Eine Weile blickten die Brüder auf den toten Engel hinab und sagten kein Wort. Dean sah auf Castiels Klinge, die nun mit Blut bedeckt war, und anschließend wieder zurück zu dem Engel.
"Das hast du nun davon", sprach er leise und verächtlich.
Sam musste erst einmal tief durch atmen, ehe er seinen Bruder musterte. "Alles in Ordnung?", fragte er.
Dean nickte kurz. "Ja, mir geht's gut. Lass uns gehen", sprach er monoton und klopfte Sam auf den Arm als Zeichen, er solle ihm folgen.
Wieder bei ihrem Wagen angekommen, legten sie ihre Waffen in den Kofferraum und lehnten sich noch einen Moment gegen den schwarzen Lack. Zuerst sagte keiner etwas. Sam wollte die Stille brechen, überlegte sich seine Worte aber gut, um seinen Bruder nicht weiter zu reizen oder zu kränken.
"Es ist eine Erleichterung", meinte er schließlich.
Dean blickte nicht auf.
"Nach all den Monaten haben wir endlich etwas erreicht. Er hat es einfach nicht anders verdient."
Noch immer zeigte der Ältere keine Reaktion.
"Ich meine, es wird wohl nichts daran ändern, aber wir konnten trotzdem-"
"Sam, hör auf. Bitte", unterbrach Dean seinen Bruder in ernstem Ton. "Ich will... jetzt wirklich nicht daran denken."
Nach diesen Worten stieg er in seinen geliebten Wagen und Sam tat es ihm kurz darauf gleich. Der Jüngere hatte keine Ahnung wo Dean hinfahren wollte. Etwas essen, oder nach Hause zum Bunker. Nach ein paar Kilometern wurde Sam klar, dass es letzteres sein musste. Natürlich konnte er gut verstehen, dass Dean jetzt keine Lust auf andere Menschen in irgendeinem Diner oder sonst wo hatte. Der Ältere brauchte einfach noch mehr Zeit, um das ganze zu verarbeiten und endgültig darüber hinweg zu kommen - wenn das überhaupt möglich war.
Im Bunker angekommen, ließ sich Dean auf einem Stuhl in der Bibliothek nieder. Sam blieb im Türbogen stehen.
"Soll ich dir einen Kaffee machen?", fragte der Jüngere und lächelte schwach.
"Ja, bitte", meinte Dean geschafft und widmete sich anschließend dem nächsten Buch zu, das vor ihm auf dem Tisch lag.
Gerade musste er sich stark zusammenreißen. Am liebsten hätte er jetzt nach einer Flasche Whisky gegriffen. Sam würde sich aber nur wieder Sorgen um ihn machen und mit ihm darüber reden wollen.
Das konnte er aber nicht. Er konnte mit Sam nicht über Cas reden. Er konnte ihm nicht die Wahrheit sagen.
Schon öfter war Cas tot gewesen und sie dachten meistens er sei für immer weg, doch er wurde zurückgebracht. Dieses mal war es aber anders. Die Jäger hatten genau gesehen, wie ihr bester Freund getötet wurde und bis jetzt war nichts passiert.
Sam hatte darauf bestanden seinen Körper zu verbrennen, aber Dean wollte es nicht. Falls Cas irgendwie wirklich zurückkehren sollte, dann aber in seiner alten Hülle.
In Gedanken versunken merkte er nicht einmal, dass Sam mit zwei Kaffeetassen in der Hand wieder in den Raum kam. Eine stellte er seinem Bruder hin und klopfte ihm kurz auf die Schulter.
"Soll ich uns vielleicht einen Job suchen?", fragte Sam vorsichtig. "Willst du jagen?"
Dean zuckte nur geistesabwesend die Schultern. Dennoch holte Sam seinen Laptop raus, um nach mysteriösen Todesfällen zu suchen. Vielleicht war sogar ein Fall dabei, den Dean in seiner jetzigen Verfassung interessant fand.
"Aber bitte etwas ganz spezielles, kein langweiliger Job. Davon hatten wir letzte Woche genug", murmelte Dean plötzlich, was Sam leicht zum Lächeln brachte.
"Ich geb mir Mühe", erklärte der Jüngere, ehe er wieder auf den Bildschirm schaute.
"Hier, das klingt ganz nach etwas für uns", begann Sam und las weiter. "Zwei Städte weiter sind in den letzten Tagen drei Menschen getötet worden. Laut Zeugen der Angriff eines wilden Hundes, nur hat ihn niemand gesehen. Bei einem Opfer war es aber anders. Die Mutter einer jungen Frau war bei ihr, als ihre Tochter im Haus von einem unsichtbaren Hund zerfleischt wurde. Aber noch immer soll er von Einwohnern gehört werden."
"Also ein Höllenhund. Da haben drei Menschen - zumindest bis jetzt - fast zur selben Zeit einen Handel abgeschlossen", schlussfolgerte Dean. "Okay, ich bin dabei. Pack deine Sachen zusammen."
Sam klappte den Laptop zu und stand gleich auf. "Ich bin doch etwas überrascht, dass du gleich fahren willst", meinte er, was Dean aufblicken ließ.
"Warum nicht? Es ist gerade mal Mittag und wir haben letzte Nacht zur Abwechslung mehr als vier Stunden geschlafen. Ich bin bereit."
"Schön, aber vergiss diesmal das heilige Öl nicht, außer du willst ihn ohne unsere speziellen Brillen angreifen", erinnerte Sam den Älteren, ehe sie beide die Bibliothek verließen.
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Empty Heaven [Destiel]
FanfictionCastiel wurde von einem wütenden Engel getötet. Dean ist auf Rache aus und will seinen Engel unbedingt zurück haben. Als Castiel nach vielen Monaten während einer Jagd tatsächlich zurückkehrt, hat er allerdings keinerlei Erinnerung an den Jäger, was...