"Wieso bringst du deinen Hunde nicht auch ins Schloss?"
Die junge Frau stand bei Damir auf dem Balkon und sah zum Wald.
"Er ist im Wald groß geworden die Mauern sind nichts für ihn. Genauso wie für mich." Den letzten Satz fügte sie leiser hinzu.
"Wie bitte?"
"Ich werde nicht bleiben, Damir."
Endlich hatte sie den Mut ihm in die Augen zu sehen.
"Nein sag nichts und hör mir zu. Ich kann nicht Königin werden, für Menschen von denen mich der eine Teil fürchtet und der andere verachtet. Sie würden dir nicht mehr trauen."
"Also gehst du nach Haus zu ihm?"
Damit spielte er auf Keldan an, dem Mayra ihr Schloss geschenkt hatte.
"Ich gehe zu niemanden. Mein Herz gehört auf ewig dir. Mutter sagte einmal etwas über die Liebe, die findet man nur einmal, man kann sie nicht verlieren, nicht vergessen und nicht ungeschehen machen. Ich liebe dich, deshalb fürchte ich nicht zu gehen, ich bitte dich nur als König zu denken. Dein Volk braucht dich und es wird eine Königin brauchen, aber es braucht nicht mich."
Lange sah er sie an, bis er endlich die richtigen Worte gefunden schien.
"Versprich mir zurück zukommen."
Mayra suchte einen Weg mit Worten dieses Versprechen zu umgehen, doch der junge König hatte sie durchschaut.
"Versprich es mir!" Forderte er voller Verzweiflung, dabei nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände und da war jeder Widerspruch in der Frau erloschen.
"Ich komme wieder."
Irgendwann, fügte sie in ihren Gedanken hinzu.
Der König wollte ihr ein Pferd schenken, doch sie lehnte es ab. Sie wollte wieder neben ihrem Hund schreiten, sie wollte noch einmal dieses unbekümmerte Leben im Wald.
Sie hatte eine letzte Nacht mit Damir verbracht ehe sie noch vor Sonnenaufgang sein Schloss verlassen hatte. Sie wollte keinen Abschied, denn sie fürchtete dann nie gehen zu können.
Sie hätte es niemals geschafft ihm den Rücken zu kehren.
Es vergingen Tage, die beiden, Mensch und Tier, wanderten bis ans andere Ende des Reiches. Mayra sah zum ersten mal das weite Meer. Sie bereiste andere Länder, besuchte Städte und Dörfer wo sie niemand kannte und verbrachte die meisten Nächte unter freiem Himmel.
Würde jemand behaupten sie sei herzlos, so würde sie es mit voller Inbrunst verneinen. Ihr erster Gedanke beim Erwachen war Damir, bei jedem Schritt dachte sie an den jungen Mann, der es geschafft hatte ihr Herz zu erreichen.
Wenn der Himmel klar war, dann sah sie seine Augen.
Manchmal hörte sie seine Stimme in ihren Träumen.
Sie konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, doch in einer Nacht wachte sie mit dem Verlangen auf wieder zu ihm zu wollen.
Die Rückreise kam ihr unendlich vor. Ihr Hund Tarjo schien zu merken, dass es nun ein Ende hatte, doch er folgte seiner Herrin.
Mayra spielte mit dem Gedanken die Dörfer zu umgehen, doch legte sie es drauf an. Niemand beachtete sie, selbst als sie in einem Gasthaus halt machte interessierte sich niemand sonderlich für die Frau.
Kurz vor dem Schloss packte sie noch einmal die Angst, sie hatte zwar nichts von einer Königin an Damirs Seite gehört, dennoch hieß es nicht, dass es nicht doch jemanden gab.
Tarjo stoß sie mit seinem Kopf an.
"Ich weiß, ich weiß, es ist dumm von mir."
Irgendwie schaffte sie es Luft zu holen und betrat das Schloss. Die Wachen ließen sie durch, denn noch immer besaß sie den königlichen Ring.
Ein Diener führte sie bis an die Tür eines Raumes in dem wohl der König gerade eine Besprechung abhielt.
Sie hörte deutlich die Stimmen, achtsam öffnete sie die Tür einen Spaltbreit. Männer standen um einen Tisch herum, da war er, mit dem Rücken zu ihr, über etwas auf dem Tisch gebeugt.
Nach einiger Zeit verschwanden die Männer durch andere Türen des Raumes.
Damir hatte den Tisch umrundet und sich in den reichlich verzierten Stuhl sinken lassen.
Der jungen Frau fehlten die Worte. Sein Haar war länger geworden, er trug nun einen kurzen Bart und hatte schrecklich, dunkle Ringer unter den Augen.
Müde rieb er sich die Stirn, dabei schloss er die Augen.
Nun betrat Mayra den Raum.
Sie konnte nicht anders jetzt wo sie ihn sah, konnte sie sich nicht erklären wie sie all die Zeit ohne ihn gelebt hatte. Sie wollte nur noch in seine Arme.
"Lasst mich kurz alleine, ich brauche nichts." Brummte er ohne dabei seine Augen zu öffnen.
Auf ihrer Reise hatte Mayra einige Gelegenheiten gehabt ihre Magie zu üben. Nun stand sie hinter dem Mann im Stuhl und legte ihre Finger achtsam auf seine Schläfen.
"Ich sagte ich brauche-" Mit einem mal brach er ab, ergriff das Handgelenk der Frau, sprang dabei auf und drehte sich zu ihr.
Seine Augen waren groß, sein Mund öffnete und schloss sich.
"Ich habe mir die Begrüßung etwas anders vorgestellt." Mayra lächelte zu ihm auf.
Ehe sie merkte was geschah hatte er sie in die Arme geschlossen.
"Wenn du hier bist nur um wieder zu verschwinden werde ich dich in Ketten legen müssen." Hörte sie seine Worte dicht an ihrem Ohr.
Behutsam schlang sie ihre Arme um ihn.
"Ich werde nicht mehr gehen, zumindest nicht mehr für so lange und so weit."
An diesem Tag ließ Damir das ganze Reich feiern.
Mayra willigte ein ihn zu heiraten, denn niemand wusste noch von der Jägerin der Königin, doch ihre Bedingung war ihre Freiheit behalten zu können. Sie wollte unter seinen Soldaten kämpfen, sie wollte im Wald verschwinden, wann auch immer ihr danach war und Damir stimmte allem zu.
Sein Glück war beinahe greifbar, sein Volk sah deutlich wie sehr er diese junge Frau brauchte und widersprach nicht, sie akzeptierten die neue Königin.
Das Königspaar bekam drei Söhne.
Selbst das Muttersein veränderte Mayra nicht, sobald ihre Kinder selbstständig waren, reiste sie wieder ins Lager der Soldaten oder verschwand für einen Tag tief im Wald.
Eines abends saß sie mit ihrem Liebsten zusammen und sah in die Sterne.
"Wie schaffst du es nur mich immer gehen zu lassen? Anfangs hat das halbe Reich sich darüber empört, nur du nicht."
"Ich kenne dich, ich weiß, dass ich dich nicht einschließen kann. Hätte ich es getan, hätte ich deine Liebe auf ewig verloren."
"Man kann sie nicht verlieren." Entgegnete sie.
"Aber die Verachtung kann stärker sein als sie. Ich hätte deine Verachtung gegen mich nie überlebt. Ich habe es dir immer gesagt und ich werde es bis zu meinem Ende sagen."
Gespannt wartete Mayra auf die nächsten Worte, sie wusste was nun kam, es waren immer die selben Worte und dennoch konnte sie diese nie abwarten. Jedes mal sehnte sie sich aufs Neue sie zu hören. Jedes mal bekam sie aufs Neue eine Gänsehaut.
"Ich liebe dich."
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Das Herz der Jägerin
FantasiaSie hat vor Jahren ihr Herz an eine grausame Königin verkauft. Ab dann war sie die Jägerin der Königin. Kein Befehl ist ihr zu grausam. Bis die Königen sie mit dem Prinzen in den Wald schickt. Die Jägerin soll ihr sein Herz bringen. Doch im Wald sch...