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Die Krankenschwester hatte mich mehrmals in der Nacht geweckt, um meine Herztöne abzuhören und, um mir Blut abzunehmen. Dementsprechend war ich wirklich müde, als ich am nächsten aufwachte.

Es stellte sich heraus, dass ich bei vollster Gesundheit war. Anscheinend war mein Blutzucker immer ein wenig zu niedrig, aber das war wohl nicht so schlimm und ich wurde entlassen.
Um meinen Knöchel heilen zu lassen bekam ich Krücken als Gehhilfe.
Oliver holte mich vom Krankenhaus ab. Er nahm mich in den Arm und legte dann einen Arm um mich, um mich zu stützen.
Eigentlich war das gar nicht nötig, weil ich ja Krücken hatte, aber ich fand es süß.
Im Auto saß Mia. Sie warf mir einen besorgten Gesichtsausdruck aus ihren hübschen Augen zu, aber ich musste lachen, weil Oliver mir die Tür vom Wagen öffnete und sie entspannte sich ein wenig.

Die Fahrt über sah ich aus dem Fenster und dachte nach.
Eigentlich dachte ich die ganze Fahrt über an Henry. Ich hatte sein Buch in meiner Tasche und ich spielte mit dem Gedanken ihm als Vorwand zu schreiben, dass ich es hatte, damit er vorbei kam um es zu holen, denn ich wollte ihn sehen.
Doch ich verwarf den Gedanken.
Oliver parkte vor dem Haus und bestand darauf mir beim Aussteigen zu helfen.
Ich humpelte mit meinen Krücken in die Küche.
Meine Mutter stand da und sah mich ausdruckslos an.
Roy, der hinter ihr stand und ihr einen Arm um die Hüfte gelegt hatte, sah mich mitleidig an.
„Noah ist wieder nach Hause gefahren.", sagte meine Mutter, dann ging sie ins Wohnzimmer.

Ich humpelte die Treppe hoch und in mein Zimmer. Dann setzte ich mich mit Kopfhörern auf die Fensterbank und las mein Buch. Henrys Buch lag auf meinem Schreibtisch. Die Stunden vergingen und nur Oliver war zwischendurch hereingekommen, um zu sehen wie es mir ging.
Es war inzwischen schon spät geworden und ich wollte früh schlafen gehen, um am nächsten Tag wach für die Schule zu sein.
Ich wusch meine Haare und zog mir eine Legging und ein T-Shirt an.
Als ich much gerade ins Bett legen wollte hörte ich einen Kieselstein an mein Fenster schlagen.
Mein Herz raste.
Viel zu schnell stand ich beim Fenster und sah hinunter.
Henry stand unten vor meinem Fenster und sah zu mir hoch.
„Kannst du mir den Schlüssel zuwerfen?", er flüsterte und ich war sicher, dass er flüsterte, damit Oliver ihn nicht hörte.
Ich schüttelte den Kopf und schloss das Fenster, dann zog ich mir Schuhe an und hüpfte die Treppe runter.
So schnell ich mit den Krücken konnte eilte ich auf die Tür zu und ich atmete erst erleichtert auf, als die Tür hinter mir zufiel.
Henry stand immer noch vor meinen Fenster und sah sich verwirrt um.
Als er mich sah breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und mir wurde warm ums Herz.
Er zog mich an meiner Taille zu sich und hob mich hoch.
Er ließ mich wieder runter und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust.
„Ich hab dich vermisst, Cardi.", sagte er und ich spürte seine Lippen an meinem Kopf.
Ich nickte, um zu sagen, dass ich ihn auch vermisst hatte und hörte, wie sein Herz an meinem Ohr schneller schlug.
Ich roch seinen Duft und zog mich noch fester an ihn.
Erst nach ein paar Minuten löste ich mich von ihm.
Es fühlte sich aber nicht seltsam oder peinlich an. Henry lächelte mich an und wir gingen zu seinem Auto.
Meine Krücken warf er auf den Rücksitz.
Erst nach ein paar Minuten Fahrt fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste wohin wir fuhren.
„Wohin fahren wir eigentlich?", fragte ich und lehnte mich an die Seitentür, damit ich Henry während der Fahrt ansehen konnte.
„Ist es okay, wenn ich es dir noch nicht sage?"
„Ja."
Eine Zeit lang überlegte ich, ob ich es tatsächlich sagen sollte, doch dann tat ich es einfach:
„Es ist mir egal, solange du da bist."
Es war nur ein Flüstern, aber Henry strahlte zu mir herüber.
Die Fahrt dauerte ungefähr eine viertel Stunde, aber ich sah die ganze Zeit über nicht auf die Straße.
Mein Blick galt Henry.
Sein Gesicht war so wunderschön. Ich war einfach überwältigt von seinem Anblick und er lächelte so schön die gesamte Fahrt über.
Er hatte Grübchen auf seinen Wangen, wenn er lächelte.

CARAMELWo Geschichten leben. Entdecke jetzt