Kapitel 8

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Im Bett konnte ich mich hin und her wälzen wie ich wollte, zur Ruhe kam ich trotzdem nicht. Ich musste wieder an das schwarze Buch in Mr. Angelus denken, während sich in meinen Kopf die Frage breit machte, was wohl da drin stehen könnte. Ich würde gerne mal hinein sehen, vielleicht würde sein Gebrabbel und sein aufgebrachtes Verhalten dann auch Sinn machen. Da ich das Gefühl hatte eh nicht wieder einschlafen zu können, schwang ich mich aus dem Bett und machte mich auf den Weg zur Bibliothek oder besser gesagt, ich teleportierte mich da hin. Das war so cool, wenn man es erst mal konnte. Den Gang in dem mein Lehrer sich aufgehalten hatte fand ich schnell wieder und fing an das Regal nach dem schwarzen Buch abzusuchen, bis ich es schließlich auch fand. "Aufstand der Engel" stand in goldenen Buchstaben auf dem Cover. Es war eine Art Geschichtsbuch und erzählte von einer Gruppe an Engeln, die sich gegen die Regeln des Himmels auf gelehnt und versucht haben die Macht an sich zu reißen. Das ganze schien schon lange her und in Vergessenheit geraten zu sein. Das waren jedenfalls die Informationen, die ich beim Durchblättern erfassen konnte. Eine Seite stach mir dabei besonders ins Auge: Die Seite mit dem Anführer dieser Bewegung, Seraphim Angelus. Erst dachte ich es könnte sich dabei um meinen Lehrer handeln, aber das Bild daneben zeigte einen Engel der lediglich Ähnlichkeit mit ihn hat. „Mein Vater", sagte da plötzlich jemand hinter mir. 'Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein', dachte ich und drehte mich zu der Person um. Tatsächlich: Mr. Angelus stand direkt hinter mir. „Er hat den Aufstand damals angeführt, doch er wurde von den nicht rebellierenden Engeln gestürzt und getötet." Seine Stimme klang monoton, er schien in die Leere zu starren, während ich leicht überfordert mit der Situation war. „Ich habe ihn wenige Tage vor seiner Ermordung das Versprechen gegeben irgendwann zum richtigen Zeitpunkt seine Rebellion fort zu führen, koste es was es wolle", er kniete sich vor mich hin, umfasste grob mein Kinn und zwang mich dazu ihn anzusehen, „Ich nahm mir vor mich von nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Erst recht nicht von einen inkompetenten Belgier mit hässlichen Sommersprossen der seine Nase in Angelegenheiten steckt, die ihn nichts angehen!" Er nahm mir das Buch weg, stand auf und zog mich ruckartig auf die Füße.

Erzähler Pov:

Am nächsten Morgen kam erst schleppend Leben in den Schlafsaal von Levis Schutzengeln. Isabel wollte erst gar nicht aufstehen, wurde aber von Farlan aus dem Bett geworfen. Eld wurde wach, weil er sich zu sehr auf die Seite drehte, nämlich dahin wo die Matratze aufhörte und Bekanntschaft mit den Boden machte.
Aurou schlurfte über den Fußboden und nicht mal Petra wollte an diesem Morgen so wirklich wach werden. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre roten Haare und sah sich im Zimmer um: Alle waren wach, bis auf einer. Gähnend rappelte sie sich auf und ging rüber zu Marcos Bett. „Marco, aufwa-", sie brach mitten im Satz ab, als sie das Bett leer vorfand. „Hat jemand Marco gesehen?", fragte sie verschlafen in die Runde und bekam als Antwort nur ein verneinendes Gemurmel. „Merkwürdig. Ich gehe gleich mal suchen", verkündete Petra und machte sich dann schnell fertig.

Der Teenager war nirgends zu finden und auch beim Frühstück tauchte er nicht auf. Alle waren jetzt etwas besorgt, doch das änderte nichts an der Situation. „Der kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Vielleicht hat er die Nacht auch wieder bei Jean verbracht", mutmaßte Eld und die anderen nickten zustimmend. „Genau. Zum Unterricht wird er bestimmt wieder da sein“, sagte Petra, doch auch diese Vermutung wurde schnell zunichte gemacht. Marco blieb den ganzen Tag über verschwunden und so ging Petra das schließlich bei Kuchel melden. „Was soll das heißen "er ist weg"?“, erkundigte sich die Schwarzhaarige besorgt, doch die Kleinere zuckte nur mit den Schultern. „Er war Heute morgen nicht in seinem Bett und den Rest des Tages über war er nirgends zu finden.“ Kuchel massierte seufzend ihre Schläfen um eine sich anbahnende Migräne zu verhindern. „Als ob wir durch die Vorbereitungen auf die Expedition und Ilses Verschwinden nicht schon genug zu tun hätten“, murmelte sie, was Petra hellhörig werden ließ. „Hier ist noch jemand verschwunden? Davon habe ich gar nichts mitbekommen.“ Kuchel öffnete eine Schublade und holte ein Bild von Ilse hervor. „Sie ist vor gut einen Monat verschwunden. Wir haben es nicht groß heraus posaunt, weil wir niemanden beunruhigen wollten, bevor wir selber nicht wissen was passiert ist“, erklärte sie. Die Rothaarige sah sich das Bild genauer an. „Ist das nicht die Notizbuch Schreiberin?“, erkundigte sie sich, woraufhin Kuchel zustimmend nickte. „Mrs. Ackerman“, begann sie dann und machte ihre Hände zu Fäusten, „Marco hat sich so angestrengt um Fit für die Expedition morgen zu sein. Er will unbedingt Jeans Schutzengel werden und ich sehe nicht ein warum er dieses Chance verpassen sollte, nur weil hier irgendwelche Engel verschwinden. Ich muss ihn finden!“ Der ältere Engel nickte verständnisvoll, doch sie war ratlos. „Ich werde das ganze Gebäude auf den Kopf stellen lassen, aber mehr kann ich leider nicht tun“, murmelte Kuchel, doch Petra konnte sie damit nicht beruhigen.

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