6 Tage

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Die Nacht verbrachte ich allein bei mir zuhause. Mit meinem Auto vor der Tür. Meine Eltern betrachteten das ganze skeptisch. Sie wollten zur Polizei und ein gestohlenes Auto melden. Dabei war es mein Auto, es war auf mich angemeldet. Bevor ich schlief lernte ich für die Woche in der Schule. Es war stressig. Aber dieses Leben gefiel mir. Meine Noten waren etwas abgesackt, aber solange es nicht schlimmer werden würde war ich mit einer guten 2 auch zufrieden. Jeder Tag lief so. Jetzt waren es noch genau 7 Tage bis zu einem Moment der mein Leben verändern sollte. Diese 7 Tage meines Lebens sollten die besten meines Lebens werden.

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Als ich wieder am Haus der Torettos aufkreuzte lag Mia in der Sonne. Ihr Körper war wundervoll braun und ihre Haare lagen wild um ihren Kopf herum auf der Decke. „Hey Süße! Genießt du den Samstag?" fragte ich sie und setzte mich zu ihr auf die Decke. „Dein Design ist fertig! Oh es wird dir gefallen!" sagte sie und setzte sich auf um mich zu umarmen. „Zeig es mir!" bat ich und war gespannt was sie geschaffen hatte. Schnell verschwand sie im Haus und kam mit einem großen Blatt Papier zurück. „Es wird ein schickes Rot! Und auf die langen Seiten kommt eine Rose! Sie steht für dich!" erklärte sie und sah mich begeistert an. „Ich liebe es!" sagte ich und konnte mich daran gar nicht satt sehen. Oberkörperfrei kam dann auch Dom aus dem Haus.

„Na junge Frau!" begrüßte er mich und verschwand auch wieder in der Garage. „Fahren wir nachher mit deinem Auto in die Werkstatt?" fragte Mia und sah sich meinen perfekt glänzenden Untersatz an. „Wer will sich denn um meinen Lack kümmern?" fragte ich und sah in Richtung Garage um mitzubekommen was Dom denn machte. „Na Jesse!" sagte sie und legte sich wieder hin. Ich seufzte nur. Mia lachte darüber und dann begannen wider zu quasseln. Über alles, besonders darüber wie unsere nächste Feier werden sollte. Die fand wieder hier bei Dominic statt. „Definitiv kommt diese blonde Mistkuh nicht!" sagte ich und verdrehte die Augen. „Oh! Mia ich muss noch mal kurz nach Hause! Meine Wäsche muss noch aus der Maschine!" fiel mir gerade ein.

„Fahr doch bitte bei Brian rum! Er soll dir das bestellte Teil aus dem Laden geben!" rief Dom aus der Garage. „Geht klar! Halbe Stunde bin ich wieder da!" rief ich und stieg in mein Auto. Der Autoteileladen in dem Brian arbeitete war nicht weit entfernt. Doch auf einer Straße kurz vorher sah ich Brian schon stehen. Ihn und einen Polizisten. Die beiden redeten miteinander, freundschaftlich. Ich beobachtete die beiden eine Weile, bis sie sich nicht weniger freundlich verabschiedeten. Was ich da sah beunruhigte mich ungemein. Sollte ich ihn darauf ansprechen oder abwarten? Vielleicht sollte ich mit Mia darüber reden. Brian lief wieder in Richtung Teileladen. Ich fuhr näher an ihn heran.

„Soll ich dich mitnehmen?" fragte ich ihn und lächelte. Er erschrak richtig heftig, kam sich regelrecht erwischt vor. „Julia! Was machst du denn hier du Küken?" lachte er und sah hektisch nach links und rechts. „Na ich wollte zu dir! Dom will irgendein Teil haben, deswegen bin ich da!" sagte ich und öffnete die Beifahrertür. „Achja. Der Zylinderkopf richtig? Ja warte ich fahr mit!" sagte er und stieg ein. Wir sagten beide nichts, bis wir kurz vor dem Laden waren. „Julia du hast den Polizisten gesehen! Ich weiß es! Was denkst du?" fragte er und sah mich ernst an. „Geht es um die Dinge die Dom macht? Versuchst du herauszufinden was da läuft?" fragte ich ihn. Er schien erleichtert und nickte. „So sind sie die korrupten Bullen. Immer für eine Info gut!" lachte er. „Sagst du es mir wenn du es weißt?" fragte ich ihn und stieg mit ihm aus.

Er sagte mir zu und brachte das Teil. „Was machst du heute noch Kleines?" fragte er und lehnte sich mit der Hand gegen mein Auto. „Wir wollen damit anfangen mein Baby hübsch zu machen!" sagte ich und lächelte ihn an, denn es war sein Auto gewesen, er hatte sich dieses Design ausgesucht, aber es war nun einmal schrecklich! „Mia hat mir schon den Entwurf gezeigt. Wir sehen uns bestimmt heute Abend, ich hab noch was an Doms Wagen zu tun!" erklärte er und drehte sich ohne ein auf Wiedersehen um und ging.

Mit dem Teil auf meinem Beifahrersitz fuhr ich zu mir und räumte die Wäsche aus der Waschmaschine. Mein Telefon klingelte. Jesse. „Hast du dich verwählt Herzchen? Kann ja sein du willst irgendeine andere Schnecke anrufen!" begrüßte ich ihn. „Ich ernenne dich bald zum lustigsten Mädchen der Welt. Aber jetzt beeil dich doch mal mit deinem Auto! Ich möchte anfangen Frau Tausendschön!" motzte er und legte auf. Mein Spruch hatte wohl gesessen. Mit der Wäsche beeilte ich mich und nahm dann auch mein Mathebuch mit. Wieder waren meine Eltern nicht da, doch das störte mich nicht. Seid einer Woche hatte ich sie nicht mehr gesehen. Zum schlafen war ich bei den Torettos und am Tag nur kurz zu Hause um Wäsche zu waschen oder schnell etwas zu essen.

Jetzt war ich wieder so schnell wie möglich auf dem Weg zu der Werkstatt um mein Auto hübsch machen zu lassen. Jesse saß Oberkörperfrei in der Einfahrt und wartete ungeduldig. „Oh man. Wenn ich mich nur beeilt habe um das zu sehen fahre ich gleich wieder Heim!" lachte ich und warf ihm den Schlüssel meines Wagens zu. Ohne ein Wort fuhr er das Auto hinein und ich ging auf die suche nach irgendwem. „Hallo? Hallohooo?" rief ich in die Halle. „Mia? Dominic? Vince? Irgendwer?" Niemand rührte sich. „Es ist keiner da außer mir. Musste heute mal nicht mit zum..." er stoppte und ich ahnte das er sich fast verplappert hatte. „Zum was Jesse?" fragte ich neugierig und setzte mich neben ihn auf den Boden. „Einkaufen? Mensch. Heut ist doch Samstag! Einkaufstag!" versuchte er mir zu verklickern.

„Labere nicht dumm rum Jesse! Ist Mia mit zum ‚Einkaufen'?" fragte ich ihn und wurde bei dem Gedanken daran gereizter. Nichts. „Soll ich Brian anrufen?" fragte ich ihn und krabbelte an seinem Knie. „Verdammt lass mich meine Arbeit machen und ruf an wen du willst! Ich sag dir nichts!" motzte er und begann den alten Lack abzuschleifen. „Nicht so zickig Romeo! Dann lern ich jetzt Mathe!" sagte ich kalt und setzte mich in das Büro mit Klimaanlage. Überall lagen Zettel, Dominic führte eine Sauwirtschaft. Ich versuchte ein wenig Platz zu machen für mich und meine Mathe. Ein Zettel fiel mir besonders ins Auge. Auf ihm waren Zeiten von Transportern die an einer bestimmten Stelle entlang fuhren. Ich ging davon aus das es sich um nicht angemeldete Warenlieferungen handelte und legte den Zettel mit auf den Stapel zu den Anderen.

Ich konnte mich nicht lange mit den Zahlen beschäftigen, nach einer Stunde war es aus, obwohl die Prüfungen vor der Tür standen. Es dämmerte als ich das Büro verließ. Jesse hatte meinen Wagen schon ganz von Lack befreit. „Ich mache mir Sorgen!" sagte ich zu Jesse und sah ihn an. Immer wenn ich mit ihm allein war, war alles normal. Jesse war in diesen Momenten eigentlich mein bester Freund, denn er konnte zuhören ohne zu meckern. „Brauchst du nicht!" sagte er trocken und sah mich an. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde die wir uns in die Augen sahen, aber es zauberte uns beiden ein Lächeln auf die Lippen. „Bist du nun nächsten Samstag mit bei Race War's?" fragte er und mischte ein wunderschönes Lila zusammen.

Ich nickte und setzte mich wieder neben ihn. „Ich hoffe auch erfolgreich!" Es klopfte an der Werkstatttür. Ich stand auf und öffnete, vor mir standen 2 chinesisch aussehende Männer. „Was kann ich für sie tun?" fragte ich und zückte den Notizblock zur Auftragsannahme. „Sag Dominic, wenn die Bullen noch einmal bei mir zuhause auftauchen mache ich das mit ihm!" sagte der Größere und zeigte auf ein älteres Auto das im hinteren Teil der Werkstatt stand. „Jules runter!" schrie Jesse und ich sah wie der andere eine Maschinenpistole zückte. Ich schmiss mich auf den Boden und ein Kugelhagel prasselte auf den alten Dodge nieder.

Die beiden Männer verschwanden so schnell wie sie erschienen waren. „Was war das?" schrie ich und mir kamen die Tränen. Ich hatte Panik. „Tran und Lance. Cousins. Feinde von Dom. Was die hier schon wieder wollten! Alles okay. Du musst nicht weinen!" sagte Jesse und verschwand hinter meinem Auto das zum Glück nichts abbekommen hatte. „Ist das etwa normal?" fragte ich entsetzt, doch Jesse antwortete nicht mehr. Weinend saß ich auf einem niedrigen Stapel Reifen und beruhigte mich erst dann kurzzeitig wieder als Dominic die Werkstatt betrat. „Was ist denn mit dir los?" fragte er nur und ich begann wieder zu weinen.

„Das geht schon seid einer Stunde so! Tran und Lance. Guck dir den alten Dodge an!" erklärte Jesse und zeigte auf die Einschüsse. „Komm her!" sagte Dom und öffnete seine Arme für mich. Das war das erste und letzte Mal das er das tat. Ich ließ mich hineinfallen und weinte bitterlich. „Was wollten die Reisfresser denn?" fragte er. Ich erzählte ihm wie es sich zugetragen hatte und, das Jesse mich gewissermaßen gerettet hatte. „Die tun dir nichts. Die kennen dich nicht einmal!" erklärte Dom und strich mir über den Rücken.

Die Werkstatttür öffnete sich wieder und Mia sowie Letty betraten scherzend den Raum. Als Letty dieses Bild von Dominic und mir sah schlief ihr förmlich das Gesicht ein. „Ich hab doch gesagt dass sie eine verdammte Schlampe ist!" kreischte sie und griff zu einem Wagenheber um auf mich loszugehen. Deswegen wollte sie mir die ganze Zeit Jesse aufs Auge drücken, nur damit ich nicht in die Versuchung kommen könnte etwas mit Dom anzufangen. „Letty komm runter!" sagte Dom ruhig. Doch sie kam nicht runter. „Letty!" schrie Jesse und Mia zog sie zurück. 

„Es gibt doch eine Erklärung für das Ganze!" entschuldigte ich mich. „Erklärung? Such eine Erklärung für das du Miststück!" schrie Letty wie von Sinnen und warf mir den Kilo schweren Wagenheber entgegen. Man könnte sagen ich habe es kommen sehen, denn ich spürte nur noch einen festen Schlag an meiner Stirn und dann wurde es schwarz.

Von Null auf HundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt