Kapitel 11 | Über den Wolken

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Mein Blick fliegt durch das Zelt.
Eine Mischung aus Verwunderung, Wut und Unentschlossenheit macht sich in mir breit.
Letzteres verdränge ich jedoch.

Mit trockenem Mund starre ich meinen Vater an.
Den Mann, der gerade meine Verlobung bekannt gegeben hat.

Ein Schauer durchfährt mich.
Soll ich wirklich verheiratet werden?

Schließlich gelingt es mir meine Stimme wieder zu erlangen.
"Es besteht bereits ein Band zwischen Haus Stark und Haus Bolton, reicht dies nicht?"

"Eine Heirat unterstützt dieses, in solchen Zeiten sollte ein Bündnis so stark es geht gehalten werden."
Seine Augen verraten, dass er keinen Wiederspruch zulassen wird, aber ich sehe noch etwas anderes: Gier nach Macht.
"Haus Stark ist ein ehrbares Haus. Wenn du unseren König heiratest, wird das allen von Nutzen sein. Unsere Soldaten werden noch stärker an ihn gebunden sein, aber seine auch an dich."
Er meint nicht nur mich, er meint besonders damit sich.
Mein Vater wirft mir noch einen letzten Blick zu, ehe er das Zelt mit einem Nicken verlässt.
Ich folge ihm - langsamer.

Eine Hand lege ich auf den Griff meines Schwertes und lasse meine Augen über die verschiedenen Zelte fliegen.
Eine Heirat ist nichts schlimmes, im Gegenteil.
Doch ich kann meine Angst nicht verdrängen, eine Zwangshochzeit bleibt auch eine solche.
Mit einem Seufzen laufe ich zwischen den Zelten hindurch und steuere auf den Wald zu.
Bis zu dieser Hochzeit wird noch ein wenig Zeit vergehen, ich sollte meine Freiheiten nutzen.

Zwangsheirat oder nicht, meine Aufgabe ist es eine gute Ehefrau zu sein.
Und meinem Gemahl Erben zu schenken.

Als ich ein Stück in den Wald gelaufen bin, gleitet Thaeryis lautlos aus dem Unterholz und bleibt vor mir stehen.

Seine Schulter reicht mir fast bis über meinen Kopf; einen Moment überlege ich, dann trete ich auf den Drachen zu, lege eine Hand auf seinen Rücken und schwinge mein Bein auf die andere Seite.
Fast augenblicklich setzt sich Thaeryis in Bewegung und bricht mit einem Satz und ein paar Flügelschlägen durch das dichte Blätterdach.
Mit erschrockenem Blick kralle ich an seinen Hals und drücke mich fest gegen seine Haut.
Während sich meine Atmung wieder etwas beruhigt, blicke ich an dem Drachen vorbei und sehe Bäume unter uns vorbei rasen.
Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag wieder, was Thaeryis gemerkt zu haben scheint, denn er verlangsamt sein Tempo und steigt nun nicht mehr so schnell höher.

Nach einer Zeit versuche ich mich leicht aufzurichten,

Aus einem unbestimmten Grund fühle ich mich auf Thaeryis' Rücken ziemlich wohl. Es fühlt sich...vertraut an.
Mit einem Blick nach oben strecke ich mich und berühre die kühle Wolkenschicht, die zwischen meinen Fingern durch fließt. Es dauert auch nicht lange, bis wir völlig von der weißen Schicht umgeben sind, kurz darauf brechen wir wieder durch die Wolken.
Vor uns erstreckt sich eine ewig weite weiße Fläche.

Der Wind fährt durch meine Haare, lässt mich kurz wegen der Kälte schaudern.
Vor uns tut sich die Wolkendecke auf und bildet ein Loch zwischen ihnen, durch das Thaeryis ohne Vorwarnung wieder nach unten fliegt.
Ich muss mich schnell an den Kamm auf seinem Hals krallen, um nicht von seinem Rücken zu rutschen und in die Tiefe zu stürzen.

Kurz darauf fliegen wir langsam über die Baumwipfel, bis zu einer Lichtung hin, auf der der Drache schließlich wieder auf dem Boden landet, und ich von ihm rutsche.

Erleichtert wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben, gehe ich ein paar Schritte und bleibe an einem Baum stehen.
Adrenalin pumpt noch durch meine Adern.

Ich bin geflogen.

Ich bin wirklich geflogen.
Früher hab ich nur davon geträumt. Träume, von denen ich dachte, dass sie nie echt werden würden.
Drachen sind schon längst ausgestorben, oder man htte es mir viel mehr immer erzählt.

Aber sie sind lebendig, einer steht direkt vor mir und mustert mich mit seinen glühend gelben Augen.
Ob es noch andere Drachen gibt?
Wer weiß, die Welt ist groß.

"Ich fürchte wir müssen zurück, sonst werden wir noch vermisst", sage ich an Thaeryis gerichtet und streiche mit einer Hand über seinen Kopf.
Dieser sieht mich an und schüttelt sich, beugt dann jedoch seine Schulter leicht, fast so, als hätte er mich verstanden.

Das hat er, geht es mir durch den Kopf.
Wieso sollte er mich auch nicht verstehen? Er verbringt sein bisheriges Leben bei mir, seit seinem Schlüpfen hört er meine Stimme und lauscht meinen Worten.

Mit Leichtigkeit steige ich auf und atme tief ein.
Diesmal lässt sich mein Drache mehr Zeit, wendet sich erst und steigt dann durch die Lücke zwischen den Bäumen in den Himmel auf.
Wieder raubt mir dieses unfassbare Gefühl von Freiheit den Atem, es lässt erst nach, als wir in der Nähe unseres Lagers die Erde wieder berühren.

Noch bevor ich absteigen kann vernehme ich laute Schritte aus Richtung der Zelte, verkrampft sehe ich mich um, doch es ist bereits zu spät; ein Trupp Soldaten stürmt zwischen den Bäumen und Büschen hervor.
Beim Anblick des mächtigen Schuppentieres bleiben alle wie erstarrt stehen, innerhalb weniger Sekunden ist wieder alles still.
Die ungläubig blickenden Augen der Männer sehen zu mir empor und starren mich an.

"Ein...Drache", stößt einer hervor und bricht die Stille.
"Wie kann das sein?"

Thaeryis mustert die umstehenden Männer argwöhnisch und eine Art Brummen ist von ihm zu hören.

Immer mehr Schaulustige versammeln sich um uns, einer der Soldaten muss sie gerufen haben.
Gemurmel macht sich unter ihnen breit, bis sich ein Mann einen Weg durch die anderen bahnt, und sofort wieder Stille eintritt.

"König Robb", ich sehe zu ihm und versuche seinen Blick zu deuten, doch sein Gesicht verrät nichts, nur das Lächeln auf seinen Lippen verrät mir, dass er sich über meinen Anblick freut.

"Es scheint, als hätten wir zusätzliche Unterstützung."

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Wieder ein bisschen mehr mit Thaeryis. :)

Ihr hab ja vielleicht gemerkt, dass die letzten Wochen nichts kam, lag einfach daran das ich The 100 gesuchtet hab, sry. 😂

Drachenmädchen || Game of Thrones FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt