Ich konnte nicht anders. Ich musste sie anstarren und hoffen, dass sie scherzte. Ihr Blick verriet, dass sie es ernst meinte, aber irgendwie hoffte ich, dass sich gleich die verräterischen Grübchen an ihrer Nase zeigen würde und sie mit einem Lachen das schwere Gefühl von meiner Brust nahm, das gerade kurz davor war mich zu zerpressen.
Stattdessen wiederholte sie nur, was sie schon gesagt hatte: „Es tut mir leid, aber ich bin mir dieses Mal so sicher. Er ist anders. Du findest auch da Freunde."
„Nein. Ich will hier bleiben.", quetschte ich heraus.
„Cara, spiel dich nicht so auf. Du hast ja eh keine Wahl, also pack deine Sachen.", und damit war für sie das Gespräch beendet.
„Rede bitte nicht so. Ich will hierbleiben. Ich hab hier Freunde.", presste ich heraus und hoffte, dass ich nicht anfangen würde zu weinen.
„Ich bin auch eine Freundin.", sagte sie beleidigt.
„Nein. Du bist meine Mutter. Noch dazu eine verdammt gemeine. Wir sind dieses Jahr schon drei mal umgezogen. Ich will gar nicht wissen wie oft insgesamt schon und jedesmal hast du gesagt, dass du dir sicher bist.", damit hatte ich sie gekränkt, das sah ich, aber sie konnte sich ja ruhig auch mal schlecht fühlen.
„Es ist mir egal mit wem du zusammen bist, aber warum muss ich denn jedes verdammte mal mit um den halben Globus ziehen?", versuchte ich es versöhnlicher.
„Ach Cara.", sagte sie nur und schüttelte ihren Kopf, als wäre ich ein dummes kleines Kind, das nicht verstand was seine Mutter erklärte.
Dann ging sie fort um einen Umzugskarton zu packen.
Ich zog mein Handy heraus und wählte Noahs Nummer. Ich lief in mein Zimmer, während ich darauf wartete, dass mein Freund abhob.
„Noah.", schluchzte ich auf und ich schloss schnell die Zimmertür. Mit den Tränen kämpfend sank ich auf den Boden.
„Cara? Ist alles in Ordnung?", er klang besorgt und gleichzeitig so ruhig. Ich bewunderte das an ihm.
Er blieb immer so ruhig.
„Wir ziehen um.", das war alles was ich raus brachte und Noah schwieg am anderen Ende.
„Oh, Cara.", sagte er dann und eine Stimme klang unglaublich traurig. Alle Wut wich aus mur heraus und mein Herz wurde schwer vor Trauer.Und dann versagt meine Stimme. Noah redet davon, dass er mich besuchen und anrufen wird und dass wir uns schreiben können. Er klingt dabei, als würde er nur eine Pizza bestellen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Seit ich denken konnte hatte meine Mutter sich immer wieder neu verliebt und jedes mal hatten wir umziehen müssen.
Und jedes verdammte mal hatte sie mir versichert, dass es halten würde und, dass wir nicht mehr umziehen müssten. Also hatte ich Freunde gesucht, hatte ein Hobby gefunden und hatte mich eingelebt. Aber sie hatte nicht Recht gehabt und mein Herz brach jedes Mal ein kleines bisschen mehr, wenn wir wieder umzogen.
Mittlerweile konnte ich meine gesamten Sachen in einer Stunde zusammenpacken und ich hatte gelernt mich zu verabschieden.
Jedes Mal fiel es mir ein kleines bisschen leichter und dann fühlte ich mich noch schlechter. Wegen meinen Freunden. Mittlerweile versuchte ich schon immer keine Freunde zu finden, aber das war verdammt schwer und es gab niemanden mit dem ich reden konnte. Ab und zu brauchte selbst ich jemanden, der für mich da war und für den ich da sein durfte. Hier war es Noah. Er war mein bester Freund und er lebte nur zwei Häuser weiter.
Jetzt würde ich 200km von ihm entfernt leben.
Es nutzte nichts. Ich war realistisch und eher pessimistisch als optimistisch, wenn ich nur die beiden Entscheidungsmöglichkeiten hätte, deshalb wusste ich, dass diese Freundschaft nicht in meine Umzugskartons passte.
„Noah, hör bitte auf zu reden.", unterbrach ich seinen optimistischen Redefluss.
„Ich kann das nicht. Bitte vergiss einfach, dass du much kennengelernt hast."
Weinend warf ich mich auf mein Bett. Ich verfluchte meine Mutter und ihren neuen Freund. Wie schaffte sie das eigentlich immer einen Freund zu finden, wenn die alle so weit entfernt von einer lebten?
Meine Mutter stritt sich mit ihrem frischen Ex-Freund und ihr Geschrei machte mir Kopfschmerzen. Ich hatte den Namen des Mannes bei dem wir momentan noch wohnten schon vergessen und dafür hasste ich mich auch.
Ich hatte mich gerade von meinem besten Freund verabschiedet und das nicht auf eine nette ‚wir sehen uns bald wieder'- Art und es hatte mir das Herz gebrochen. Auch wenn ich den Schmerz gewohnt war, schmerzte es doch jedes mal wieder.
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CARAMEL
RomanceNachdem Caramels Mutter sich erneut neu verliebt hat, ziehen die beiden nach Atlanta. Caramel ist genervt von den ständigen Umzügen und ihr Herz bricht jedes mal, wenn sie sich verabschieden muss. Deshalb nimmt sie sich vor in Atlanta keine Freund...