Kapitel 22

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Die ganze Nacht hatte Cas über Dean's Schlaf gewacht, hatte seinem ruhigen, gleichmäßigen Atem gelauscht und ihn in seinen Armen gehalten. Kurz nach Sonnenaufgang wurde Dean wach. Er hob seinen Kopf ganz leicht, um Cas besser ansehen zu können. Der Engel lächelte. Dieses Glück, welches er empfand, wenn Dean in seinen Armen wach wurde, war unbeschreiblich. So sollte es jeden Morgen sein - für den Rest ihres Lebens.

Allerdings wollten die beiden jetzt noch nicht aufstehen. Sie bleiben einfach aneinandergekuschelt liegen und sahen sich an. Keiner sagte ein Wort, nicht einmal ein guten Morgen kam über ihre Lippen. Das brauchte es eigentlich auch gar nicht, denn sie wussten, dass dieser Morgen perfekt war.

Erst als Dean richtig wach war, beugte sich Cas weiter nach unten und vereinte seine Lippen mit denen des Jägers zu einem Kuss, den keiner von beiden so schnell wieder lösen wollte. Jeder Kuss fühlte sich einzigartig an, so als würden sie sich jedes Mal auf's Neue küssen, als würde in diesen Momenten die Zeit stehen bleiben. 

Cas verstand die menschlichen Gefühle von Tag zu Tag besser, konnte viel mehr davon nachvollziehen, was er früher wohl nie verstanden hätte. Dean zeigte ihm die Welt der Liebe und Verbundenheit. Der Engel hatte früher versucht, sich diese Gefühle vorzustellen, doch jetzt wo er sie richtig spüren konnte, war es so viel besser, es war stärker als er es je für möglich gehalten hätte. 

Dean war die erste Person, die er liebte. Die Liebe zu diesem besonderen Menschen war schöner  als alles, was Cas bisher erlebt hatte - schöner als die Entstehung der ersten Pflanzen, schöner als das Auftauchen der ersten Lebewesen.

Schon lange mochte Cas die Menschen mehr als die Engel. Doch nie hätte er gedacht, dass er sich mit Dean vereinen würde. Dass Dean ihn lieben würde und dass er diese Gefühle auch erwidern würde. Nun war er mehr als froh darüber, dass er sich geirrt hatte. Diese Beziehung war das größte Abenteuer seines Leben und niemals würde er Dean verlassen oder auch nur alleine lassen. Der Winchester war sein Leben.

All die Jahrhunderte, Jahrtausende die er ohne Dean verbringen musste kamen ihm nun wie ein riesiges schwarzes Loch vor. Erst Dean hatte Cas aus diesem Loch gezogen und ihm das wahre Leben gezeigt. 

Der Jäger atmete tief durch, ehe er anfing den Hals seines Freundes zu küssen. Es waren sanfte, weiche Küsse, die die Haut des Engels zum Kribbeln brachten. Cas wusste, wenn er unter anderen Umständen von Dean's Gefühlen erfahren hätte, hätte er sich dennoch nicht dagegen gesträubt. Diese Gefühle zu erwidern war das beste, was er bisher in seinem Leben getan hatte. 

Cas schloss ruhig die Augen, während Dean seinen Hals verwöhnte. Er hielt den Jäger an der Hüfte fest und zog ihn auf sich drauf, wobei dieser sofort ein Bein zwischen die des Engels quetschte. Cas entfuhr ein Keuchen und als Dean ein paar Küsse hinter sein Ohr setzte, atmete er schwer.

Wenig später zog sich Dean wieder zurück, doch nur um seinem Freund in die Augen sehen zu können. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und gerade wollte Cas ihn in einen erneuten verlangenden Kuss ziehen, als er plötzlich verunsichert die Stirn runzelte.

"Was ist los?", wollte Dean sofort wissen. "Ist es das Engel Radio?"

Castiels Augen weiteten sich ein wenig und er presste die Lippen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein!

Er schob Dean sanft von sich runter und nachdem er aufgestanden war, griff er nach dessen Handgelenk, um ihn mit sich zu ziehen.

"Cas", redete Dean irritiert weiter. "Was ist denn passiert?"

Cas knurrte leise und ein brennendes Gefühl trat in seine Augen, als sich Tränen bildeten.

"Diese verfluchten...", begann Cas gereizt und zog Dean einfach in ein kleines Zimmer. "Sie wissen Bescheid! Die Engel wissen von uns."

Dean erstarrte und die Farbe wich aus seinem Gesicht. "Aber wie... war es Gabriel?"

Cas schluckte und ballte seine freie Hand zur Faust. "Keine Ahnung. Aber wenn er es war, werde ich ihn eigenhändig umbringen!"

Der Engel schnitt sich in die Hand und zeichnete eine Sigille an die Wand.

"Was tust du da?", wollte der Jäger verunsichert wissen.

"Ich werde dich beschützen", war Castiels Antwort. Er zeichnete weitere Sigillen, die die Engel fernhalten sollten.

Dean schluckte schwer und nahm dann sein Handy zur Hand, um Sam eine Nachricht zu schreiben, dass er auch schnell her kommen soll. Das gefiel ihm gar nicht. Wie haben die Engel es so schnell herausgefunden?

Empty Heaven [Destiel]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt