Schweren Herzens verließen wir Linas Zimmer. Still zog ich meine Jacke an und band meinen Schal um meinen Hals. Anschließend verabschiedeten wir uns von ihrer Krankenschwester Molly und versprachen so schnell wie möglich wieder zu kommen. Auf dem Weg nach draußen blieb Nate vor einem Kaffeeautomaten stehen und drehte sich zu mir um.
,,Willst du was Warmes trinken?''
,,Ein Kaffee wäre jetzt schon gut.''
Etwas müde und erschöpft griff ich auf meine Schläfen und massierte diese anschließend.
Ein paar Minuten später verließen wir, mit Kaffees in der Hand, die Krebsklinik. Der kalte Wind erinnerte mich wieder, dass Weihnachten vor der Tür stand. Um mich aufzuwärmen trank ich einen Schluck meines Getränkes. Still ging Nate neben mir und sah gedankenverloren auf seinen weißen Pappbecher.
,,Erzähl mir was von ihr. Von Lina.''
Nate spannte sich kurz an und atmete anschließend tief aus.
,,Ich glaube ich bin dir eine Erklärung schuldig. Lina ist meine zwölfjährige Cousine. Seit drei Jahren kämpft sie schon gegen diese schreckliche Krankheit. Ihre Eltern standen ihr Tag und Nacht auf ihrer Seite. Lina ging es nach monatelanger Therapie auch viel besser. Wir haben uns alle gefreut, dass sie endlich mal wieder nach Hause darf. Ihre Eltern sind mal wieder ins Krankenhaus gefahren um sie zu besuchen. Doch sie sind beide bei ihr nicht angekommen, denn sie sind in einem Autounfall ... ums Leben gekommen. Seitdem geht alles bergab. Ihr Krebs hatte eine Rückfall, meine Eltern versanken in eine tiefe Depression und mein damals bester Freund Nate machte zwei Auslandsjahre. Ich war dann plötzlich ganz alleine. Hatte niemanden dem ich mich anvertrauen konnte.''
Als er merkte ,dass er sich mir gegenüber zu sehr geöffnet hatte wand er sich wieder seinem Getränk zu und sagte den ganzen Weg bis zu mir nach Hause nichts mehr. Durchs Fenster konnte ich meine gerade singende Mutter sehen. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich schätzte nach heute meine Eltern viel mehr.
Ich holte meinen Schlüssel aus der Tasche und sperrte die Haustüre auf.
,,Willst du vielleicht kurz mit rein ko...''
,,Emily! Wo warst du denn so lange? Hast du auf dein Handy geschaut?'' Als meine Mutter merkte, dass ich nicht alleine war reichte sie Nate lächelnd ihre Hand und wandte sich dann wieder zu mir. ,,Wolltest du mir vielleicht ein bisschen früher sagen, dass du jemanden mitbringst? Hat dir Ava nicht erzählt, dass sie mit ihrem Bruder und ihrer Mutter zu uns kommt?''
Etwas überrascht schüttelte ich meine Kopf und sah Nate entschuldigend an.
,,Aber einer mehr stört nicht. Ich habe genug gekocht. Kommt doch rein sonst verkühlt ihr euch noch.''
Nate wollte sich gerade verabschieden als meine Mutter ihm eine Hand auf den Rücken legte und ihn leicht ins Haus stupste. ,,Nur nicht zu schüchtern. Fühl dich wie zu Hause.''
Ich spürte wie sich meine Wangen erwärmten und sah verlegen auf den Parkettboden. Meine Mutter konnte manchmal wirklich peinlich sein. Sie lehnte gerade an einer Wand und zeigte ihre Daumen nach oben. Innerlich verdrehte ich meine Augen. Ob meine Mutter glaubte, dass ich mit Nate gerade auf ein Date war? Ich führte Nate ins Wohnzimmer, was eigentlich unnötig war, denn er war schon einmal bei mir. Das sollte meine Mutter jedoch nicht erfahren sonst wird sie mit der Hochzeitsplanung anfangen.
Eine Stunde verging und ich saß zwischen Nate und Ava beim Esstisch. Gerade erzählte Beth, Avas Mutter, eine lustige Geschichte von ihrem ersten Tag in ihrem neuen Blumenladen. Meine beste Freundin neben mir fing an zu lachen und sogar Nate musste leise kichern. Sein Blick verfinsterte sich jedoch als er auf den lächelnden Finn blickte.
Nach dem Essen halfen Ava und ich meiner Mutter beim Abräumen. Anschließend suchten wir die beiden Jungs und fanden sie still sitzend im Wohnzimmer. Nate tippte gelangweilt auf seinem Handy und Finn trank gerade aus seinem Glas.
Ava ergriff das Wort. ,,Wollt ihr vielleicht irgendetwas machen? Einen Film anschauen, etwas spielen oder...''
,,Wie soll ich mich entspannen wenn ich im selben Raum mit meinem ehemaligen besten Freund bin. Der mich als es mir am schlimmsten ging verlassen hat?''
Wütend ballte Nate seine Hände zu Fäusten. Finn sah ihn etwas verwirrt an.
,,Was meinst du denn? Alles war perfekt in deinem Leben als ich diese Stadt verlassen habe. Ich kann mich doch gut dran erinnern wie du mir glücklich, am Telefon, erzählt hast, dass es Lina wieder gut geht.''
,,Lügst du mir jetzt ernsthaft ins Gesicht? Ich habe dir doch eine Sprachnachricht hinterlassen wo ich dir gesagt habe, dass Linas Eltern gestorben sind. Ich dachte ich wäre dir wenigstens so wichtig gewesen, dass du meine Nachrichten angehört hättest. Aber anscheinend nicht.''
Etwas unwohl sah ich zu Ava, die sich neben mich auf das Sofa gesetzt hatte. Warum arten alle Konversationen in denen Nate dabei ist in einen Streit? Ich hatte heute wirklich keine Lust und Kraft mehr auf solche Diskussionen.
Finn fuhr sich durch sein leicht gelocktes, braune Haare und seufzte.
,,Du warst und bist mir sehr wichtig, Nate. Gleich nachdem ich bei meiner Gastfamilie angekommen bin habe ich meine Nummer geändert. Aber das habe ich dir im Vorhinein gesagt. Nate... es tut mir leid, dass ich nicht da war als du mich am meisten gebraucht hast. Ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst.''
Finn legte Nate freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
,,Ich werde es versuchen.''
Ava lehnte sich an meine Schulter und seufzte leise.
,,Das war genug Drama für dieses und nächstes Jahr.''
Alle fingen an zu lachen und ich genoss diesen Moment, denn ich wusste nicht wann die Stimmung mal wieder so gut sein wird.
Aus welcher POV sollte das nächste Kapitel sein?
Emily,
Ava,
Finn oder
Nate?
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Nie wieder ohne Dich
Teen Fiction**reeeealy slow updates** "Finn, was ist denn nur mit dir passiert? Warum hast du dich so verändert? Du bist ein komplett anderer Mensch, niemand erkennt dich wieder.'', meinte ich besorgt und setzte mich neben ihm auf den Boden. Lächelnd sah er mic...