Rennsternchen

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Nach der bestandenen Prüfung feierten wir ausgelassen. Es war eine Woche nach dem Ereignis mit der Polizei und Brian wurde oft zu Vernehmungen wegen der Straßenrennen gerufen. Wir saßen an einem langen Tisch auf der Einfahrt. Jesse, Vince, Dom, Mia, Letty, Leon, Brian und ich. La Familia wie ich sie mittlerweile nannte, denn bei ihnen war ich mehr ich als irgendwo anders. Nur zum schlafen war ich zuhause. Meine Eltern waren in meinen Augen zu Spießern geworden. Ich sollte nach der Schule immer zuhause sein, durfte nicht zu Mia und ihrer Familie, denn sie schadeten mir angeblich. Es gab Tage an denen ich gar nicht nach Hause ging. Meist war ich mit Dom oder Brian auf der Straße oder mit Mia lernen und shoppen.

„Du darfst dein Auto heute mit nach Hause nehmen. Wollen wir nachher mal sehen ob wir auf der Straße jemanden finden der mitspielt? Dann bekommst du vielleicht schon die 200$ für den Schein wieder rein!" erklärte Jesse und sah mich an. „Hast du nicht heute ein Date Romeo?" fragte ich ungerührt und sah ihn nicht mal an. Ständig tanzten andere Mädchen um ihn herum, schlimmer als es bei Vince war. „Runterfahren. Letty fährt nachher mit ihr an die Strecke. Irgendwelche Spielzeugautos stehen da immer rum!" legte Dominic fest und schob Jesse ein Bier hin.

Meine Vorfreude stieg. Vince begann zu lachen und klopfte Jesse auf seine Schulter. Er bekam ständig solche Sprüche von mir, denn mit dem Selbstbewusstsein wuchs auch mein Unverständnis für Jesses Umgang mit Frauen. Vor allem wie er mit mir umgegangen war ließ mich jeden Spruch den ich ihm drückte genießen. „Dom du fährst mit ihr. Ich hänge mit Mia an einem Design für ihren Wagen!" erklärte Letty. „Ich bin mit Vince Leon und Jesse unterwegs." Sagte Dom kalt und sah Letty fest in die Augen. „Da bleib ja nur ich!" lachte Brian und verwuschelte meine Haare.

„Wo seid ihr Dom?" fragte ich und nahm mir ein Steak. „Arbeit." Sagte er nur und begann mit Vince eine Diskussion. Irgendwann verschwanden die 4 Männer ohne ein Wort. „Ich mache den Abwasch. Ich wünsch euch viel Glück!" zwitscherte Mia und begann den Tisch abzuräumen. „Ich bin in der Werkstatt Kleine. Komm nach!" sagte Letty und stieg in ihren Wagen. Brian küsste Mia zärtlich und ging dann mit mir zum Auto. „Weißt du. Nächste Woche ist ein Event. Race Wars. Ich denke Dom wird dich dort haben wollen. Ich habe ja kein Auto mehr!" lachte er.

„Wo fahren sie eigentlich immer hin?" fragte ich Brian. Es war in letzter Zeit öfter passiert das die Männer und zeitweise auch Letty einfach verschwanden und mit Geld wieder auftauchten. „Ich weiß es nicht, aber es geht nicht mit rechten Dingen zu. Das weiß ich. Du weißt wie es zur Strecke geht?" fragte Brian und setzte seine Sonnenbrille auf. Ohne Umwege ging es zu der langen Straße und es wartete jemand auf eine Herausforderung. „Hey Baby! Lust auf Spaß? Mit 500$ bist du dabei" rief ein schmieriger Typ aus seinem mittelmäßig getunten Mitsubishi. „Den hat bis jetzt jeder abgezogen. Mach!" forderte Brian mich auf.

„Bin dabei. 700$?" lehnte ich mich aus dem Fenster. 200$ für den Schein und dann noch die Hälfte für Dom. Da blieben 250$ für mich. „Schlaues Mädchen!" sagte Brian und stieg aus. Wir fuhren an die Startlinie. Ich vertraute auf meine Fahrkünste die ich mir in den letzten 2 Wochen angeeignet hatte. Mein Herz raste. Eine Hand am Lenkrad und eine am Schaltknüppel. Ich war hochkonzentriert und auf alles gefasst. Im Notfall würde ich die mir verbotene NOS-Taste betätigen. Mir war das egal, es ging nur um das gewinnen.

„Los!" rief Brian und ich trat auf das Gaspedal. Hoch drehen lassen, schalten, hoch drehen lassen, schalten. Es war wie eine Zeitlupe, das Adrenalin durchströmte mich. Ich wagte es nicht in auch nur irgendeinen Spiegel zu schauen. Mein Blick ging nur Richtung Ziel. Und da war es. Ich schoss hindurch und ich war glücklich und erleichtert. Durch das Fenster reichte mir der Kerl meine gewonnenen 700$. Das war es mein 1. Rennen. Brian stieg stolz in meinen Wagen. Die ganze Nacht waren wir unterwegs. Im Morgengrauen kamen wir mit Dom gleich zeitig an.

„Dominic!" rief ich freudig und winkte mit einem Bündel Geld. „Quatsch oder? Hey Hey!" sagte er begeistert und hob mich hoch. „Es ist so einfach!" schwärmte ich und ließ den Kopf Siegestrunken nach hinten kippen. „Wie viel?" fragte er mich mit hochgezogener Braue. „200$ für den Schein. 1000$ für mich und 1000$ für dich. Gut. Ich hab auch 1-2-Mal verloren. Aber die anderen 1-2 Mal hab ich gewonnen!" lachte ich und drückte ihm das Geld in die Hand.

„Jetzt bist du Offiziell ein Familien Mitglied!" rief Leon. Er hatte Schnittwunden an den Armen und Vince sah nicht besser aus. Bei genauerem Hinsehen entdeckte man Einschusslöcher in Doms Auto. So schlimm sahen sie noch nicht einmal aus. „Was auch immer ihr macht. Passt besser auf euch auf!" sagte ich und sah Jesse dabei an.

Von Null auf HundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt