Von Null auf Hundert

Rausch

Jesse nahm meine Hand und zog mich mit sich. Mein Herz pochte wie wild, denn ich wusste nicht was als nächstes passierte und wo es hinging, aber ich verließ mich auf die Leute um mich herum die alle lachten und guter Dinge waren. Nur Letty warf mir böse Blicke zu. Doch das Bier schaffte es das ich diese ignorieren konnte. Innerhalb weniger Minuten war das Haus leer und vor dem Haus heulten Motoren auf. Es waren sicher 20 Autos. Eine tolle Szene. Diese bunten Wagen, in denen mehr Geld steckte als in allen Häusern dieses Viertels zusammen, spiegelten den ganzen Stolz des Besitzers wieder.

Jesse zog mich immer weiter bis zu seinem Wagen. „Ein VW Vento!" sagte Jesse stolz und strich über die Motorhaube seines Autos. Ich lächelte einfach nur. Nie würde ich verstehen was die Leute hier an ihren Autos so toll fanden. Diese ganzen High Heels Püppchen verteilten sich auf die Autos. Letty schubste die die ihr nicht passten einfach beiseite und bahnte sich so ihren Weg zu Dominic den sie gesucht hatte. „Sie ist nun mal so!" lachte Jesse und öffnete mir die Tür, „Darf ich bitten?"

Er war nicht älter als die anderen Jungs aus meiner Klasse, doch Jesse war viel reifer. Nachdem er die Tür so sanft wie möglich zuschlug stieg auch er ein. Sportledersitze, die erkannte ich. Eine große Musikanlage und Dinge von denen ich nicht wusste was man damit machen sollte. Knöpfe und Schalter die in einem normalen Auto nicht vorhanden sind. Das Auto vibrierte als Jesse den Motor anließ. „Wo fahren wir hin?" fragte ich als Jesse aus der Einfahrt fuhr und Dominics roten Wagen folgte. „Entspann dich einfach!" sagte er und lehnte sich in den Sitz. Da war es wieder. Dieses Tempo das kribbeln in meinem Bauch verursachte und mir jetzt ein zufriedenes Lächeln in mein Gesicht zauberte. Man konnte sich daran gewöhnen. Jesse sah mich an und grinste. „Gut oder?" Ich nickte und sah aus dem Fenster. Wir fuhren in die Innenstadt. Die Nacht umhüllte alles und die Lichter der Stadt blinkten zauberhaft. Vor uns, hinter uns und neben uns waren andere Wagen.

Ein riesen Konvoi der sich jetzt aufteilte. Ich konnte mir denken wieso, denn eine solche Gruppe Tuning-Autos wollte sicher nicht in ein Café. Mia fuhr bei Dom mit. Sie winkte mir und grinste aus seinem Auto das rechts von uns fuhr. Dann bogen wir in die nächste Straße ein. Alleine. Das einzige Auto. Schlagartig. Nur der Motor war zu hören. „Wegen den Bullen weißt du!" durchbrach Jesse die Stille. „Was passiert wenn die uns schnappen?" fragte ich beunruhigt. Dieser Aufwand wäre nicht nötig wenn die Polizei nicht überall wäre, also wieso sollten sie uns nicht abpassen? „Oh. Ja das wird böse denk ich. Schon alleine die Geldstrafen und dann werden einige von uns gesucht. Böse eben!" erklärte er und sah zu mir hinüber. Dann grinste er. „Jules mach dir keine Sorgen. Uns bekommt keiner Kleines!" Jesse trat weiter auf das Gaspedal.

Die Schilder und Lampen flogen an uns vorbei wie in einem Rausch. Es war ein Rausch, ein wahnsinniger Geschwindigkeitsrausch. Ich kurbelte die Scheibe herunter und der Wind spielte mit meinen Haaren. Jesse lachte, aber ich ließ mich nicht stören. Sein Blick haftete auf mir, ich spürte den Blick brennend auf meinem Gesicht. „Fährst du heute auch ein Rennen?" fragte ich ihn ohne ihn anzusehen. „Eher nicht. Heute sind die Großen dran!" sagte er und lachte. Dann hörte man von weitem Musik, eher nur die Bässe. Das Bild das sich mir darbot als wir in die große Hauptstraße einbogen war umwerfend. Mir klappte die Kinnlade herunter.

Überall standen Autos. Mehr als in der Straße vor Dominics Haus und mehr als das doppelte davon. „Herzlich Willkommen in unserer Welt!" sagte Jesse und fuhr auf einen freien Stellplatz. Neben Jesses Wagen erkannte ich das rote Auto von Dom und den Wagen von Vince. „Da wollen wir mal schauen wo die anderen sind!" sagte Jesse und stieg aus dem VW. Er flitzte um das Auto und öffnete mir die Tür. Nun berührten meine Füße eine neue Welt, die von PS und Geld regiert wird und von Mädchen wie mir gemieden werden sollte.