Promise

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~Die Gestalt trat einen Schritt vor, nur so weit, dass ihr Gesicht immer noch verdeckt blieb, doch mir war jetzt schon aufgefallen, wie unheimlich vertraut mir diese Stimme vorkam...~

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du es bis hierhin schaffst. Ich meine, klar, deiner Crew hätte ich es zugetraut, aber nur du...mit dem da...Aber was soll's. Mein Plan geht trotzdem auf"
Mingi umklammerte mich fester.
„Was soll ich machen?", flüsterte er.
„Warte einfach. Ich glaube, er hat noch etwas zu sagen..."

Der Unbekannte sprach weiter: „Ja, mein Plan war wirklich gut. Ich meine, nur, weil ich dich so gut kenne, konnte ich mir trotz all der riskanten Situationen sicher sein, dass nichts schief läuft...obwohl, dass du dich auf das Niveau eines Soldaten herablässt hätte selbst ich nicht gedacht. Zum Glück habe ich eure komische Beziehung aber rechtzeitig aufgedeckt.
Naja, und jetzt bekommst du, was du schon immer verdient hast..."
Der Mann wurde immer leiser.
„Ich...ich werde dich t-...töte-"
Seine Stimme begann zu zittern, dann stockte er und noch ehe ich mich versah, drehte er sich um und flüchtete in den dichten Dschungel.
Ohne, dass ich ihn fragte stürmte Mingi hinterher, aber der Fremde war schnell. Schnell, wie ich es nur wenigen zutraute...
„Was - was sollte das gerade?", keuchte Mingi beim Rennen.
„Der muss doch völlig verrückt sein!"
Ich schwieg.
Das Gefühl, dass ich diesem Mann kannte, wurde immer stärker und ich traute mich noch nicht, etwas gegen ihn zu sagen.
„Ich meine", fuhr Mingi fort.
„Er scheint dich zu kennen. Und mich auch"
Er duckte sich und schützte mich mit seinem Körper, während er ein paar Farnen auswich.
Während Mingi rannte, konnte ich nur verschwommen, das Geäst um uns herum wahrnehmen, aber ich wusste, dass wir bald unweigerlich das Zentrum dieser Insel erreicht haben mussten.
Ich hätte mir weitere Gedanken machen müssen, zum Beispiel, warum der Fremde vor uns davongerannt war, aber die Schmerzen in meinen Beinen wurden mit jeder Sekunde stärker und irgendwann fielen mir einfach die Augen zu und ich vergaß alles...

Ich schreckte hoch.
Wie lange hatte ich geschlafen?
Jemand hatte mich auf ein Bett aus Farnen gebettet. Jemand?
Mingi!
Aber wo war er?
Vorsichtig spähte ich in Richtung meiner Beine.
Das Blut hatte die Bandagen durchtränkt und war zu einem merkwürdigen Gebilde getrocknet.
Vorsichtig zog ich einen der Verbände beiseite, doch das, was ich sah, brachte sofort die Übelkeit zurück.
Ich atmete zischend durch die Zähne und ließ mich zurück auf den Boden sinken.
Für einen Moment schloss ich die Augen, als ich ein leises Geräusch vernahm.
Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich es einordnen konnte, aber dann erkannte ich es. Da weinte doch jemand!
„Mingi?", flüsterte ich, doch ich bekam keine Reaktion.
Langsam stand ich auf, wobei ich mich an einen Baum neben mir klammerte.
Als ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war es mir möglich auszumachen, woher das Geräusch kam.
Vorsichtig stützte ich mich an den Bäumen um mich herum ab und bewegte mich so Stück für Stück vorwärts.
„Mingi, bist du da?", fragte ich noch einmal.
Das Weinen verstummte.
Vorsichtig bewältigte ich die letzten Meter und fand mich auf einer kleinen Lichtung wieder.
Und dort, zwischen ein paar Steinen, saß ein Mann, der nicht Mingi war.
Er hatte mir den Rücken zugewandt.
Ich wusste nicht, ob er mich bemerkt hatte. Er saß einfach still da.

Ich wusste, dass das was ich jetzt tat, dumm war. Ich konnte kaum stehen und hatte keine Möglichkeit, mich zu verteidigen und der Mann, wenn er es denn war, hatte gedroht, mich zu töten, aber trotzdem ließ ich nun alle Vorsicht fallen und machte auf mich aufmerksam.
Ich war einfach nicht dazu geboren, um nur still auf das zu warten, was das Leben mir präsentierte. Ich musste immer handeln.
Ich räusperte mich.
Als ich zu sprechen begann, klang meine Stimme ungewohnt rau.
„Ich bedaure, aber ich werde aus deinen Handlungen bis jetzt einfach nicht schlau..."
Der Mann zeigte keine Reaktion.
„Wäre es denn nun mögl-"

„Sei still!"
Dieser Ausruf zeugte von so viel Schmerz und Wut, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief.
Und endlich drehte sich der Unbekannte um.
Oder zumindest hatte ich gedacht, er wäre unbekannt, doch das von Schmerz verzogene Gesicht, in das ich nun blickte, war mir keineswegs fremd.
San blickte mich traurig an.

ATEEZ - ALL YOU HAVE TO DO IS BEING MY PIRATE KING ||ABGESCHLOSSEN||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt