Kapitel 9

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Vor mir auf dem Wasser trieb ein gigantisches Schiff. Der Mast ragte wie eine Zielfahne in den Himmel hinein und die Segel waren so schwarz wie die dunkelste Nacht, wiesen jedoch einige Löcher auf. Manche größer, manche kleiner.
Vor und hinter dem Mast gab es jeweils noch einen kleineren Mast mit kleineren Segeln, doch nicht minder eindrucksvoll. Eher schien es so, als würde das Schiff seine gigantische Würde erst dadurch vollends erhalten.
Die Galeonsdigur war der Kopf eines Mädchens, dessen Haare sich wie Schlangen um ihren Kopf wanden und in alle Richtungen zu schweifen schienen.
Das dunkle Holz des Schiffes war an der Unterseite gespickt mit Dreck und seltsamen Pusteln, ebenso konnte ich Muscheln ausmachen. Ich war so in den Anblick dieses Schiffes vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie Lyael sich neben mich stellte und die Hände in die Hüften stemmte.
Erst, als er begann zu sprechen, nahm ich die  Welt um mich herum wieder wahr.
"Wir sind nicht hoffnungslos verloren", sagte er und seine Augen strahlten. Eine Woge der Zuneigung überkam mich und meine Wangen färbten sich rot, ehe ich etwas dagegen tun konnte. Schnell sah ich weg, wieder zum Schiff und besann mich auf das Hier und Jetzt.
"Darf ich fragen, wie du das meinst?", fragte ich und musterte ihn von der Seite. Ganz sicher würde ich nicht mit diesem Gefährt reisen, ganz egal wo die Reise hinging. Anna hatte einmal einen Verehrer, der fahrender Händler gewesen war. Und was er über die hohe See erzählt hatte, jagte mir jetzt noch einen Schauer über den ganzen Körper.
"Du?", stellte Lyael eine Gegenfrage und mir wurde bewusst, dass ich ihn versehentlich mit Du angesprochen hatte. Er schmunzelte und die Röte überzog einmal mehr meine Wangen.
"Sie. Ich meinte, was meinen Sie damit?"
Jetzt bekam der Pirat einen regelrechten Lachanfall. Sein Lachen flog über das Meer und den Strand und er klopfte sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel.
"Evelyn", sagte er dann und aus seinem Mund klang mein Name wie eine Liebkosung, wie ein ganz besonderer Schatz. "Sag ruhig Du zu mir. Ich fühle mich sonst so herrschaftlich und das bin ich ganz sicher nicht."
Er sah mich aus seinen stechend grünen Augen an und mir verschlug es die Sprache. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, deutete ich nur fragend auf das Schiff.
"Na, was meine ich damit wohl? Wir schippern auf meinem Schiff über diesen trostlosen Ozean und schauen, wo genau wir sind. Währenddessen kann ich dir ganz in Ruhe den Rest deiner Aufgaben nahelegen."
Mir behagte es ganz und gar nicht, dieses wild aussehende Gefährt zu betreten, doch scheinbar blieb mir keine Wahl. Ohne Lyael war ich hier hoffnungslos verloren, das spärliche Wissen würde mir nicht weiterhelfen und ich wusste doch selbst nicht, wie ich hier wieder weg kam. Bei Lyael war ich vermutlich im Sichersten, also raffte ich den Saum meines Kleides und folgte Lyael den Strand entlang. Von dem riesigen Schiff wurde ein kleines Beiboot heruntergelassen, auf dem zwei Männer in unsere Richtung ruderten.
Lyaels Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, als die beiden Männer aus dem Boot sprangen und es an den Strand zogen. Sie lächelten ebenfalls, als sie auf ihn zu rannten und ihn in eine so stürmische Umarmung zogen, dass die drei Männer in den Sand fielen. Ich kicherte und hielt mir die Hand vor den Mund, um es zu verbergen. Es schien, als hätten sie sich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.
Sie rappelten sich wieder auf und ich bemerkte, dass die beiden fremden Männer genau gleich aussahen. Lediglich die Haare des einen waren braun, während die des anderen schwarz waren. So konnte man sie wenigstens auseinander halten.
"Ich sehe, du hast jemanden mitgebracht", sagte der schwarzhaarige und deutete auf mich. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, vor allem, als der braunhaarige mich von Kopf bis Fuß musterte. Das war viel zu viel Aufmerksamkeit, die mir zuteil wurde und die ich doch eigentlich gar nicht wollte.
"Das ist Evelyn", stellte Lyael mich vor, trat auf mich zu und bot mir den Arm an. Ich hakte mich dankbar ein.
"Evelyn, das sind Perry und Aniel, eineiige Zwillinge. Ich hab sie aufgegabelt, kurz nachdem ihr Vater verschwunden ist. Sie suchen ihn."
Ich nickte Perry, dem braunhaarigen, und Aniel, dem schwarzhaarigen zu. Mehr zu tun viel mir nicht ein. Stattdessen klammerte ich mich fester an Lyaels Arm, der das seinerseits erwiderte und wartete darauf, was als nächstes passieren würde.
"Lasst uns zu meinem Schiff rudern!", rief Lyael begeistert und ich stieß einen Laut der Überraschung aus, der sich für eine Dame zwar nicht ziemte, jedoch die einzige Reaktion war, die ich geben konnte.
"Das ist dein Schiff?", rief ich aus und deutete auf das riesige Ungeheuer vor mir im Wasser.
"Das ist es", antwortete Lyael stolz, bevor er mich an seinem Arm zu dem kleinen Boot zog und mir half, darin Platz zu nehmen. Es war unter diesen Umständen wirklich schwer, zu  protestieren, denn Lyael  war vollauf damit beschäftigt, sich alle Neuigkeiten seiner beiden Freunde anzuhören.
Und als wir auf das Schiff zuruderten, vergaß ich für einen Augenblick meine Angst und staunte über die Macht, die dieses Gefährt ausstrahlte.

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Hallo meine Lieben!
Ich weiß, ich sagte, ich update montags. Es tut mir furchtbar leid!
Trotzdem hoffe ich, euch gefällt das neue Kapitel :)

Liebste Grüße,
Lizzy

Die TeechronikenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt