Kapitel 10 | Erfahrungen

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Die herumstehenden Männer mustern mich kritisch.
"Frauen haben nichts auf dem Schlachtfeld zu suchen", Großjon Umber sieht mich barsch an.

Ich erwidere seinen Blick ebenso unfreundlich.
"Alte Männer auch nicht."

Einige Lords lachen leise auf.

"Ich kann meine Männer in die Schlacht führen", sage ich dann ernster und sehe Robb an.
Dieser sieht mich überlegend an, nickt und wendet sich wieder der Karte auf dem Tisch zu.
Er gibt schließlich noch die Verlegung des Lagers bekannt und entlässt uns danach.

Abends lasse ich mich an einem kleinen Lagerfeuer nieder neben meinem Zelt nieder, dieses befindet sich am Rand des Lagers, weshalb ich von meinem Platz am Feuer einen guten Blick in den dunklen Wald habe.
Meine Gedanken fliegen zurück nach Grauenstein, zu Ramsay, der über die Burg wachen soll. Mein Bruder war schon immer auf Macht aus.
Diese hat er nun bekommen, nicht im vollen Maße, aber die Abwesenheit von mir und unserem Vater bietet ihm genug Freiraum.

Während ich die Flammen beobachte und über meinen Halb-Bruder nachdenke, ziehe ich meinen Dolch und fahre langsam über die Klinge.
In den Griff wurde das Kreuz mit dem gehäuteten Mann geschnitzt, das dunkle Holz bildet einen angenehmen Kontrast zu dem hellen Stahl der Klinge, die im Schein des Feuers hin und wieder aufblitzt.

Plötzlich höre ich das leise Knacken eines brechenden Astes und näher kommende Schritte hinter mir.
Mit einem Ruck bin ich auf den Beinen und pralle mit einer Person zusammen, mein Dolch fällt auf den Boden und ich würde daneben landen, würden mich nicht zwei Arme auffangen.
Schnell erlange ich mein Gleichgewicht wieder und richte mich auf, sodass ich die Augen des Königs sehen kann.
"Euer Gnaden."

"Nennt mich Robb", sagt er lächelnd und lässt mich wieder los.
Die Stellen an denen er mich berührt hat, beginnen leicht zu kribbeln.

"Darf ich mich zu Euch gesellen?"

________

Am nächsten Morgen verlasse ich bereits sehr früh mein Zelt.
Draußen finde ich mein gesatteltes Pferd vor.
Mit meiner Hand streiche ich über das schwarze Fell und steige auf, dann treibe ich die Stute an und galoppiere aus dem Lager.

Der Wind lässt meinen Mantel wild durch die Luft flattern, eine angenehme Kälte umgibt mein Gesicht.
Die Bäume werden schon bald von einem weiten Grasland abgelöst, auf dem der Wind noch stärker wird, weiter vorne kann man schon die nächsten Bäume erkennen.

Mit einem Mal höre ich ein leises Flattern, immer lauter werdend.
Mein Blick schweift suchend über den Himmel, sucht nach einer ganz bestimmten schuppig-grünen Haut.

Plötzlich kann ich neben mir ein Schnauben vernehmen.
Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich in die hellen, gelben Augen meines Drachen.

Die schwarze Stute wird unruhig und reißt an den Zügeln, das macht es mir schwer meine Hand auszustrecken und Thaeryis zu greifen.
So gut es geht berühre ich seinen Hals und streiche über seine raue Haut, fahre über die Hörner an seinem Kopf und streife einmal seinen Flügel, muss aber mein Pfer schließlich an einem Waldrand verlangsamen.
Knapp vor einem Baum kommen wir zum stehen, nur Thaeryis gleitet leise über die Bäume hinweg und ich verliere ihn so wieder aus den Augen.

Langsam stoßen wir weiter in das Wäldchen vor, dabei beruhigt sich mein Pferd wieder.
An einem kleinen Bach halten wir schließlich an und gerade als ich absteigen will, vernehme ich ein leises Geräusch hinter mir.

Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich eine weiße Gestalt auf uns zu kommen.
Robb führt sein Pferd nun auch auf die kleine Lichtung, auf der ich mich befinde, sein Schattenwolf folgt ihm mit etwas Abstand.
"Ihr solltet nicht alleine hier draußen sein", weißt er mich zurecht, schmunzelt dabei aber.

"Meine Klingen sind scharf", sage ich nur und wende meinen Blick ab.
"Aber Ihr solltet mir nicht alleine folgen. Wenn Ihr gefangen werdet, ist alles vorbei."

"Wenn Ihr gefangen wäret aber auch."
Ich wende ihm meinen Blick wieder zu und bemerke wie er mich mustert.
Ein Lächeln kann ich mir nicht verkneifen.
Für eine kurze Zeit sehen wir uns nur an, als er aber seinen Mund öffnet, um etwas zu sagen, unterbricht ihn eine Bewegung im Augenwinkel.
Grauwind beginnt laut zu Knurren und fletscht seine Zähne.
Etwas kommt auf uns zu, grau-grüne Haut, spitze Zähne im Maul, scharfe Krallen an den Klauen der Hinterbeine.

Robb's Gesicht ist wie erstarrt, seine Augen vor Schreck geweitet.
Automatisch greift er zu seinem Schwert.
Der Drache schleicht hinter meinem Pferd hervor und mustert ihn aus schmalen Augen, ein leises Grollen dringt aus seiner Kehle.

Beruhigend lege ihm meine Hand auf die raue Haut.

"Davon habe ich bisher nichts erwähnt...", beginne ich langsam.
"Ich habe einen Begleiter."

"Ein echter Drache", er kann seine Augen kaum von dem Geschöpf neben mir lösen, meine Hand ruht immer noch auf dessen Schnauze.
"Gibt es noch andere Sachen die Ihr nicht erzählt habt?"
Langsam steigt er von seinem Pferd, Grauwind hat sich etwas in die Büsche zurück gezogen, lässt Thaeryis jedoch nicht aus den Augen.

"Ich glaube es würde Euch langweilen, meine Lebensgeschichte zu hören", ich lächle leicht, als er vorsichtig seine Hand ausstreckt und die Nase des Drachens berührt.

"Ihr solltet aufpassen, Eure Hand ist schneller weg als Ihr denkt."
Ein Grinsen huscht über seine Lippen als er mich bei meinen Worten kurz ansieht, dann wendet er sich wieder fasziniert meinem Drachen zu.

"Wir sollten lieber wieder zurück reiten. Eure Soldaten werden Euch schon vermissen."

Robb sieht mich kurz an und nickt, löst sich von Thaeryis und steigt wieder auf sein Schimmel.

Den Rückweg reiten wir nebeneinander zurück, mein Drache fliegt über uns hinweg.
Im Lager angekommen trennen sich die Wege von Robb und mir jedoch wieder, auch von meinem Drachen ist keine Spur mehr zu sehen.

Ich beschließe mich erst einmal in mein Zelt zurück zu ziehen, später löse ich einen Soldaten ab, der gerade einen Gefangenen bewacht, bei einem Blick in den Käfig, weiß ich direkt wer so streng bewacht wird.
Der Gefangene erhebt bei meinem Anblick zuerst die Stimme.
"Steht es mit den Soldaten so schlecht, dass auch schon Frauen eingesetzt werden?"

"Ihr solltet es besser wissen, Ser", antworte ich schlicht und sehe in sein verdrecktes Gesicht.

"Luna Bolton, richtig? Ich habe davon gehört, dass Ihr Euch hier aufhalten solltet."

"Ser Jaime, oder sollte ich Königsmörder sagen?"
Bei seinem Nebentitel muss er leicht schmunzeln.
"Unser König hat zu den Fahnen gerufen, und wir sind ihm gefolgt. Das ist der einzig richtige Platz, an dem ich mich befinden sollte."

Er sieht mir in die Augen, senkt seinen Blick kurz darauf aber wieder und beginnt leise zu lachen, seine Ketten rasseln bei seinen Bewegungen leise.

Ich schüttle nur leicht meinen Kopf und wende mich ab.

________

Jap, ich hab Thunders Namen geändert.
Einfach aus dem Grund, weil "Thunder" nicht zu den anderen GoT Namen passt.

Thaeryis hat was, finde ich. :3

Drachenmädchen || Game of Thrones FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt