Kapitel 2

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Ich schreckte hoch. Wir saßen im Flieger und ich war eingeschlafen. Honoka war an ihrem Fensterplatz ebenfalls eingeschlafen. Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Ich war verschwitzt. Dieser verdammte Albtraum.,, Scheiße... Ich hasse das... " Immer wenn ich nervös war, hatte ich Albträume. Und jenachdem wie groß die Nervosität war, desto schlimmer waren die Träume. Und diesmal war er furchtbar gewesen. Aber... Ich konnte mich nicht mehr an ihn erinnern... Gähnend trank ich einen Schluck und sah auf den Bildschirm vor meinem Platz. Noch drei Stunden Flug... Ich drückte meinen Kopf gegen den Sitz. Ich wollte auf einmal nicht mehr nach New York... Ich wollte ihnen nicht begegnen... Was dachte ich denn da?! Natürlich wollte ich das! Ich wollte Bones und Ash und Max und all die anderen unbedingt sehen... Und dann eben auch wieder nicht... War das Angst? Angst mich rechtfertigen zu müssen? Nein. Es war Angst. Aber es war die Angst, ihnen nicht ins Gesicht sehen zu können. Ich war so... Verändert. Ich war nicht mehr der süße Junge von damals. Ich hatte trotz meiner 19 Jahre nochmal einen ordentlichen Wachstumsschub bekommen und auch mein gesamter Charakter hatte sich verändert. Ich war härter, realistischer und abgeklärter. Wenn ich Glück hatte, bemerkte mich sowieso keiner... Aber was tat ich, wenn ich Ash auf der Straße begegnete? Einfach an ihm vorbei laufen? Das konnte ich nicht. Schon seit ich ihm das erste Mal begegnet war, fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Und mit der Zeit war aus dieser Anziehung Liebe geworden. Ich liebte diesen Jungen. Warum nur, musste ich mich so verfluchen? Ich seufzte leise. Aber er würde mich sicherlich nicht einfach so erkennen. Ich konnte ihn doch nicht einfach am gehen hindern. Aber ich hatte nicht genügend Mut, um mich einfach vor ihn zu stellen. Plötzlich wurde ich bleich. Was, wenn er auf meine Vorlesung ging?! Ich würde keinen Ton heraus bekommen! Und wenn er das Buch signieren lassen wollte?! Ich schluckte hart. Dann war ich sowieso am Arsch... Ich wollte zurück! Sofort! Ich krallte mich in meinen Sitz.,, Onii - Chan? " Honoka sah mich müde an. Ich lächelte sanft und streichelte ihren Kopf.,, Was denn?" Sie setzte sich auf.,, Wie ist es da so?" Ich überlegte. Dann erzählte ich ihr von Ash. Wie ich ihn kennen gelernt hatte. Und Was ich durch ihn von diesem Kontinenten erfahren hatte. Schließlich landete das Flugzeug. Wir luden unser Gepäck ab. Ich kannte diesen Flughafen ja.,, Bleib dich bei mir! Hier ist es anders als Zuhause." Sie nickte und nahm meine Hand. Ich führte uns sicher aus dem Flughafen. Diese Stadt... Mir fiel auf, wie sehr ich das alles vermisst hatte.,, Honoka - Chan... Bitte nenn mich in der Öffentlichkeit nicht Eiji... Ja?" Sie nickte.,, In Ordnung. " Ich beschloss mit der Bahn zu fahren. Zwar war die Gefahr, dass wir jemandem begegneten groß, aber ich vertraute auf mein Erscheinungsbild, das ich jetzt hatte. Als die Bahn kam, setzten wir uns rein. Und da war jemand. Sogar jemand den ich gut kannte. Alex... Aus Ash's Gang... Ich schluckte und sah zu Boden.,, Wie lange müssen wir fahren, Onii - Chan?, " Fragte sie so laut, dass Alex zu uns sah. Ich lief dunkelrot an und murmelte immernoch  in japanisch:,, Wir fahren sieben Stationen." Ich beschloss meinem alten Ich zu trotzen, hob Stolz den Kopf und sah dem jungen Mann in die Augen. Etwas, das ich damals nie getan hätte. Ich hoffte ihn so von mir ablenken zu können. Ich schwitzte. Alex verengte seine Augen. Er schien mich zu durchleuchten. Dann stand er plötzlich auf. Automatisch wanderte meine Hand zu meiner Hüfte. Es war ein Reflex. Ich hätte niemals auf einen ehemaligen Freund geschossen und schon garnicht hier. Doch Alex lief an mir vorbei und verließ die Bahn. Ich atmete erleichtert aus, nur um dann mit einem riesen Schrecken festzustellen, dass an seiner Stelle Bones die Bahn betrat. Fuhren Sie Streife?! Ausgerechnet jetzt?! Ich warf den Kopf langsam nach hinten. Toll.,, Onii - Chan, was ist? " Diesmal redete sie auf Englisch. Ich war überrascht.,, Wieso Englisch?" Sie lachte.,, Na, weil ich doch üben muss! " Ich musste lachen.,, Oh Honoka - Chan... Es ist nichts..." Bones hielt mich im Auge. Zum Teufel, was machte mich denn so interessant?! Er erkannte mich nicht wieder, dafür sah er mich zu misstrauisch an. Was war ich denn?! Eine Schaufensterpuppe?!,, Honoka - Chan... Siehst du den Typen da vorne? Nicht hingucken, bloß nicht hinsehen!, " fauchte ich auf Japanisch. Sie legte den Kopf schief.,, Was ist mit dem?" Ich schluckte.,, Das ist einer von Ash's Leuten. Bitte... Sei jetzt ganz vorsichtig... Sag nichts falsches, tu nichts falsches und vorallem... Seh ihn niemals an." Sie begann zu grinsen.,, Warum tust Du es dann? " Ich sah sie strafend an.,, Weil ich hier derjenige mit den Waffen bin und ich derjenige bin, der sich hier auskennt!, " Wies ich sie an. Sie zog eine beleidigte Schnute. Ich musste lachen. Dann stiegen wir aus. Ich lief gefährlich nahe an Bones vorbei. Er stieg mit uns aus! Und er folgte uns.,, Onii - Chan..." Ich zischte.,, Ich weiß! Immer weiterlaufen. Und bleib brav bei mir! Der tut nichts, der schaut nur.",, So wie bellende Hunde nicht beißen?" Ich nickte.,, So... In etwa. Das ist Bones. Er ist eigentlich ganz in Ordnung... Aber du willst ihn nicht zum Feind haben... Der hat schon mehr Menschen getötet, als du im Fernseher welche sterben gesehen hast." Sie wurde bleich und nahm meine Hand. Ich kicherte.,, Keine Angst... Das ist eben Ash's Revier... Sie kennen uns Japaner nicht und vertrauen uns nicht. Sie behalten uns im Auge und dann ziehen Sie wieder ab." Sie nickte.,, Wenn du ihn kennst, wieso begrüßt du ihn nicht?" Ich blieb schlagartig stehen.,, Spinnst du?! Ich... Ich... Ich... " Sie grinste.,, Angsthase! Jetzt Dreh dich um und begrüße ihn." Ich seufzte. Dann zog ich meine Waffe aus dem Hosenbund.,, Nimm und pass auf, dass niemand sie sieht!" Dann atmete ich tief durch und drehte mich um. Bones hatte sich hinter der nächsten Mauer versteckt. Ich hielt mich ebenfalls nahe an der Wand, sonst konnte es sein, dass er mich erschoss, bevor er fragen stellte...

Banana Fish... IrgendwieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt