufgabe. Ich spürte meinen Adrenalinspiegel steigen, als ich auf Jean zustürmte der um ein Haar von einen Titanen gepackt worden wäre. Meine Güte, man konnte ihn auch wirklich für keine einzige Sekunde aus den Augen lassen.

Nach dieser Expedition waren nicht nur unter den Menschen Opfern. Auch wir schleppten die Leichen von Unschuldigen und Rebellen mit. Mr. Angelus Anhänger wurden alle samt festgenommen, auch Eld. Doch er schien einsichtig zu sein, was mich ehrlich gesagt erleichterte. „Hey, was guckst du denn so bedrückt? Freu dich mal!“, sagte da plötzlich jemand neben mir. Ich sah zur Seite, wo Ilse auf einmal neben mir her lief, ihr Notizbuch fest in der linken Hand. „Wirklich freuen kann ich mich erst, wenn wir diesen Wahnsinnigen geschnappt haben und dann kann er meinetwegen im Hochsicherheitstrakt vergammeln, so wie er mit uns beiden vor hatte.“ Sie lachte nur und sah dann zu Jean, der vor uns her ritt (auf seinen eigenen Pferd, nur falls Eren das mal lesen und blöde Witze reißen sollte). „Sag mal Marco... Wie sieht es eigentlich mit deiner sexuellen Orientierung aus?“ Das hatte sie gerade nicht wirklich gefragt, oder? Okay doch, sie hat es gefragt! „Wie genau habe ich das jetzt zu verstehen?“, erkundigte ich mich, obwohl ich es mir schon denken konnte. Ilse blieb stehen, zog mich auf ihre Höhe und flüsterte mir Jeans Namen auf einer Art und Weise in mein Ohr, die mir eine Gänsehaut verpasste. Gleichzeitig fühlte ich aber auch, wie mir die Farbe in die Wangen schoss. Ich sah weg und ignorierte ihr wissendes Kichern einfach.

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