Eine neue Gefährtin - Kapitel 4

69 7 0
                                    

Mikalis hatte dafür gesorgt, dass sie ein gefährlicher Ausflug erwarten würde. Sie planten, am morgigen Tag wieder zum Markt zu gehen, um einen der Gauner auf frischer Tat zu ertappen. Da es unwahrscheinlich war, dass sie am selben Tag mehrmals agierten, entschieden sie sich, den Rest des Tages im Gasthaus zu verbringen. Mikalis und Ricardus teilten sich ein Zimmer, während Illya ihr eigenes Einzelzimmer bekam. Ricardus' Natur ließ nichts anderes zu, als dass er die Kosten für ihren Aufenthalt übernahm. Anfangs überlegte der Magier, ob er vielleicht auch Interesse an Illya hatte und sich deshalb als Wohltäter hervorheben musste. Doch im nächsten Moment eilte er einem älteren Ehepaar zu Hilfe, das nicht ausreichend Geld für die Nacht hatte, und schenkte ihnen die fehlende Summe mit einem aufrichtigen Lächeln. Mikalis schämte sich ein wenig, ihm solche lüsternen Gedanken unterstellt zu haben.

"Stets der hilfsbereite Ritter, was?", empfing Mikalis ihn grinsend, nachdem er sich von dem Paar verabschiedet hatte.

Ricardus verdrehte genervt die Augen. Obwohl er es nicht böse gemeint hatte, fühlte er sich davon gekränkt. "Nun, im Gegensatz zu anderen Menschen, helfe ich, wenn ich es kann. Und auch wirklich nur dann." Er warf Mikalis einen strafenden Blick zu und zückte einen Schlüssel mit einer raschen Handbewegung aus seiner Tasche. Mit diesem würden sie die Tür zu ihrem Zimmer aufschließen können.

Es kümmerte Mikalis nicht, wie intensiv der Paladin seine Augen zusammenkniff. Sollte er ruhig Kopfschmerzen bekommen von seinen angespannten Gesichtsmuskeln. Dieser indirekte Vorwurf ging ins eine Ohr rein und zum anderen wieder raus.

"Ich weiß nicht, wovon Ihr redet", meinte er. Er hob seine Arme hinter seinen Körper und lehnte sich mit dem Kopf an seine gefalteten Hände.

Mikalis konnte relativ gut lügen, doch in diesem Fall war Ricardus nicht zu überzeugen gewesen. "Ihr hattet mir den Rat gegeben, Euch nur die Hälfte zu glauben. Jetzt begreife ich, dass zumindest das der Wahrheit entsprochen hat. Eurem Mund entspringt wirklich eine geballte Ladung gelogener Worte. Ihr stellt Euch dumm, obwohl es offensichtlich ist, wie aussichtslos unsere Lage ist."

Sie hatten die Zimmertür erreicht, als der Paladin zu Ende gesprochen hatte. Der Schlüssel traf direkt ins Ziel und gewährte ihnen Einlass in den gemütlichen, jedoch spärlich eingerichteten Raum. Zwei Betten an den gegenüberliegenden Wänden, ein großer Kleiderschrank sowie ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen hatten dort ihren Platz. Zum Schlafen benötigten sie nichts weiter, aber würde Mikalis eine längere Zeit hier wohnen wollen, bräuchte er zumindest ein Bücherregal und eine Ablagefläche für die Gläser seiner Tränke.

Da Ricardus direkt angesprochen hatte, was ihn beschäftigte, musste Mikalis darauf eingehen. Seit der Ritter ihr Gepäck abgelegt hatte, hatte er seinen Blick nicht von ihm abgewandt. Er verlangte nach einer Antwort. Selbst wenn er ihn ignorieren wollte, könnte er es nicht unter diesen Umständen. Mikalis hatte keine Probleme damit, von anderen verachtet zu werden, aber permanent angestarrt zu werden, war sogar ihm zu viel.

"Ich weiß nicht, was Ihr von mir hören wollt..." Erschöpft setzte er sich auf die Bettkante und breitete hinter sich die Arme als Stütze aus. Im Gegensatz dazu stellte sich Ricardus mit verschränkten Armen vor ihn und schaute nun von oben auf ihn herab. Er hatte gehofft, dass sich der Paladin ebenfalls auf das andere Bett setzen würde, aber in dieser Position konnte er mehr Druck auf ihn ausüben.

"Wieso habt Ihr Illya falsche Hoffnungen gemacht? Wir werden diese Diebesbande nicht allein besiegen können", formulierte Ricardus die Frage unmissverständlich.

Eine weitere Ausrede hatte der Magier nicht mehr parat. Er gab sich geschlagen und fiel auf seinen Rücken, damit sein Sichtfeld wenigstens nicht mehr nur den Bauch eines Mannes vor sich hatte. Daraufhin beugte sich Ricardus netterweise nach vorn, sodass sie sich trotz allem ansehen konnten.

Nur der Ritter und der Magier können die Prinzessin rettenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt