Kapitel 24 | Reise ins Ungewisse

204 17 0
                                    


Augenblicklich reiße ich die Zügel meines Pferdes herum.
Das Trampeln der vielen Hufe halt überall wieder, mein Atem geht immernoch schnell, schneller jetzt während ich mein Pferd immer mehr antreibe. Ich kann Jory hinter mir nur erahnen.
Die Erkenntnis, dass wir das nicht mehr lange durchhalten, zusammen mit dem damit verbunden Schock, lassen meine Gedanken so schnell rasen wie noch nie. Mein Mantel flattert wild hinter meinem Rücken. Einen Blick über meine Schulter wage ich nicht, zu groß ist meine Angst vor dem was ich sehen würde.

Ich habe keine Ahnung wie lange ich meinen Friesen nun schon antreibe, ihm das Letzte abverlange, aber es fühlt sich zulange an.
Am Rande meines Blickfeldes erscheinen andere Reiter.
Langsam kommen sie näher.

"Jetzt!"
Der Schrei erreicht mich nur leise.
Doch plötzlich stürzt mein Pferd.
Ich werde über den Boden geworfen und bleibe mit einem atemlosen Keuchen liegen. Ein stechender Schmerz durchzieht mein Bein, während ich versuche mich aufzurempeln.
Mein Blick schnellt zu den unglaublichen Schmerzen.
"Mhg", ich starre mein Bein an, als würde es nicht zu mir gehören.
Neben mir stürzt Jory in Windeseile von seinem Pferd und kniet sie neben mich, legt seine Hände auf die Wunde und drückt. Vor Schmerz kann ich ein gepresstes Stöhnen nicht zurückhalten.
"Wir müssen weg", presse ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und will einen neuen Versuch wagen, aufzustehen, Jory hält mich jedoch mit einer Hand auf.

"Sie werden uns töten", zische ich ihn an.
"Willst du sterben?"

"Sie werden dich nicht umbringen", antwortet er mir und fährt mit seiner freien Hand über meinen Arm.

Dann greift er an seinen Gürtel und zieht sein Schwert.
"Was hast du vor?"

Mittlerweile haben uns die Lannisters erreicht und steigen langsam von ihren Pferden.

"Ich muss doch wohl alles versuchen um meine Königin zu beschützen", er lächelt mich schief an und will aufstehen, aber ich halte ihn am Arm fest.
"Du wirst nichts machen, außer auf dein Pferd steigen und wegreiten."
"Soll ich dich etwa alleine lassen?" Er lacht.

Wieder will er aufstehen.
"Entweder das, oder du bleibst bei mir."
Er sieht zu mir runter.

"Waffen sofort fallen lassen, oder wir bringen Euch dazu!"

Jory sieht mir immernoch direkt in meine Augen und für einen Moment ist es für uns komplett still.
"Ich könnte dich nie alleine lassen."

Ein paar der feindlichen Männer reißen Jory von mir weg und drücken ihn auf den Boden. Andere kommen auf mich zu.
"Was wollt Ihr jetzt tut, Königin?"
Grob packen sie mich und drücken mich auf meinen Bauch.
Der Schaft des, in meinem Bein steckenden, Pfeils wird dabei bewegt lassen mich meine Zähne zusammenbeißen. Über mir höre ich nur ein Lachen.

"Jetzt seid Ihr nicht mehr so wortgewandt, was?"
"Ich brauche keine 10 Männer die einen Feind zu Boden drücken, um ihm Worte an den Kopf zu werfen, Sire."

Kurz ist es still, dann spüre ich wie der Pfeil wieder bewegt wird und keuche vor Schmerz auf.
Ich verkneife mir eine weitere Bemerkung.
"Fesselt sie, beide. Wenn er aufmuckt", der Redende deutet mit einem Kopfnicken auf Jory " tötet ihn. Und jetzt los, oder wollt ihr, dass wir noch entdeckt werden?"

Die Fesseln, mir angelegt wurden sitzen viel zu fest, reiben mir jetzt schon die Haut an meinen Handgelenken wund.
Bäuchlings liege ich auf dem Rücken eines Pferdes und sehe Bäume und Büsche, gelegentlich auch Häuser, vorbeiziehen.
Jory haben sie an einen Strick festgemacht, er muss hinter den Pferden herlaufen, ab und zu erlauben sich ein, zwei Reiter einen Spaß und ziehen an diesem Strick, wodurch der Gefesselte stolpert und zu Boden geht.
Darauf folgt Gelächter.


__________

Die Dämmerung hat schon längst eingesetzt, als wir endlich Halt machen um auf dieser kleinen Anhöhe die Nacht zu verbringen.
"Und haltet ja Euer Maul", droht einer der Lannisters.
Ich lehne meinen Kopf an den Baum, ziehe dabei scharf die Luft ein, als meine Wunde wieder anfängt zu pochen und ein ziehender Schmerz einsetzt. Der Mann der mich dort abgelegt hat, sieht mich noch für einen Moment an, dann dreht er sich um und geht zu seinen Kameraden zurück. Ich könnte schwören, einen Hauch Mitleid in seinem Blick gesehen zu haben.

Aber was bringt mir das?

Wir sind bereits sieben Tage unterwegs. Am zweiten sind die Lannisters zum ersten Mal auf die Idee gekommen, den verdammten Pfeil aus meinem Bein zu ziehen, damit sich die Wunde nicht entzündet.
Eine schmerzhafte Angelegenheit, bis sie merkten, dass der Pfeil wohl nicht einfach rausgezogen werden kann.

Oder es eher schwer wird.
Also haben sie ihn durchgebrochen.
Und ich fürchte, Holzspliter sind in die Wunde geraten, aber da ich gefesselt bin und hier weit und breit nirgends ein Maester ist, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen.
Aber ich weiß, dass mein Bein Tag und Nacht brennt, pocht und sticht.

"Ich bin mir sicher, dass wir bald in Königsmund sind", bricht Jory, der neben mir am Baum befestigt wurde, die Stille.
Ich sehe ihn von der Seite an. Sein Gesicht ist dreckig, seine Haare verklebt, seine Kleidung ist zum größten Teil von Schlamm und Schmutz bedeckt. Dennoch bringt er ein Lächeln zu Stande.
Unter Anstrengung bringe ich mein verletztes Bein in eine angenehme Position.
"Königsmund...eigentlich wollte ich schon immer in diese Stadt", fange ich langsam an zu erzählen. "Als kleines Kind wollte ich immer als Lady durch die verwinkelten Gassen reiten." Für einen Moment verstumme ich.
"Jetzt will ich diese Stadt nur noch niederbrennen."

"Du hast die Stadt noch nicht mal gesehen-", will Jory anfangen.
"Trotzdem kann ich sie doch hassen, oder? Das ist alles falsch... Wir sollten jetzt in Harrenhal sitzen."

Stattdessen sind wir auf dem Weg zum König.

"Deine Männer sind uns bestimmt näher als du denkst. Außerdem ist Thaeryis bei ihnen. Er wird wohl nicht zulassen, dass seiner Mutter etwas passiert."
Jory klingt zuversichtlich.

"Ich hab gesagt Ihr sollt Euer Maul halten!", brüllt einer der Männer vom Lagerfeuer her.
Nur einzig ein Schnauben ist seine Antwort.

"Ich werde diese Stadt in Flammen hüllen", schwöre ich leise. "Diese Stadt und alle, die den Löwen verfallen sind."

"Wollt Ihr mich verarschen?" Einer der Soldaten ist aufgestanden und steht direkt vor uns.

Drachenmädchen || Game of Thrones FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt