Kapitel 3

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Mühsam öffne ich ein Auge. Ich liege nackt auf dem Fußboden eines Raumes, den ich nicht kenne. „Du bist ja endlich aufgewacht.", ertönt eine Stimme über mir, als ich mich versuche aufzurichten. Ein nackter Fuß stellt sich auf meinen Rücken, welcher mich so stark zu Boden drückt, dass es schmerzt. Zusätzlich zu den Kopfschmerzen, welche ich von dem Schlag davon getragen habe.

Ein paar Sekunden später ist die Machtdemonstration jedoch auch schon vorbei. Als nächstes werde ich an den Haaren gepackt und nach oben gezogen. Jetzt geht es um Stärke. Wölfe sind nicht besonders einfallsreich oder schlau. So gelingt es mir nämlich meine Umgebung zu sehen. Zu meiner linken ist ein geöffnetes Fenster und keine fünfzig Meter entfernt kann ich den Wald erkennen. Das ist zu schaffen. Jetzt muss ich nur noch heraus finden, wie ich den nötigen Vorsprung bekommen kann. „Wir müssen ihn überrumpeln!"

Während ich von dem Wolf wie ein Stück minderwertiges Fleisch behandelt werde überlegen mein Tier und ich uns einen Plan. Als der Alpha fertig damit ist mir zu zeigen, dass ich ihm nicht gewachsen bin beginnt er mich anzufassen. Reflexartig schlage ich seine Hände beiseite, bekomme dafür jedoch nur einen Schlag in den Magen, welcher mich beinahe zum erbrechen zwingt. Dämlicher Vollidiot! Meine kleine Abgelenktheit nutzend greift er meine Handgelenke und hält sie mir über dem Kopf zusammen. Mistkerl!

Eher halbherzig versuche ich mich zu wehren, bis mich ein weiterer Schlag gegen den Kopf erneut Sterne sehen lässt. Nun habe ich einen Plan. Einen riskanten Plan, der wahrscheinlich schief gehen wird. Trotzdem ist es meine einzige Chance zu entkommen. Und eines ist klar. Ich würde mich niemals ergeben. Gerade als der Griff schmerzhaft um meine Handgelenke wird, lasse ich meinen Widerstand langsam weniger werden als wäre ich erschöpft.

Sofort spüre ich wie sich sein Körper an mich schmiegt und muss einen Würgelaut unterdrücken."Ganz ruhig.", ermahnt mich die Stimme in meinem Kopf und ich versuche mich noch ein weniger mehr hängen zu lassen. Den Eindruck zu erwecken, dass ich mich ergeben hätte. "Glaub mir, Süße, es wird dir gefallen und du wirst bald nach mehr betteln.", flüstert er mir ins Ohr, wobei mir ein Schwall seines fauligen Atems entgegen weht. Seine Behauptung wage ich mehr als nur zu bezweifeln, auch wenn ich es ihm nicht ins Gesicht sage, um meinen Plan nicht zu gefährden.

Ein paar Minuten lang wiege ich den Mistkerl noch in Sicherheit, damit er endgültig denkt, dass er gewonnen hat und mich ein wenig lockerer lässt. Und mein Plan geht auf. Kaum habe ich mich scheinbar ergeben lässt er seine Finger über meinen Körper gleiten. Ich überwinde mich noch ein paar Minuten diese Folter zu ertragen, damit seine Aufmerksamkeit weiter nachlässt. Dann schlage ich blitzschnell zu. Mit einem überraschenden Angriff schlage ich ihm mit aller Kraft gegen die Brust. Vollkommen überrumpelt verliert der Idiot das Gleichgewicht und kippt nach hinten über.

Zu meinem Glück fällt er so nach hinten, dass er mit dem Kopf gegen den Glastisch zwischen den Sofas schlägt. Das gibt mir Zeit mit einem Kopfsprung durch das halb geöffnete Fenster zu springen. Als ich auf dem Boden, drei Meter tiefer, aufkomme habe ich mich bereits in mein Tier verwandelt. Jetzt liegt es an ihr, ob wir es hier raus schaffen oder nicht. Sie rennt so schnell sie ihre Pfoten tragen, doch ich befürchte, dass es nicht reichen wird. Weder sie noch ich kennen uns in dieser Gegend aus und wir haben auch keine Ahnung, wo wir uns genau befinden.

Der einzige Anhaltspunkt ist die Sonne. Ich laufe also nach Süden. Wenn ich in das Gebiet eines fremden Rudels gelangen kann, dann habe ich vielleicht eine Chance. Kaum hat mein Tier die Führung übernommen, bemerken wir einen Fluss, der nicht weit von uns entfernt ist. Eine weitere Chance. Wenn wir es bis dorthin schaffen ohne gefangen genommen zu werden ist es möglich, dass wir unsere Spur mit Hilfe des Wassers verwischen können. Einen Versuch ist es zumindest wert. Mein Tier muss seine Laufrichtung nur geringfügig anpassen. Hinter uns ertönt das Heulen des Wolfsrudels, welches nun die Jagt auf uns eröffnet hat. Es können nicht allzu viele sein, aber um mich frei zu kämpfen sind wir leider nicht stark genug. Das ist uns schmerzlich bewusst.

Gefährtin des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt