Vor der Höhle fanden sie Illya mit einer Gruppe gelangweilter Wachmänner vor. Als Mikalis und Ricardus mit einer Reihe von gefesselten Dieben aus dem Inneren traten, rissen die Männer ihre Augen jedoch schnell weit auf.
"Habt Ihr es wirklich geschafft?", fragte der Chef ungläubig."Das habe ich Euch doch schon viermal erzählt! Jetzt glaubt Ihr mir hoffentlich endlich", erwiderte Illya etwas beleidigt, doch rasch lächelte sie wieder und rannte auf Mikalis und Ricardus zu. "Gute Arbeit! Der Scharfschütze war übrigens nicht mehr zu sehen gewesen. Ich konnte einfach in die Stadt zurücklaufen."
Während Mikalis einen der Banditen an einen Ordnungshüter übergab, dachte er laut über Illyas Information nach: "Wie kurios. Was wollte er bloß von uns? Uns nur einen Schreck einjagen und wieder zurück in die Höhle treiben?"
Ricardus schüttelte auch nur den Kopf, weil er nicht die leiseste Ahnung hatte. "Ich bin überfragt. Aber ich denke nicht, dass er zu den Banditen gehörte. Aber wer sollte uns sonst..." Einen Moment verharrte Ricardus mitten in der Bewegung, da ihm ein plötzlicher Einfall gekommen war, allerdings kratzte er sich dann am Hinterkopf und schüttelte abermals den Kopf. "Nein, das... Ich hoffe es jedenfalls nicht..."
Dieses Murmeln ging Mikalis gewaltig auf den Keks. Entweder er spuckte aus, was er verheimlichte, oder er ließ es ganz bleiben. Aber so war das nichts Halbes und nichts Ganzes. "Habt Ihr doch eine Idee?", fragte er neugierig und bedeutete Illya mit einem Fingerzeig, die Ordnungshüter zu den weiteren Dieben im Inneren zu führen.
Der Ritter winkte aber erneut nur ab. "Nein, keine besonders gute. Am besten belassen wir es dabei."
Im Anschluss folgte er Illya und den Männern und ließ Mikalis zurück, der nachdenklich seine Arme verschränkte.
"Der verheimlicht doch eindeutig irgendwas Wichtiges. Aber das werde ich schon noch aus ihm herauskriegen."
Etwa einen halben Tag verbrachten sie damit, alle Diebe in die Stadt zurückzutragen. Frank hatten sie bei dem ersten Fußmarsch ebenfalls zurückgebracht, wo er direkt bei einem Arzt untersucht wurde. Die Diagnose war genauso, wie Mikalis' Untersuchung ergeben hatte. Es bestand keine Gefahr für ihn, er hatte nur zu viel von seinem Mana verbraucht und war vor Erschöpfung ohnmächtig geworden. Ein simpler Schutzmechanismus, um weiteren Manaverlust zu verhindern und gleichzeitig die verlorene Menge wiederherzustellen.
Die Gruppe war trotzdem erleichtert, dieses Ergebnis von einem Experten noch einmal zu hören. Zumindest alle bis auf Mikalis. Das selbsternannte Magiergenie stand noch am Eingang der Klinik und wartete darauf, dass der Arzt sie endlich in Ruhe ließ. Er hatte in der Zwischenzeit Schere und Handspiegel ausgeliehen, um seine vorderen Strähnen wieder auf eine Länge zu bringen, nachdem ein Bandit sie im Kampfgeschehen verunstaltet hatte. Unter Gruts Aufsicht hatte er im Gefängnis stets selbst Hand angelegt gehabt, wann immer er seinen Pony und die Spitzen schneiden musste, deshalb war er auch dieses Mal zuversichtlich, es allein hinzubekommen. Ganz am Anfang hatte es Grut für ihn getan, was in einem gewaltigen Desaster geendet hatte. Seitdem hatte er niemand anderen mehr an seine Haare gelassen. Einzig allein der Umstand, dass der Schnitt des Diebes überhaupt nicht gerade verlaufen war, nervte den Magier ungemein. Nun musste er unnötigerweise so viele Zentimeter abschneiden, weil die Haare an einer Ecke so verdammt kurz waren im Vergleich zum Rest. Unter mehrfachem Stöhnen schaffte er es letztendlich, seine Vorderhaare wieder in einen ansehnlichen Zustand zu bringen und pustete die letzten Rückstände seines Haarverlustes von seinem Ärmel.
Er legte Spiegel und Schere auf einem Schrank ab und blickte zu seinen Kameraden, die wohl auch die Unterhaltung mit dem Arzt beendet hatten. Mikalis wollte zu ihnen gehen, aber da hatte er nicht mit dem aufdringlichen Mann gerechnet, der diese Klinik leitete. Nach dem aufklärenden Gespräch gesellte er sich zu Mikalis und reichte ihm die Hand.
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Nur der Ritter und der Magier können die Prinzessin retten
FantasyIm friedlichen Land Nuaria ist etwas Schreckliches vorgefallen: Die Prinzessin wurde von der mächtigsten magischen Kreatur entführt - einem Drachen. Die stärksten Ritter Nuarias wurden auserkoren, um sie zu retten, darunter Paladin Ricardus Ostrathe...