27 *special

3.8K 136 5
                                    

Ich rannte auf die Tür zu und rüttelte an ihr. Sie war offen. Fast hätte ich vor Freude getanzt. Ich war außer Atem, weil ich den gesamten Weg gerannt war, doch ich schaffte es erleichtert aufzuatmen.
Ich rannte in die Küche, in der nur Roy stand. Er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und sah verwirrt auf, als ich an ihm vorbei rannte, die Treppe rauf. Fast stolperte ich wieder, als ich die letzte Treppenstufe erreichte, doch ich fing mich.
Olivers Zimmertür war nur angelehnt. Ich riss sie auf, ohne zu klopfen.
Er saß an seinem Schreibtisch, den Kopf verzweifelt auf seine Hände gestützt.
Doch er war allein.
Wo war er nur?
Ich drehte mich suchend um. Keine Spur von Henry. Ich strich mir verzweifelt das Haar aus der Stirn, als Oliver mich sah.
Er sprang sofort auf. Die Überraschung und der Schock in seinem Gesicht wichen schnell der Erleichterung. Aber er schaltete schnell, bei dem Anblick meines suchenden Gesichts.
„Dein altes Zimmer.", sagte er nur. Er klang ein bisschen besorgt.

Ich rannte aus Olivers Zimmer, riss die Tür von meinem alten Zimmer auf.
Henry stand am Fenster und sah hinunter auf die Straße. In der Hand hielt er den Pulli, den ich ihm zurückgegeben hatte.
Seine Haare standen noch wirrer und gewellter in alle Richtungen ab, als sonst, als wäre er zu oft mit seinen Händen durch sie gefahren.
Er hatte mich gar nicht bemerkt, aber ich stoppte nicht.
Ich rannte einfach weiter, auf ihn zu und schloss meine Arme um ihn.
Mein Herz seufzte, weil es wusste, das es endlich angekommen war.
Ich drückte mein weinendes Gesicht in seinen Rücken und sog seinen Geruch auf.

Erst als mein Atem wieder normal ging löste mich Henry von sich und drehte sich zu mir um.
Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und in seinen Augen Unglauben.
Meine Hände hielten sich irgendwo an ihm fest, einfach, weil ich Angst hatte, dass ich je wieder von ihm weggerissen werden könnte.
Er umfasste mein Kinn. Ganz vorsichtig, als hätte er Angst, ich könnte zerspringen, wenn er mich zu fest berührte. Er sah mich an.

In seinem grüneren Auge schimmerte eine Träne und sie rollte an seinem Gesicht herunter. Als sie an seinem Kinn angelangt war, stellte ich mich auf Zehenspitzen, um sie fortzuküssen.
Da zog er meinen Kopf ganz vorsichtig zu seinem Mund und küsste mich.
Ich war mir sicher, dass der Geschmack von Tränen und Schokolade für immer auf meinen Lippen bleiben würde.

CARAMELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt