Der Unterricht bis zur Mittagspause zog sich wie altes Kaugummi. Das schrille Klingeln erlöste mich aus der vierten Stunde und ich packte gerade meine Sachen zusammen, als ich ein großer, sportlicher Typ mit kurz rasierten, dunklen Haaren an meinen Tisch stellte. Seine blassen Augen musterten mich und ließen mich unwohl fühlen.
„Cara, richtig?", fragte er mich und stützte sich auf meinen Tisch.
Ich nickte und wollte gehen, aber er stand schneller in meinem Weg, als ich blinzeln konnte. Hinter und neben mir war die Wand und auf der anderen Seite stand der Tisch. Der einzige Weg aus dem Raum, war von dem Typen versperrt.
Ich reichte ihm gerade bis zur Brust und sein Auftreten machte mir Angst.
„Ich bin Lucas.", stellte er sich vor.
Schön, hi Lucas. Könntest du mich jetzt bitte vorbei lassen?
Doch ich brachte keinen Ton heraus.
„Ich dachte, dass wir unbedingt mal zusammen abhängen müssen.", fuhr Lucas fort.
Der Raum war jetzt leer. Niemand konnte mich noch aus dieser Lage retten. Ich stieß mit dem Rücken an die Wand.
„Was meinst du dazu?", fragte er jetzt und kam mir dabei ganz nah. Er roch nach billigem Aftershave. Verdammt, warum konnte ich nicht einmal mutig sein?
Aber darum ging es doch jetzt auch gar nicht, ich musste ihn doch nur bitten mich vorbeizulassen.„Hey Cara."
In der Tür stand Oliver und sah verwirrt von Lucas zu mir. Ich atmete erleichtert aus, dabei hatte ich gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
„Was willst du von ihr, Oliver?", fragte Lucas und sah sichtlich verärgert in Olivers Richtung.
„Das ist meine Schwester.", sagte Oliver und seine Stimme klang gar nicht so freundlich und warm, wie noch gestern Abend.
Lucas mache einen Schritt zurück. Ich nutzte die Gelegenheit, um an ihm vorbei zu schlüpfen.
Dann eilte ich zu Oliver an die Tür.Oliver tauschte noch einen finsteren Blick mit Lucas, dann schob er mich mit einer Hand auf meinem Rücken von dem Raum weg.
„Danke.", sagte ich und sein angespanntes Gesicht entspannte sich ein wenig. Er ließ seine Hand sinken.
„Ich wollte dir eigentlich gerade sagen, dass du dich von dem Typen fern halten sollst, aber offenbar hat er dich ja bedrängt. Tut mir leid. Er ist ein Arsch.", sein Gesicht war schon fast wieder entspannt, als wir an der Cafeteria ankamen.
Er ging zielstrebig auf einen Tisch zu, an dem bereits fünf Leute saßen, darunter Henry und das Mädchen, das Oliver am Morgen so begeistert begrüßt hatte.
Oliver setzte sich neben das Mädchen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie hatte lange braune Haare und blaue Augen, die mich freundlich musterten.
Henry rückte einen Stuhl auf, damit ich mich neben ihn setzten konnte.
Erleichtert, weil ich nicht auf Tischsuche hatte gehen müssen, das war wirklich immer schlimm, wenn man neu an einer Schule war, setzte ich mich neben Henry.
Er lächelte mich an, während wir Abby, einem Mädchen mit dunkler Haut und vielen, langen, kleinen, geflochtenen Zöpfchen zuhörten. Sie beschwerte sich über einen Lehrer und gab dabei lustige Imitationen, über die selbst ich lachen musste, obwohl ich den Lehrer gar nicht kannte. Ihre dunklen Augen musterten mich freundlich, von ihrem Platz mit gegenüber aus, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte und sich an dem Tisch mehrere, kleinere Gesprächsgruppen bildeten.
„Ich bin Abby.", stellte sie sich vor und ich lächelte freundlich. Henry hatte mir bereits die Namen der Leute an dem Tisch zugeflüstert. Obwohl ich die meisten Namen schon vergessen hatte, hatte ich mir ihren gut gemerkt.
„Cara.", stellte ich mich vor und sie nickte.
„Hab schon von dir gehört. Wie ist dein erster Tag bis jetzt?"
„Ist ja nicht das erste mal, dass ich neu an einer Schule bin, aber hier ist es wirklich schön. Und die meisten sind wirklich nett."
Sie strahlte, als hätte ich ihr ein wirklich schönes Kompliment gemacht, dann hakte sie nach: „Die meisten? Wer denn nicht?"
Ich zuckte mit den Schultern: „Da war so ein Mädchen, sie wollte mir irgendwelche Regeln erklären. Und ein Lucas."
Sie nickte ernst, als wüsste sie, dass das ein altbekanntes Problem sei.
„Lucas ist einfach ein Wichser. Beachte ihn gar nicht. Und egal welche Bitch dir hier die Regeln erzählen will, ignorier sie einfach.", dabei schnippte sie mit einer Hand und ich musste lachen. Ich mochte Abby jetzt schon. Sie war wirklich lustig.
Sie stand auf und strich ihre Schuluniform glatt und ich sah, dass sie keine Strumpfhose unter dem grauen Rock trug.
„Du hattest Recht Henry."
Sie zwinkerte Henry bei diesen Worten zu und er bekam rote Wangen, dann ging sie.
DU LIEST GERADE
CARAMEL
RomanceNachdem Caramels Mutter sich erneut neu verliebt hat, ziehen die beiden nach Atlanta. Caramel ist genervt von den ständigen Umzügen und ihr Herz bricht jedes mal, wenn sie sich verabschieden muss. Deshalb nimmt sie sich vor in Atlanta keine Freund...