macht der information.

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"Da bist du ja endlich, deine Geschwister haben Hunger, Marlon, du kannst nicht einfach trödeln!", motze meine Mutter gestresst.
Ich entschuldigte mich, behauptete, Frau Müller hätte überzogen und wurde innerlich ganz schön wütend.
Na schön, ich war hier nicht das einzige Kind, dass zum kochen und Tischdecken in der Lage war, doch natürlich war ich der einzige, der was machen musste. Tut mir Leid, Mutter, es tut mir Leid dafür, dass es Menschen gibt, die ich wertschätze, denen ich helfen möchte, wenn es ihnen schlecht geht. Ich bin kein Koch- und Putzsklave, sondern dein Kind, Mutter, ich bin dein Sohn und ich habe so oft das Gefühl, du hast es vergessen. Ich wollte mich in keinster Weise darüber beschweren, im Haushalt mitzuhelfen, das war gut und richtig so, dass Problem war, dass ich der einzige war der es tun musste und es schon immer getan hatte. Außerdem wurde mir momentan sowieso alles zu viel.

Wie gerne hätte ich ihr das alles gesagt, doch ich schwieg, ließ es über mich ergehen und tat, wie mir befohlen.

Nach dem Essen half ich ihr erneut und erledigte meine Hausarbeiten in dem Zimmer von meinen Brüdern und mir. Leon und Elias waren draussen spielen, das durfte ich nicht mal jetzt, mit fast 18 und als Kind durfte ich es auch nicht. Alles war so ungerecht. Theo saß auf seinem Bett und machte ebenfalls seine Hausarbeiten. Er war 15, fast 16, ich konnte ihn nicht einschätzen, auch wenn wir in einem Zimmer wohnten, hatten wir nicht viel zu tun. Entweder war er draussen mit Freunden oder las irgendwelche komischen Bücher und hörte komische Musik.

"Marlon?", hörte ich seine Stimme, sie war höher als meine, hatte eher eine helle Stimmfarbe. Genervt sah ich zu ihm. "Hm?" Er seufzte, er sah etwas ängstlich aus, nervös, als hätte er Angst, mich zu fragen. "Kannst du..-" Er kramte in seinem Heft rum, reichte mir einen Zettel. "Kannst du mir das unterschreiben? Bitte.." Er sah mich flehend an, ich las den Zettel, überflog die gedruckten Buchstaben.

Sehr geehrte Frau Schmitt,

Ihr Sohn Theodor Schmitt konnte zum wiederholten Mal die Hausaufgaben nicht vorzeigen, wir bitten um Kenntnisnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Schulleitung

Ich musste leicht auflachen.
"Und ich soll dir das unterschreiben? Wenn Mutter das herausfindet, reißt sie mir den Kopf ab. Da ist dieser Zettel ja wohl weniger das Problem. Geh doch einfach zu ihr, sie wird zwar ausrasten, aber wenn ich dir das hier fälsche, flieg ich hochgradig hier raus und ich hatte nicht vor, obdachlos zu werden." Ich warf ihm den Zettel zurück zu.
"Marlon, bitte. Ich tu alles, bitte."
Genervt seufzte ich. "Nein, Theo, akzeptier es doch. Fälsch es doch selber, wenn es so schlimm ist."
"Nein, das sieht man.. Bitte, Marlon, es passiert auch nichts."
"Das weißt du doch nicht."
Theo seufzte verzweifelt auf und ich dachte, er würde gleich anfangen zu weinen. Kurz hatte ich Mitleid mit ihm, ließ es mir aber nicht anmerken.

Kurz war es still, ich konzentrierte mich wieder auf meine Matheaufgaben, als Theo tief durchatmete und wieder das Wort ergriff.

"Ich sag Mutter, dass du dich in der Nacht rausschleichst, wenn du das nicht unterschreibst.", sagte er schnell, hektisch und sah betreten auf den Boden. Sofort lag mein Blick auf Theo, scharf sah ich ihn an.
"Wirst du nicht.", sagte ich verbittert, kalt, er würde das nicht tun.
"Woher weißt du das überhaupt.", fragte ich, durchbohrte ihn fast mit meinem kalten Blick.
"Ich bin nicht dumm, ich wach immer auf, wenn du rausgehst. Und eigentlich wollte ich es für mich behalten und du weißt genau, eigentlich mache ich sowas wie erpressen nicht, aber ich mein es ernst, ich brauche diese Drecksunterschrift."
Wütend schnaubte ich, riss ihm den kleinen Zettel wieder aus der Hand und kritzelte die Unterschrift meiner Mutter darunter.
"Wenn du erwischt wirst, behauptest du, du warst das, verstanden? Ich hatte nichts damit zu tun."
Sofort nickte er, er wollte sich nicht mit mir streiten.
"Tut mir Leid..", murmelte er und ich warf ihm erneut einen kalten, wütenden Blick zu, sagte gar nichts und tat so, als würde ich weiter mit meinen Aufgaben machen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren, die Tatsache, dass Theo es wusste, machte mich fertig, er hatte so verdammt viel gegen mich in der Hand.

Innerlich verfluchte ich mich und ich verfluchte Theo und diese verkackte Welt. Ich wollte rausgehen, mit Juli reden, er machte mich immer glücklich, doch es ging nicht, wir hatten erst 17 Uhr und angestrengt quälte ich mich durch den Rest meiner Hausaufgaben und lag den restlichen Tag in meinem Bett, fühlte mich wie taub und hatte einfach nur meine Augen geschlossen, dachte an ihn, an sein Lachen, an seine Worte. Ich dachte einfach nur an seine niedliche Art, er selbst zu sein.

forbidden love. [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt