Kapitel 2

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"Hello?", mit meinem nur möglichst besten Englischen Akzent nehme ich den Anruf entgegen und muss mir ein Lachen verkneifen. 

"Du bist ja schon eine richtige Britin!", lachend beschwerend erklingt Kylies Stimme am anderen Ende der Leitung. 

"Noch lange nicht!", kichere ich und verdrehe stumm die Augen. "Es tut gut deine Stimme zuhören, Kyls."

"Kann ich nur zurückgeben Payton.", ich hatte schon fast vergessen wie es ist, wenn jemand mich mit meinem tatsächlichen Namen anspricht. 

Insgesamt fast zwei Stunden verbringe ich mit Kylie am Telefon, wobei ich nach Hause gewandert bin, bevor sie wieder zu ihrer Vorlesung verschwinden musste. Desinteressiert vor unserem Fernseher scrolle ich durch Instagram und sehe immer wieder Partybilder von meinen früheren Highschool Mitschülern. Aber nicht nur mit Bier gefüllten Bechern, sondern das harte Zeug. Leichter Neid entflammt in mir, als ich ein Bild meiner kleinen Schwester sehe. Sie wird fest in den Armen von Hayes gehalten und strahlt über beide Ohren verliebt. In ihren Händen hält sie noch den Strick, der zu einem großen Pferdekopf gehört. Daisy, hat sie das weiße Tier etwas skeptisch, während unter ihrem Bild mit zwei Herzen geschrieben steht: "Meine zwei liebsten Wesen." 

Ich nehme das zurück mit der Eifersucht.  Es kommt eher ein kleines bisschen meines Frühstückes mit hoch. Doch eines muss man Maddy lassen. Sie macht es richtig. Einen Freund, eine gescheite Beziehung in der Highschool ist vermutlich wichtig für die nachfolgende Zeit zum Erwachsen werden. Gut zu sehen, dass sie nicht den gleichen Fehler macht wie ich, obwohl ihre Partnerwahl doch ganz und gar wie meine wirkt. Als ich etwas in den Kommentaren unter dem Bild scrolle erkenne ich auch zwei, drei mal einen kleinen Scherz über mich. 

"Ganz die große Schwester, was?" oder "Mini Bradshaw wird zum Spiegelbild der großen Bradshaw, nur mit einer ernsthaften Beziehung." Sehr witzig... 

Das Öffnen der Haustüre lässt mich kurz zusammenzucken, worauf meine Mitbewohner sich mit einem großen Schwung neben mich auf das Sofa schmeißt und mich freudig angrinst. "Na? Wo waren wir denn letzte Nacht?"

"Noah.", verdrehe ich leise die Augen und lasse mein Handy in die Hosentasche rutschen. 

"Doller Kater?", führt sie ihre Fragestunde fort. 

"Nein.", grinse ich frech. "Und bei ihnen?"

"Tss.", trocken schnaubend wendet sie ihren Blick aus dem Fenster. "Ich doch nicht.". Wohl wissend, dass sie heute mit einem ordentlichen Schädel aufgewacht ist und mindestens zwei Aspirins intus hat, lasse ich das Thema ruhend und kichere leise vor mich her. „Kann ich dich was fragen, Kandi?", murmelt Clarissa etwas undeutlich, während sie ihre Füße auf das Kopfteil der Couch platziert.

„Klar.", antworte ich müde und nippe an meinem Kaffee.

„Wie ist es schon..., naja...", etwas zögerlich vergräbt sie sich weiter in die Couch. „Du weißt schon. Das eine."

Leicht stutzig stelle ich mich auf dumm. „Nein, ich weiß nicht was du meinst. Drücke dich für deine Kanadierin bitte etwas genauer aus."

„Mensch, Kandi. Ich meine halt... Naja, die eine Sache."

„Meinst du Kaffee Trinken?", ziehe ich sie weiter auf. „Ohh, das ist eine wunderbare Sache, die solltest du auch ganz dringend ausprobieren. Aber nicht so wie du deinen Tee trinkst. Ich rate dir für den Anfang definitiv einen Schuss Milch und etwas Zucker."

Böse beginnt sie mich mit ihrem Fuß zu treten. „Hör auf mich zu verarschen!", kichert sie etwas ausgedehnter und richtet sich schließlich auf. „Ich meine ernst."

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