Wie Ricardus angekündigt hatte, brachen die beiden Abenteurer noch am selben Tag auf. Mikalis hatte nur wenig Zeit gehabt, sein Gepäck zusammenzustellen. Da sein Eigentum hauptsächlich Literatur über Magie beinhaltete, dauerte es nicht lange, bis er seine Tasche gefüllt hatte. Er hatte die Gelegenheit gleich genutzt, um auszusortieren, was er bereits gelesen und als Zeitverschwendung erachtet hatte. Nicht jeder Autor konnte ein ebensolches Genie wie er sein, das war ihm klar, aber manche Leute waren wirklich dreist, ihre Thesen als Innovationen der Magiewelt zu bezeichnen. Das Mana einer anderen Person zu erhalten, befähigte einen nicht, die gleiche Magie wie sein ursprünglicher Besitzer zu wirken. Trotz dieses unabänderlichen Faktes bestanden unzählige Forscher darauf, dass es mit Sicherheit Möglichkeiten gab, dies umzusetzen, ohne vernünftige Beweise zu präsentieren. Mikalis hatte dazu jedoch nur eines zu sagen: Sie irrten sich. Sobald das Mana in den Körper eines anderen drang, vermischte es sich mit dem Rest und nahm seine Eigenschaften an. Selbst wenn die Manamenge des Ziels geringer war als die Manazufuhr, gewann stets das originale Mana. Wer also davon träumte, irgendwann einmal Feuermagie zu wirken, obwohl er weder Talent noch die nötige Veranlagung dafür hatte, konnte für den Rest seines Lebens ein Träumer bleiben. Oder er suchte sich magische Utensilien, in denen Mana gespeichert wurde. Selbstverständlich reichte die Wirkung dieser Objekte nicht an die Zauber mächtiger Magier heran, aber wem es nur darum ging, Feuer aus seinen Fingerspitzen zu schießen, hatte daran seine Freude.
Nach seiner Aufräumaktion wurde Mikalis von seinem neuen Partner zum Pferdestall am Rand der Hauptstadt geführt. Dort ließen sich Pferde und Kutschen mieten, die für eine lange Reise unabdingbar waren. Der heitere Magier freute sich bereits, mit einer edlen Kutsche zu verreisen und auf den weich gepolsterten Sitzen zu schlafen. Wenn er schon der Handlanger eines bekannten Ritters wurde, durfte er wenigstens die Vorzüge seines Ranges genießen.
Die Enttäuschung war immens, als ihm zwei Rosse vorgestellt wurden, allerdings ohne die dazugehörige Kutsche. Er deutete mit zitternden Fingern auf dieses Bild. "Haben wir nicht irgendwas vergessen? Was die Pferde ziehen müssten?"
Ricardus störte sich nicht an Mikalis' schockierten Gesicht und begann zügig die Tiere zu satteln. Im Vorbeilaufen klärte er ihn über seine Wahl auf: "Wir nehmen keine Kutsche. Das würde die Pferde nur zu schnell erschöpfen. Wir haben nicht viel Gepäck und so können wir auch abseits der Wege reiten und kürzere Strecken nutzen."
"Hm, ja. Das ergibt schon Sinn", sah Mikalis ein. Trotzdem war er damit nicht zufrieden und beobachtete Ricardus immer noch mürrisch. "Aber so sind wir schneller erschöpft! Mit einer Kutsche könnten wir uns abwechselnd ausruhen! Mit Eurer Eile werdet Ihr noch krank werden! Der kürzeste Weg bringt nichts, wenn Eure körperliche Verfassung darunter leidet!"
Kurz hielt Ricardus an und widmete dem Weißhaarigen ein Lächeln. Es war eines der Sorte, das keine Sympathie erzeugte, sondern sich über den anderen lustig machte. "Vielen Dank für Eure Sorge, aber ich kenne meinen Körper ausreichend. Ich reite schon seit zehn Jahren und habe mir selbst auf monatelangen Reisen nie eine Erkältung eingefangen. Ich verstehe aber natürlich, dass Ihr Angst habt, krank werden zu können. Einen sehr gesunden Eindruck macht Ihr mir jedenfalls nicht. Leider habe ich keine Zeit, mich um Euch zu sorgen. Aber ich hörte, Magier können auch noch mit hohem Fieber Magie wirken. Demnach sehe ich kein Problem."
Grundsätzlich war Mikalis ein sehr toleranter Mensch, der nur selten richtig wütend wurde, aber diese Selbstgefälligkeit brachte sogar ihn dazu, seine Fäuste anzuspannen. "Oho? Na dann ist ja alles gut", entgegnete er mit einem verzerrten Lächeln und geschlossenen Augen. "Na dann hoffe ich für Euch, dass Ihr nicht aus Versehen vor mir landet, sollte ich mich den fieberhaften Halluzinationen geschlagen geben. Ich habe nämlich gehört, Feuermagie solle dann doppelt so effektiv sein. Aber Ihr müsst Euch auch um mich keine Sorgen machen! Meine schlanke Figur täuscht über meine hervorragende Kondition hinweg!"
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Nur der Ritter und der Magier können die Prinzessin retten
FantasyIm friedlichen Land Nuaria ist etwas Schreckliches vorgefallen: Die Prinzessin wurde von der mächtigsten magischen Kreatur entführt - einem Drachen. Die stärksten Ritter Nuarias wurden auserkoren, um sie zu retten, darunter Paladin Ricardus Ostrathe...