Prolog

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"Ben, hör auf!" Er lacht diabolisch und drückt den Grashüpfer wieder mit seiner Hand runter. Er hat ihn zwischen seinen Fingern und zerquetscht ihn beinahe, was mich dazu bringt zu versuchen, seine Finger auseinander zu drücken. "Ben!" "Ben!", macht er mich mit hoher Stimme nach. "Lass ihn los!" "Was, wenn nicht?" Ich schubse ihn zurück und er sieht erschrocken zu mir auf. "Das hast du nicht gemacht!" Schnell entscheide ich mich, loszurennen und er folgt mir. "Anabeth!" Ich renne zur sonnigen Terrasse, wo ich Leias gelbes Kleid von hier sehe, und fange an zu schreien - teils vor Freude, teils vor Angst vor Ben, und was er macht, wenn er mich in seine Finger bekommt. Dann kracht Ben von hinten in mich, reißt mich zu Boden und meine Sicht wird verzerrt. Ich lande hart auf dem Boden, und die ganze Luft wird aus meinen Lungen gepresst, als Ben auf mir landet. Ich lande halb auf meinen Händen, die aufschürfen, doch die Wucht ist so groß, dass mein Kinn auf den Boden aufschlägt und meine Zähne aufeinander klappern. "Ah!", mache ich, jedoch treibt mich sein Lachen in die Weißglut. "Na warte!" Ich stürze mich auf ihn und will ihn auf den Boden drücken, doch Rebecca ruft in dem Moment: "Ben! Anabeth! Kommt her!" Sie ist unser Kindermädchen und soll auf uns aufpassen, doch mich hält das nicht ab und ich setze mich auf seinen Bauch. Wir rangeln auf dem Boden herum, bis er über mir liegt und mich an den Handgelenken fest hält. Er drückt sie in den Boden und fragt: "Gibst du auf?" "Nein!", rufe ich und versuche ihn zu treten. "Hey, ihr beiden!" Rebecca hat uns erreicht und packt Ben am Arm, dann zieht sie ihn von mir und hilft mir dann auf. "Oh, sieh dich an!" Sie mustert mich und versucht die Grasflecken von meinem weißen Kleid zu streichen. "Das Kleid? Ruiniert. Deine Haare sind auch unordentlich! Und dein Kinn blutet! Zeig mir deine Hände." Ich strecke die Hände aus und bemerke das Brennen und Jucken nun intensiv. "Oje... Na komm, wir machen dich sauber. Deine Eltern werden mich umbringen, wenn sie zurück kommen!" Sie nimmt mich an die Hand und ich zucke zusammen. Au. Meine Eltern sind auf Reisen, und da sie mit Bens Eltern gut befreundet sind, haben sie mich hier bei ihnen gelassen. Vorübergehend. Rebecca wendet sich an Ben. "Und nun zu dir, junger Mann. Sie ist eine Dame, du musst freundlicher und zärtlicher zu ihr sein! Außerdem ist die jünger und schwächer als du.", rügt sie ihn. "Gar nicht wahr!", rufe ich und Ben grinst breit. "Wohl schon." "Hört auf, ihr beiden! Ben, geh dich umziehen, es gibt bald Abendessen." Ich strecke ihm die Zunge aus und er lächelt mich an. "Anabeth, so etwas tut eine Lady nicht! Verhalte dich, wie eine Dame deines Alters!" Sie zieht mich mit sich und ich schmolle sichtlich. Ich bin 8 Jahre, ich mache das, was ich will! Wir gehen auf die Terrasse und Leia bemerkt: "Beth?" Ich sehe zu ihr und verschränke die Arme. "Er hat angefangen!", will ich anfangen, doch sie hebt die Hand. "Ich mache das schon Rebecca. Kannst du dich um Ben kümmern, er wird bestimmt nicht das anziehen, was ich ihm raus gelegt habe." Leia legt ihr Buch zur Seite und kommt auf mich zu, dann gehen wir gemeinsam zum Badezimmer. "Warum habt ihr beiden schon wieder gestritten?", fragt sie sanft und ich sehe zu ihr auf. "Er wollte den Grashüpfer nicht los lassen! Dann habe ich ihn geschubst und dann... Ist das passiert..." Sie öffnet mir die Tür und wir gehen rein. "Ja, das klingt nach euch beiden. Könnt ihr einen Tag verbringen, ohne zu kämpfen?" "Aber er hat angefangen!", rufe ich, doch sie stellt mich auf einen Hocker, sodass ich an das Waschbecken komme. Wir waschen meine Hände, dann kämmt sie mein Haar. "Immer diese blonden, dicken Locken! Man kann kaum durch sie fahren!", sagt sie sanft und versucht meine Haare zu bändigen. "Du siehst so schön in diesen Kleidern aus, wieso ziehst du sie nie an?" "Ich mag sie nicht. Sie sind kratzig und man kann sich nicht gut in ihnen bewegen.", antworte ich und sie zwickt mich leicht in die Seite. "Ach so ist das. Weißt du, du musst nicht immer mit Ben mithalten. Er ist 4 Jahre älter als du, da kannst du nicht von dir erwarten, dass du mit ihm gleich gestellt bist." Ich lege die Arme um mich. "Aber ich bin genauso stark wie er!" "Bestimmt. Aber dennoch. Anabeth, weißt du noch, was eine deiner ersten Lektionen war, als Luke angefangen hat, dich zu unterrichten?", fragt sie und lehnt sich vor, sodass sie mir in die Augen sehen kann. Als ich schweige, fährt sie fort: "Setze deine Kräfte nur ein, wenn es absolut keinen Ausweg gibt! Bens und deine Begabungen... Das sind Wunder. Und nur ihr könnt diese Wunder kontrollieren. Ich bin so stolz auf dich, dass du sie nicht gegen ihn eingesetzt hast. Das macht dich mindestens mit ihm gleich gestellt." Sie legt den Kamm weg und fährt durch mein Haar, dann schenkt sie mir ein Lächeln und ich erwidere es. "Also. Wir suchen dir ein Kleid aus, nur für das Abendessen, dann kannst du dich umziehen, und alles was du willst, anziehen. Abgemacht?" Ich strahle sie an und wir gehen in mein Zimmer.

Noch etwas länger. Ignoriere das Brennen! Ignoriere es. Konzentriere dich, Beth! "Ha!", rufe ich, als er gezwinkert hat. "Unfair! Revenge!", erwidert er und ich schüttle den Kopf. "Ich hab gewonnen." "Ben, Anabeth, hört auf rumzualbern und esst euer Essen!", mahnt Han uns und ich nehme die Gabel in die Hand. Leia, Ben, Han und ich sitzen am Tisch und essen, doch Ben schielt zu mir rüber, sodass ich kichern muss. "Ben!" "Ich mache doch gar nichts!", fährt er seinen Vater an. "Trotzdem, deine Mutter will das nicht." Er brummt auf und isst weiter, jedoch bleiben wir nicht lange ungestört. Ein Diener kommt ins Zimmer und lehnt sich zu Leia. "Was gibt es, Todd?", fragt sie und er lehnt sich zu ihr runter. Ein Wispern entsteht und ich beobachte sie ganz genau, dann wirkt ihr Blick geschockt und fällt auf mich. Mein Herz macht einen Satz und mein Mund wird trocken, dann öffnen sich Leias Stimmen einen Spalt breit, und sieht zu Han. "Was?", fragt er und ich bekomme es mit der Angst zu tun. "Danke, Todd..." Tränen schimmern in ihren Augen und sie haucht: "Han, nimm Ben und geh aus dem Raum." "Leia?" "Mom, was ist los?", fragt nun auch Ben. Die Schatten der Angst schlagen ihre Flügel in meinem Herzen aus und die Kehle wird mir zugeschnürt. "Han." Er steht auf und ich schiebe meinen Stuhl zurück. Ich weiß es. Ich weiß genau, was sie nun sagen wird. Leia steht auf und kniet sich vor mich, sobald Han mit Ben raus ist. Leias Lippen öffnen sich und ich halte die Luft an. Bitte sag es nicht! Ich will es nicht hören! Ich will es nicht wahr haben! "Anabeth... Es tut mir so Leid, dir das zu sagen, doch... Egal was jetzt kommt, wir sind immer für dich da!" Ich schüttle den Kopf. "Deine Eltern sind... Deine Eltern sind wegen eines Schiffsunglücks ums Leben gekommen. Es tut mir so Leid, wir-" Ich kann nichts mehr hören. Meine Ohren gehen zu, meine Augen füllen sich mit Tränen und ich kann nicht atmen. Meine Glieder fühlen sich schwer an und mir wird schwindelig. Ich schlucke den Kloß runter und plötzlich fängt der Tisch an zu beben. "Beth!" Doch ich kneife nur die Augen zusammen und presse die Handflächen an meinen Kopf. Der Schmerz in meinen gesamten Körper wird unerträglich und plötzlich wird der ganze Druck von mir genommen. Als ich die Augen öffne, sehe ich Chaos. Erst jetzt bemerke ich anhand meiner rauen Kehle, dass ich die ganze Zeit geschrien habe. Der Tisch liegt auf dem Boden und das Geschirr ist auf dem Boden zersplittert. Die Lampe ist von der Decke gefallen und Leia liegt vor mir auf den Boden, den Kopf zwischen den Händen. Ich weite meine Augen, dann springe ich vom Stuhl. "Es... Es tut mir Leid." Dann renne ich aus dem Raum, an einem verschreckten Han und Ben vorbei und schließe mich in mein Zimmer ein. Ich kauere mich in eine Ecke und fange an zu weinen. Mommy! Daddy! Ich werde sie nie wieder sehen! "Anabeth! Lass uns rein, lass uns reden!" "Lasst mich alleine!" Sie rütteln an dem Türknauf und wollen die Tür aufschließen, doch ich starre den Knauf an, sodass er heiß wird. "Au! Leia!" Ich höre, wie Han sich aufregt, doch ich schiebe mittels Magie meine Möbel vor die Tür. Der Energieaufwand ist überraschend ermüdend, durch meine Trauer und Wut, habe ich ihn davor nicht bemerkt, doch nun merke ich die Sterne vor meinen Augen. Ich schließe die Augen und klemme den Kopf zwischen die Knie. Mommy... Ich will meine Mommy! Ich brauche meine Mommy! Und meinen Daddy! Und sie werden nie wieder kommen. Ich weine, bis ich keine Tränen mehr übrig habe, und es vor der Tür still geworden ist. Plötzlich öffnet sich mein Fenster und Ben schlängelt sich durch die breite Öffnung. "Lass mich in Ruhe!" Doch er kommt auf mich zu und setzt sich neben mich. Ich lasse den Blick auf den Boden vor mir gerichtet und wir schweigen für eine Weile. Dann legt er einen Arm um mich und ein erneuter Tränenschwall kommt. "Sie kommen nie wieder! Ich wünschte, ich wäre nie geboren!", wispere ich und er schüttelt den Kopf. "Aber dann hätte ich keine beste Freundin mehr!" Ich hebe den Blick und sehe in seine Augen. "Wir werden deine Familie sein!" Ich presse die Lippen aufeinander und deute um mich herum. "Hast du keine Angst vor mir?" "Angst? Nein. Niemals." "Sie sind weg... Wie soll ich das bloß überstehen?" Er schweigt kurz, dann fragt er: "Vertraust du mir?" Ich schlage die Augen kurz nieder, dann sehe ich ihm wieder in die Augen. "Ja."

Leave me lonely - Kylo RenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt