3. abends um 23:30 Uhr

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Pov: Newt

Da ich nicht in der Lage war zu schlafen stand ich bereits nach einer halben Stunde wieder auf. Es war bereits 23:00 Uhr, aber mein Kopf machte einfach kein Aus. Ich greife neben mich in die Nachttischschublade, hole ein kleines Buch heraus und stehe auf. Ich wusste nicht genau wieso, aber ich hatte das Bedürfnis in dem Tagebuch zu lesen. Vielleicht würde es mich daran erinnern, was Thomas und ich durchgemacht hatten und das wir es auch ein weiteres Mal schaffen würden. Gerade als ich an der Türe angekommen war, höre ich noch wie Thomas sich drehte und im Schlaf brummte. Leicht musste ich lächeln, ging aus dem Zimmer und weiter nach unten. Im Wohnzimmer mache ich das Licht an, gehe auf die Terasse und atme einmal tief durch. Es war dunkel, man hörte nichts, außer einige Kühe in der Ferne die mit ihren Glocken deuten, wo sie gerade entlang laufen und Heuschrecken, die im hohen Gras zierpen. Ich schließe die Terassentüre, um kurz darauf zu merken, dass es nur in Boxershort doch etwas kalt ist. Etwas genervt setze ich mich trotzdem auf die Hollywoodschaukel, die in Richtung unseres Garten zeigte. Hinter dieser war ein Whirlpool eingebaut, der aber immer weniger genutzt wurde von uns. Einige Lichter, die im Boden, am Rand unserer Bete, angebracht waren, spendeten etwas Licht. Einige Minuten saß ich einfach nur da, überlegte warum ich nun hier war und nicht in den Armen meines Ehemannes lag. Ich hatte darauf keine Antwort und widme mich mit meiner Aufmerksamkeit auf das kleine Buch in meiner Hand.

"Vier Jahre ist es nun her. Vier Jahre bin ich mit Thomas zusammen, lebe endlich glücklich. Es waren nicht immer leichte Zeiten, vor allem am Anfang wurden uns ziemlich viele Steine in den Weg gelegt. Ob Teresa, der Unfall von Thomas oder einige Unstimmigkeiten,war wohl alles dabei. Doch was ich immer wieder gemerkt hatte war, dass ich nicht mehr ohne ihn leben konnte und wollte. Nachdem Teresa Vergangenheit war, wegen Betrug verhaftet wurde, war es dennoch leichter. Leichter los zu lassen, sich nun auf alles weitere zu konzentrieren. Thomas fing an in der Werkstatt eines Freundes zu arbeiten,kam komplett von seinen alten Lasten ab. Sein Körper entwickelte sich gut, bestimmt nicht zuletzt die Muskeln, wie ich oft genug zu sehen und spüren bekam. Aber auch vom Unfall kam bald garnichts mehr zum Vorschein. Keine Schmerzen, keine Einschränkungen. Ich hatte mein Studium angefangen und fast reibungslos als Jahrgangsbester abgeschlossen. Sofort wurde ich mit offenen Armen überall in Empfang genommen. Ich arbeitete in dem größten Krankenhaus der Stadt als Chirurg. Vor einem Jahr hatten Thomas und ich geheiratet, klein und nur mit unseren engsten Freunden. Denn niemand war in der Zeit dazu gekommen oder gegangen. Weder seine noch meine Eltern hatten sich gemeldet, doch das war nunmal so. Die Flitterwochen, die wir tatsächlich auf Grönland verbrachten, waren wohl das beste und erholsamste was ich je erlebt hatte. Und das nicht nur, wegen mit dem besten Sex den ich mit ihm hatte,sondern auch den anderen Momenten zu zweit. Wir haben uns dort entschieden zwei Kinder zu adoptieren, Kinder die unsere Hilfe benötigten. Denn mitlehrweile war auch Thomas selbstständig,hatte eine eigene kleine Werkstatt an unserem Haus. Wir verdienten gut,hatten viel Platz. Vor knapp einem halben Jahr waren wir nach Österreich gezogen, wir wollten einfach raus aus der Stadt, rein in die Welt. Nun hatten wir bereits zwei Mädchen adoptiert,Maria und Jenny, die besten Mädchen die man sich nur vorstellen konnte. Sie sind 5 und 7 Jahre alt, naturbegeistert und aktiv. Oft gingen wir wandern, schwimmen im See hinter unserem Garten oder die Kühe unseres Nachbarn füttern. Denn auch wenn ich leitender Oberarzt war, nahm ich mir die Zeit,die eine Familie brauchte. Die Thomas und ich brauchten. Denn auch wenn wir nun Eltern waren, hatten wir genug Momente für uns. Und nicht umsonst waren wir bei Freunden für unsere Gelassenheit bekannt. Thomas war eben weiterhin jemand, der gerne mal spontan über einen her fällt,was mir aber weiterhin gefiel. Im großen und ganzen kann ich doch echt zufrieden sein mit dem,was ich geschafft hatte... Ich hatte damals eben doch die richtige Entscheidung getroffen."

Ich weiß noch genau, wie ich diesen Text vor zwei Jahren geschrieben hatte und der absolut glücklichste Mensch dieser Erde war. Ich hatte mir nie ausmalen können, dass das alles mal zu einer Gewohnheit wurde. Ich seufzte abermals, legte das Buch beiseite. Gerade als ich dies tat, stellte sich Jemand neben mich, sein Duft nahm mich sofort ein. "Hier." Thomas hielt mir einen Pulli von sich hin und eine Decke aus dem Wohnzimmer. Etwas verwundert sehe ich ihn an, normalerweise war er so erledigt vom Tag, dass er nie etwas merkte. Da konnte ich ihn sogar hauen, wenn er schnarchte, er merkte nichts mehr. "Denkst du wirklich,ich weiß nicht,dass du hierher kommst?" Er nimmt das Buch hoch, legt es neben sich auf den Boden und setzte sich. Abermals überkommt mich eine Wolke seines Dufts. Wie immer nach frischem Nadelwald. Ich ziehe mir wortlos seines Hoddie an,lege die Decke über uns und lehne mich gegen ihn.

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