Die Teechroniken

Kapitel 12

"Nun, ein bisschen was weiß ich von Lyael schon. Zumindest den Teil, dass ich eine Teespringerin bin. Was genau bedeutet das?"

Marylin sah mich einen Moment an, überlegte offensichtlich, wie sie das formulieren sollte, was sie sagen wollte.
"Was genau hat Lyael dir denn erzählt?"
"Er sagte, ich muss die Welt beschützen, in die ich reise und dass es quasi eine Reise in mich selbst ist, da ich mich nicht gefunden habe. Aber ich weiß nicht, wie ich das sehen soll. Es macht den Eindruck, als solle ich gegen irgendwas kämpfen, aber es ist eine große Unbekannte für mich und ich kann gegen nichts kämpfen, das ich nicht kenne. Zumal ich eigentlich überhaupt nichts mit irgendwelchen Kämpfen zu tun haben möchte." Ich beendete meinen kleinen Vortrag. Marylins Stirn hatte sich zusammengezogen und sie guckte mich prüfend an.

"Es hat seinen Grund, warum du hier bist, da bin ich sicher. Allerdings erschließt sich mir dieser nicht wirklich." Sie unterbrach sich, räusperte sich und sah mir dann tief in die Augen. "Pass auf. Es gibt drei Voraussetzungen, ein Teespringer zu werden. Es braucht Mut im Herzen, Liebe im Blut und Verstand im Kopf. Und irgendeine unerledigte Aufgabe. Meistens jemand, der in seiner Persönlichkeit noch nicht so ausgereift ist. Wie bist du zu dem Erinnerungstee gekommen?"

"Durch einen Teeshop. Ms. Whites Teashop hieß er", beantwortete ich bereitwillig Marylins Frage.

"Nun, Ms. White taucht in vielen Gestalten in den verschiedensten Jahren auf. Stell sie dir als eine Art ... Medium vor."

Ich schrak zurück. Wieder war da so ein Wort. Ms. White selbst hatte sich als Kräuterhexe bezeichnet und Marylin sprach von einem Medium. Ich wollte nun wirklich nichts mit irgendeinem Zauber zu tun haben, am Liebsten wäre es mir, ich könnte wieder zurück nach London und gemütlich vor meinem Kamin sitzen, anstatt mich mit diesen Problemen hier herumzuärgern. Was, wenn Anna mir schrieb und ich konnte ihr nicht antworten, weil ich hier festsaß? Sie würde beginnen, sich Sorgen zu machen und womöglich ihr Studium unterbrechen, um nach mir zu sehen. Das war etwas, das ich nicht wollte, sie sollte in Ruhe studieren können!

"Du brauchst keine Angst vor diesem Wort zu haben", unterbrach Marylin meine Gedanken und holte mich zurück auf Lyaels Schiff. Wie zu sich selbst sagte sie: "Ich vergesse, dass du aus dem 19. Jahrhundert kommst."

Verdutzt sah ich sie an. "Woher weißt du das?"

"Deine Art und Weise, zu sprechen, dein Verhalten, die Art deines Ganges. Ich habe schon viele Menschen aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten getroffen."

Meine Verwirrung wuchs. "Wie kann das sein? Du scheinst kaum älter als 25 zu sein. Oder ist das wieder etwas, das mit ... Magie zu tun hat?" Ich schüttelte mich, als ich dieses Wort aussprach.

"Nun ja, so ähnlich. Ich bin auch so ein Art Medium, könnte man meinen. Es gibt mich in vielen Gestalten, in vielen Jahrhunderten. Du kannst es dir wie eine Art Zeitreise vorstellen. Jedenfalls wird es mir nie langweilig. Und als du hier aufgetaucht bist, war mir sofort klar, warum ich bei Lyaels Crew gelandet bin, auch wenn sie selbst alle vergänglich sind."

"Vergänglich?"

"Nun, sollte deine Mission erfolgreich verlaufen und nicht alle vorher sterben, werden sie ein normales, na ja, für Piraten normales Leben führen."

"Sterben?"

"Ja, tot sein. Sie wird dasselbe Schicksal erleiden wie alle anderen Menschen auch. Jeder stirbt irgendwann mal."

Ein Kloß bildetete sich in meinem Hals. Sie redete von Tod, Verderben, scheiternden Missionen und ich war mitten drin, schien der Mittelpunkt all dessen zu sein. Es war beinahe zu viel. Mit einer Hand fasste ich mir an den Kopf, alles drehte sich. Marylins Stimme nahm ich nur noch dumpf war, ich verstand nicht, was sie sagte, sah den besorgten Gesichtsausdruck lediglich verschwommen. Ich spürte ihre warme Hand an meinem Rücken, bevor mir endgültig schwarz vor Augen wurde.

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Hallihallo :D
Und schon wieder kommt das Kapitel verspätet. Werde ich es irgendwann mal hinkriegen, es rechtzeitig hochzuladen?

Liebste Grüße von eurer Lizzy