playdate ⑅「 taekook 」

take eleven 🎬

"Ich glaub, es nützt nichts Jihoon."
"Aber-."
"Nichts aber. So leid es mir auch tut. Ich weiß, wie nahe ihr euch steht, aber lass ihm seine Ruhe. Bitte geh jetzt."

Niedergeschlagen lief ich zur Wohnungstür und trat ins Treppenhaus. An sich sind es ja nicht meine Probleme, trotzdessen fressen sie mich innerlich genauso auf. Wonwoo ist nach Hause gerannt, in die Wohnung, in der sich auch momentan sein Bruder aufhält, von dem ich gerade rausgeschmissen wurde. Ich sah nur, dass Chaeyoung vor der Bäckerei stand und einen gewissen Punkt fixierte. Der Punkt war der rennende Wonwoo. So schnell ich konnte habe ich versucht ihn einzuholen, was leider nicht passiert ist und jetzt sitzt er weinend in seinem Raum, lässt niemanden an sich ran und ignoriert alles. Wir wissen alle, dass es ihm scheiße geht, doch er lässt niemanden an sich ran, genau das ist das beunruhigende. Normalerweise sehnt er sich so sehr nach Zuneigung, jetzt rennt er vor allem weg und ignoriert selbst mich, was mich viel zu sehr verletzt. Wir haben uns immer unsere Geheimnisse und Probleme erzählt, waren immer füreinander da und konnten den anderen nicht traurig sehen. Genau deshalb wird gerade mein kompletter Oberkörper gefühlt auseinander genommen. Wonwoo hat sich schon immer Sachen eingeredet, sowie sein Gehirn ihm auch immer dumme Gedanken eingesetzt hat. Er war nicht richtig Labil, was allerdings immer mal wieder kam und ging.
Meinetwegen kam er wieder raus, meinetwegen musste er in die Bäckerei und nur deswegen traf er wieder auf Chaeyoung. Und schon kamen mir die Tränen hoch. Wonwoo sah mich als Grund und ließ mich deswegen nicht mehr an sich ran.

Meine Sicht verschwamm immer mehr, ich konnte den Boden unter meinen Füßen kaum noch sehen und ging wackelig den Weg in meine Wohnung. Mein Herz fühlte sich schwer an. Eine große Hand lag darum und drückte stark zu. Es war kurz davor zerquetscht zu werden. Komplikationen zwischen mir und meinem langjährigen besten Freund schmerzten mehr als Liebeskummer. Ich wusste gerade nur zu gut, wie Wonwoo sich fühlte.
Die Tränen flossen stumm über meine Wangen und fanden nach und nach den Weg auf den Boden oder an meine Klamotten. Fußgänger sahen mich dumm an und machten sich wahrscheinlich nicht einmal die Mühe unauffällig zu sein.
In mir baute sich ein Hass gegenüber Chaeyoung auf. Eigentlich verstanden wir uns ganz gut. Wonwoo liebt sie, dafür hat er seine Gründe, also warum sollte ich etwas gegen sie haben? Doch im Moment war sie der einzige Grund, warum es meinem besten Freund so scheiße ging. Allein sie sorgt dafür, dass er heulend in seinem Zimmer sitzt und mich ignoriert. Noch nie hatte sich jemand zwischen mich und meinen besten Freund gestellt. Noch nie schaffte es jemand uns auseinander zu bringen. Natürlich war es zwischen uns kein richtiger Streit und nach kurzer Zeit würde er sich wieder bei mir melden, doch allein die Tatsache, dass Chaeyoung so viel verantwortet, ließ mich Mordpläne schmieden.

Sie hatte nicht einmal nen richtigen Grund der Trennung genannt, weshalb sollte ich es also akzeptieren, dass sie sich getrennt hat. Natürlich, man muss es einsehen, dass jemand keine Gefühle mehr füreinander hat oder dass jemand große Scheisse gebaut hat, doch nichts davon nannte sie als Grund.
Zu Hause angekommen schmiss ich mich direkt in mein Bett und vergrub mein Gesicht in den vielen Kissen und atmete den vertrauten Geruch ein.
Ich holte schnell mein Handy raus hinterließ trotzdem nochmal Nachrichten an Wonwoo, damit er sich auch so schnell wie möglich wieder meldet und wir gemeinsam kuscheln konnten und bis in die Nacht mit Essen die Filme genießen konnten.
Es wurde gerade erst Abend, trotzdem hatte der Tag mich sehr angestrengt, sowie ich schon recht früh auf den Beinen stand und mich somit schlafen legte.

"CUUUT!"

Es ist zwar schön, dass er das Ende ankündigt, doch hab ich eigentlich mal erwähnt, wie sehr mir seine Stimme auf den Sack geht?

Es war langsam Routine, dass ich nach diesem Wort direkt meinen Stuhl ansteuerte, auf dem so mega cool mein Name draufstand. Die letzten Minuten der Szene ging es nur um meine Rolle, also saß Taehyung schon auf dem Stuhl neben meinem und klatschte grinsend in die Hände. Ich lächelte ihm nur erschöpft zu und trank einen großen Schluck.
Das Releasedatum rückte immer näher, bald näherte sich die Premiere, also mussten wir in letzter Zeit mehr arbeiten, damit das Drama auch noch rechtzeitig fertig war. Die Pausen wurden kürzer, die Freizeit schränkte sich immer mehr ein und die gemeinse Zeit mit Taehyung verringerte sich auch immer mehr. In den kleinen Pausen am Set verbrachten wir mit unserem Skript, damit alles auch perfekt ablief, weswegen wir uns nicht mehr richtig austauschen konnten und zu Hause hatten wir auch kaum noch Zeit für privaten Kontakt. Wir versuchten dem anderen natürlich noch genug Aufmerksamkeit zu schenken, doch diese war auch sehr grenzwertig und nicht zufrieden stellend. Gerade lief es doch noch so gut. Man muss bedenken, dass wir jetzt alle unter Druck arbeiten und Taehyung und ich dadurch schonmal keine Zeit füreinander haben, aber wenn diese ganze Zeit endlich vorbei ist, haben wir auch das komplette Drama abgedreht, weswegen unsere Wege sich sicherlich trennen werden und aus meinem kleinen Crush eh nichts mehr wird.
Arbeitsromanzen funktionieren nie, also was hab ich mir die ganze Zeit erhofft. Ich wusste immer noch nicht einmal, ob er überhaupt schwul ist.

Toll, wir verbringen Zeit miteinander und haben uns etwas angefreundet, doch wir haben uns noch nie vertraulichere Sachen erzählt, weswegen ich immer noch keine Ahnung habe, was für eine Person genau vor mir steht. Ich kenne ihn immer noch nicht gut genug, um mir überhaupt richtig und realistisch vorstellen zu können mit ihm eine Beziehung einzugehen. Bei mir existieren gewisse wichtige Punkte, die es geben muss, wenn man mit mir zusammen kommen will. Ich bin einer der beziehungsunfähigsten Menschen, die ich kenne, also bräuchte ich schon eine Person, mit bestimmten Seiten, damit ich die Beziehung nicht komplett vermasseln würde. Ich kann einfach nicht mit jemanden zusammen sein, der meine Charakterzüge und Seiten nicht zu hundert Prozent kennt und akzeptiert, sowie es auch toll wäre, wenn die Person genau so sein könnte oder immer hin etwas darauf einsteigen würde.
Was bin ich denn auch so unglaublich kompliziert und inkompetent.