Kapitel 17

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Die Tage vergingen und die Worte von Shawn hallten mir wie ein Echo in meinem Kopf. "Einen Schritt übersprungen... Jetzt nachholen sollten... Freunde sein."

Auf eine gewisse Weise kann ich ihn voll und ganz nachvollziehen. Er hat recht. Wir waren nie wirklich "Freunde". Auch wenn unsere Familienverhältnisse das eigentlich vorgesehen hätten. Seine Eltern sind gut mit meinen Eltern, wir gingen auf die gleiche Highschool, hatten viele Fächer zusammen und waren beide Sportler. Und doch kam es nie dazu. Eigentlich hatten wir erst durch die Beziehung von Nash und Lis angefangen uns in den gleichen Freundeskreisen aufzuhalten. Und selbst dadurch hatten wir nie Interesse an dem Leben des anderen, noch an einer Freundschaft zwischen uns. Erst recht nicht, als die Trennung des Paares uns zu unausgesprochenen Feinenden machte und sich zwischen uns eine unausgesprochene Linie zog, die uns bis in unser Senior Jahr verfolgte. Erst dort wurde der Stein ins rollen gebracht. 

Meine Gedanken schweifen ab in die Vergangenheit, an den ersten tag in unserem letzen Jahr, als wir das letzte mal zum ersten Schultag das Gebäude betraten. Wie ich mich über die abgefuckten Wände beschwerte und wir alle Blicke auf uns zogen. Als währe es gestern habe ich das Bild noch vor mir, als Nash, Hayes und Shawn zusammen mit Caleb und John an uns im Flur vorbei spaziert sind und wortwörtlich unseren Atem geraubt hatten. Über den Sommer hatte sich damals was verändert gehabt. Aber keiner wusste was, noch hatte es je jemand angesprochen. 

Das alles liegt schon gefühlt Jahre zurück. Es ist schwer daran zurückzudenken, als noch alles einigermaßen heile war. Im Gegensatz zu jetzt. Verzweifelt klicke ich mich durchs Internet und versuche eine Lösung für all meine Probleme zu finden, als würde das Internet tatsächlich Ratgeber für alles sein. Aber das ist es nicht. Währe ja auch zu leicht, wenn mir Google sagen könnte, wie ich über einen sogesehenen Ex und meine Arbeitslosigkeit hinwegkomme. 

Seufzend lege ich den Laptop weg und starre aus dem Fenster, als Blair aufgeregt anfängt zu winken. Wie auf Kommando beginnt mein handy zu klingeln. 

"Hey Sonnenschein.", begrüßt sie mich mit einer spielerischen guten Laune. 

"Was ist?", frage ich schlecht gelaunt und lege meine Stirn in Falten, als ich sehe, wie sie ein Kleid vor ihren Oberkörper hält. 

"Wie findest du das Outfit?", unsicher stellt sie sich vor einen Spiegelt und mustert sich kritisch. "Zu schlampen haft?"

"Für welchen Anlass?", pruste ich leicht belustigt und lege den Kopf schief. 

"Eine Party.", grinst sie breit. "Bei Brian."

Ahh daher weht der Wind. Es ist süß wie Blair Hals über Kopf in Brian verknallt ist, es aber partout nicht zugeben will. Ein bisschen bin ich ja heimlich schon auf sie neidisch. Sie ist noch in dieser rosa roten Brillen Phase, wo alles spannend, neu und aufregend ist. Nicht so kompliziert, nervig und frustrierend wie bei mir. 

"Das geht.", zucke ich die Schultern und lege auf, bevor sie mich zu etwas überreden kann, was nicht gut enden will. Eingeschnappt schaut sie mich wütend aus dem Fenster hindurch an und beginnt auf ihrem Handy zu tippen. 

B: 'Es ist unhöflich einfach aufzulegen.'  

P: 'Aber einfacher als mir eine Ausrede einfallen lassen zu müssen, um mit dir auf die Party zu gehen'

B: 'Bitte bitte bitte'

P: 'Nein.'

Entschuldigend hebe ich schulterzuckend meine Arme und werfe ihr einen Luftkuss zu, bevor ich mit stapfenden Füßen die Treppen in die Küche runter schlendere. Mit einem breiten Lächeln begrüßt mich Mum an der Kücheninsel, wo ich mich schlapp auf einen Barhocker nieder lasse. 

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