sterne.

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Langsam tappste ich durch das stachelige Gestrüpp, dass leicht meine Waden zerkratzte, doch es war mir egal, ich ignorierte den leichten Schmerz, passte nur auf, dass ich die Pflanzen nicht all zu sehr kaputt machte. Ich musste leicht schmunzeln, als ich Julian entdeckte, wie er auf dem Boden lag und einfach in den Himmel sah. Ich kam auf ihn zu, setzte mich neben ihm, sah auf ihn runter, schwieg aber. Irgendwie freute ich mich, hier zu sein. Es war so schön dunkel und so still, nur ein paar Grillen zirpten um uns herum, man konnte die Sterne ganz klar erkennen. "Hast du etwas Ahnung von Astronomie?", fragte Julian mich und ich schüttelte leicht den Kopf. "Wie viel weißt du?", fragte er mich und ich zuckte mit den Schultern. "Sonne, Mond, Sterne." Leicht lachte ich, er ebenfalls. "Komm, leg dich zu mir, ich erklär dir was." Ohne zu zögern legte ich mich neben ihn, sah in die Sterne.

"Was siehst du?"
"Sterne, dunkler Himmel, Mond."
"Warum siehst du die Sonne nicht?"
Ich schwieg.
"Weil die Erde sich um die Sonne dreht, was heißt, dass es auf der anderen Seite der Erde jetzt hell ist."
Ich nickte. "Galilei, oder?"
Er fing an zu grinsen. "1615, richtig."
Ich schmunzelte ebenfalls leicht.
"Siehst du dir drei Sterne, die so dicht nebeneinander sind?" Er streckte seinen Arm aus, zeigte in den Himmel und ich nickte, als ich wirklich etwas entdeckte. "Die Sterne darüber und darunter. Siehst du die?" Wieder nickte ich. "Das zusammen ist der Orion, so heißt das Sternenbild."
"Wie kannst du dir das alles merken?", fragte ich neugierig und sah zu ihm. "Langeweile vermutlich." Er schmunzelte leicht, sah weiter in den Himmel, ich tat es ihm gleich.
Er seufzte zufrieden, setzte sich dann aber auf und sah zu mir. "Aber genug davon. Ich will dich nicht langweilen." Leise lachte ich, setzte mich ebenfalls auf.

Kurz schwiegen wir nur, lauschten der Stille, die uns umgab. Ich hatte mich leicht zurückgelehnt, stützte mich mit meinen Händen auf der Erde hinter mir ab. "Du magst es, zu erzählen, hm?", fragte ich dann einfach, sah zu ihm, ein leichtes Lächeln hatte sich auf meinen Lippen gebildet. Er sah zu mir, in seinem Blick lag etwas Verlegenheit. "Rede ich so viel?", lachte er leise und ich erwiderte sein wunderschönes Lachen. "Nein, geht, aber man merkt, dass es dir Spaß macht. Na komm, erzähl mir was, ich find die Sachen, die du erzählst interessant." "Echt? Oder sagst du das nur so?" Ich lachte leicht, seine Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes und das war mehr als süß. "Wirklich, versprochen." Er lachte ebenfalls leise, gab ein Überlegungs - "Hmmm" von sich, sah dann zu mir.

"Bist du gläubig?"
"Gläubig erzogen."
"Kluge Antwort."

Ich lächelte.
Er setzte sich richtig auf, sah mich an.

"Die Kirche hat 99,9% der Schriften verbrannt, die die Griechen verfasst haben, weil sie die Existenz eines Gottes und die Schöpfungsgeschichte indirekt durch naturwissenschaftliche Beweise und Fakten wiederlegt haben." Kurz schwieg er. "Die Kirche ist schrecklich." Er sah nachdenklich in den Himmel. Ich musterte sein Gesicht, schwieg, fixierte seine Kiefer- und Wangenknochen, hübsch war er.
"Ich hoffe, dass die Menschen irgendwann aufwachen." Leicht nickte ich, starrte ihn wahrscheinlich ein wenig zu lange an, sah wieder nach vorne. "Werden sie." Sein Blick schellte zu mir, er legte sich wieder zurück, hin in das trockene Gras, schloss seine Augen. "Warum bist du dir da so sicher? Sie haben es doch die letzten 12.000 Jahre auch nicht getan.", sagte er leise und ich legte mich wieder zurück, neben ihm, schloss meine Augen, dachte einen Moment über seine Worte nach. "Die Menschen haben sich doch weiterentwickelt. Stück für Stück, immer nur ein bisschen. Und hey, vielleicht sind wir der erste Anfang einer Entwicklung, die sich in tausend Jahren durchgesetzt hat..", sagte ich leise, hatte meine Augen weiter geschlossen, dachte noch einmal über das nach, was ich gerade gesagt hatte. "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das für immer so ist." Leise seufzte ich, drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an. Er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht..", sagte er leise, sah ebenfalls zu mir.

"Es ist alles so verrückt."
"Ich weiß."
"Wie hälst du das dann aus."
"Das frag ich mich auch jeden Tag aufs Neue."
Er nickte leicht, sah wieder hoch in die Sterne, schloss seine Augen und lange schwiegen wir uns einfach nur an, genossen die Nacht, die Zweisamkeit und die wunderschöne Stille inmitten dieses wunderschönen Sternenhimmels.

"Austehen, Marlon! Du musst zur Schule!", hörte ich die scharfe Stimme meiner Mutter, schreckte schnell hoch. Fuck, ich war müde, machte mich aber schnell fertig und stolperte die Treppe runter in die Küche. "Morgen..", murmelte ich, nahm mir mein Brot für die Schule vom Tisch. Wütend schnaubte meine Mutter. "Und jetzt sieh zu, dass du noch pünktlich kommst!", rief sie, während sie mich halb aus der Tür schubste und ich mich schnell auf den Weg zur Schule machte. Frustriert war ich auf dem Weg zur Schule und kickte wütend einen Stein vor mir her. Warum war das alles so behindert.
"Es ist alles so sinnlos.", hatte er gestern gesagt und seine Worte hallten in meinem Kopf wieder. Logisch, natürlich war es das. Es war so egal alles, selbst wenn ich jetzt zu spät zur Schule käme, es war alles so egal, so belanglos und trotzdem war ich froh, als ich noch pünktlich den Klassenraum betrat.

forbidden love. [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt