Ich war leicht nervös, als das Ende der Stunde erreicht war und alle aus dem Klassenzimmer stürmten, nur Mr. Angelus und ich blieben zurück. Ich packte meine Sachen zusammen und ging an sein Pult. „Marco", murmelte er, „interessanter Name. Kommen deine Eltern aus Spanien oder Italien?" Was zur Hölle sollte das jetzt? „Spanine oder Italien? Sir, die Menschen leben seit Jahren eingepfercht hinter diesen Mauern, die Ländern von damals gibt es nicht mehr oder gehören den Titanen Gebiet an", ich zögerte kurz und fuhr dann fort, „außerdem kommt meine Familie nicht aus Spanien oder Italien. Ich glaube das Land hieß-" „Belgien", brachte er den Satz zu Ende. Woher weiß er das und warum fragt er mich überhaupt, wenn er es doch weiß? „Bei allem Respekt, aber was soll das hier?" Mein Lehre stand auf, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf in den Nacken gelegt und einen unsichtbaren Punkt an der Decke fixierend, während er wieder komisches und sinnloses Zeug fasselte. „Weißt du, was bei dem Job eines Engels am wichtigsten ist, Marco?" Meinen Namen Spuckte er aus wie Gift, was mir einen Schauer verpasste, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Nein, Sir", antwortete ich ehrlich, nur um festzustellen, dass mein Lehrer nicht mehr vor mir stand. Wo hatte er sich jetzt schon wieder hin teleportiert? Da legte sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter und ich sprang erschrocken auf. „Zuverlässigkeit! Eine Eigenschaften die jeder Engel braucht! Wie willst du deine Prüfung als Schutzengel bestehen, wenn du es nicht mal pünktlich zum Unterricht schaffst?!" Ich sah ihn an als ob er sie nicht mehr alle hätte, was auch wirklich der Fall zu sein schien, und setzte mich zu Wehr. „Mr. Angelus, ich bin nur zwei Minuten zu spät gekommen. Ich gebe ihnen Recht, dass sowas nicht ständig passieren darf und zuverlässigkeit sowie pünktlichkeit wichtige Eigenschaften sind, aber finden sie nicht, dass sie etwas übertreiben? Zwei Minuten sind nun wirklich nicht die We-"
„ZWEI MINUTEN IN DENEN DEIN SCHÜTZLING HÄTTE STERBEN KÖNNEN, WENN DU DEINE PRÜFUNG JETZT SCHON BESTANDEN HÄTTEST!", schrie er mich an. Ich zuckte zusammen und mir wurde klar, dass der Typ wirklich einen an der Klatsche hat, auch wenn er während dem Unterricht nicht den Eindruck danach gemacht hat. Mein Lehrer ging um den Pult herum, ließ sich in den Stuhl fallen und massierte seine Schläfen, fast so, als ob ihn sein eigener Wutausbruch völlig erschöpft hätte. Mit einen Taschentuch tupfte er sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich dann wieder mir zu. „So viel Inkompetenz hätte ich einen Belgier nie zugetraut", murmelte er noch, bevor er mich entließ. Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen, nahm meine Sachen und rannte aus dem Zimmer. Es sei zu erwähnen, dass er den Namen "Marco" danach völlig aus seinen Gedächtnis löschte und mich nur noch den inkompetenten Belgier nannte. Ich sagte doch, dass er verrückt ist.„Macht dir nichts draus, dieser Mann hat alle seine Schüler auf den Kieker. Mich hat er zum Beispiel mal angeschrien, weil ich mit einen stumpfen Bleistift geschrieben habe", meinte Petra beim Abendessen, als ich den anderen von dem merkwürdigen Gespräch mit Mr. Angelus erzählte. „Der Typ gehört in die Klapse", knurrte Eld, wobei ich ihm nur zustimmen konnte. Wenigstens war der Tag so gut wie rum, so dass ich gleich endlich den verlorenen Schlaf nachholen kann. Plötzlich war das Leuten einer Glocke zu hören, ähnlich wie die Glocke die Carla genutzt hatte um die Klasse ruhig zu halten, und mit einen mal sagte keiner mehr ein Wort, die Gespräche wurden eingestellt und es war unheimlich ruhig. Kuchel stand mit einer Glocke in der mitte des Saals und sah uns lächelnd an. „Wie einige von euch vielleicht schon wissen", halte ihre Stimme durch die Stille, „steht nächste Woche eine Expedition an, weshalb alle Kräfte gebraucht werden. Dies wird ebenfalls der erste Teil der Prüfung für unsere Auszubildenden. Wie immer werdet ihr euren Schützlingen beistehen und sie vor den Titanen beschützen. Die Vorbereitungen beginnen morgen früh." Dann ging Kuchel wieder und sofort brachen die Gespräche wieder aus. „Die wollen unerfahrene Engel wie uns auf die Expedition schicken? Was für eine Schnapsidee", meinte Gunther kopfschüttelnd und die anderen pflichteten ihm bei, nur ich verstand mal wieder nichts. „Als Engel geht man auf Expeditionen?" Petra nickte und erklärte es mir. „Die Abteilung ist für die Engel dessen Schützlinge dem Aufklärungstrupp beigetreten sind. Wenn man seine Prüfung bestanden hat, begleitet man seinen Schützling natürlich auch auf Expedition um ihn dort zu beschützen, aber ich habe noch nie gehört, dass die Azubi Engel mit nehmen. Das ist doch viel zu gefährlich." Ich sah sie entsetzt an. Aufklärungstrupp? Hatte man mich etwa falsch untergeordnet? „Aber Jean wollte doch zur Militärpolizei", wandte ich ein, woraufhin die anderen nur ratlos mit den Schultern zuckten. Also es gab zwei Möglichkeiten: Entweder war ich in der falschen Abteilung gelandet, oder Jean war wirklich zum Aufklärungstrupp gegangen. Aber warum? Er hatte Menschen wie Eren, die freiwillig da hin wollten, als selbstmordgefährdet Affen bezeichnet.
„Isabel!" Die Rothaarige blieb stehen und drehte sich überrascht zu mir um. „Marco, was ist denn los?" Sie sah mich erwartungsvoll an und ich holte tief Luft. „Kannst du mich bitte zu Jean bringen?" Isabel zögerte und biss sich nervös auf die Unterlippe, während sie mir einen entschuldigenden Blick zu warf. „Marco, Azubi Engel, die noch nicht mal so weit sind, dass sie sich alleine auf die Erde teleportieren können, dürfen diesen Ort nicht ohne Begleitung der Abteilungsleitung verlassen. Da musst du Kuchel oder Carla fragen." Sie wollte schon gehen, doch ich hielt sie am Arm fest. „Bitte, Isabel. Ich glaube nicht, dass die Beiden mir das so spät am Abend erlauben, aber ich muss ihn einfach sehen!" Sie überlegte kurz, bevor sie mir ihre Hand hin hielt, welche ich auch freudig ergriff.
Er schlief schon tief und fest, einzelne seiner blonden Strähnen fielen ihn ins Gesicht, er atmete gleichmäßig und ich... Ich stand wie so ein Creep an seinem Bett und beobachtete ihn. „Wir müssten langsam wieder nachhause", meinte Isabel da hinter mir, doch ich sah sie nur mit großen Augen an. „Oh nein, bitte sieh mich nicht so an!" Sie versuchte ihren Blick abzuwenden, doch schließlich gab sie nach. „Na schön. Du kannst die Nacht über hier bleiben. Ich hol' dich morgen wieder ab." Ich nickte glücklich und sie schnipste sich weg. Man, ich will das auch können!
Ich wandte mich wieder dem schlafenden Jean zu und schlüpfte leise zu ihm unter die Bettdecke, auch wenn er davon nichts spürte. Ich lag jetzt ganz nah bei ihm und konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Wie gerne ich ihn weiter beobachtet hätte, doch dann fielen mir schon die Augen zu und jeder Versuch sich gegen die Müdigkeit zu wehren scheiterte.Die Kirschblüten, sie fielen auf den Boden herab oder verfingen sich in meinen Haaren. Eine landete auf meiner Nasenspitze und schmilzte direkt. Warte, was? Das was ich für Kirschblüten gehalten habe war Schnee. Schnee im April? „Du siehst aus wie ein Schneemann", meinte da plötzlich Jemand hinter mir. „Jean?" Er stellte sich neben mich und lächelte, während er einzelne Flocken aus meinen Haaren zupfte. „Wie sagt man so schön? April April, er macht was er will. Jäger meint, dass ich deswegen im April geboren worden wäre", brummte er, was mich zum schmunzeln brachte. Die Hassliebe zwischen den Beiden war wirklich toll. „Du sollst dich doch nicht immer so reizen lassen", mahnte ich ihn, doch er reagierte gar nicht darauf. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine, er lächelte sanft, der Schnee hatte sich inzwischen auch in seinen Haaren verfangen und die Zeit schien irgendwie still zu stehen. Er Strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, mit dem Daumen fuhr er über meine Unterlippe und hinterließ damit ein angenehmes Kribbeln. Er zog mich leicht runter, so dass wir auf Augenhöhe waren und kam mir langsam näher... „Ach nein wie süß!", rief das plötzlich eine Stimme hinter uns. Wir wirbelten herum und sahen uns Angesicht zu Angesicht mit Kuchel. „Kuchel?" Erst da wurde mir bewusst, dass ich träumen musste und ich sah sie misstrauisch an. „Was machst du in meinen Traum?" Sie zuckte nur mit den Schultern. „Hab dich nicht wach bekommen, also dachte ich, ich besuche dich mal hier. Ach und übrigens... du steckst in Schwierigkeiten." Mit diesen Worten packte sie mich am Handgelenk und mein Traum fing an sich aufzulösen.
Ich schreckte hoch, lag immer noch in Jeans Bett, doch neben mir stand nun Kuchel, die Isabel am Ohr festhielt. Isabel warf mir einen entschuldigenden Blick zu, während Kuchel mich eher streng musterte... Oh verdammt.
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Guardian Angel
Fanfiction(Geschichte enthält Spoiler zu Attack on Titan) „Ich weiß du willst es vielleicht nicht wahr haben, aber du bist tot." Marco Bott landet nach seinem Tod in dem Büro von Kuchel Ackerman, die ihm nicht nur die Nachricht seines Todes überbrachte, sond...