Das Mädchen führte die Reisenden zu einer kleinen Hütte mitten im Wald. Niemals würde man dieses kleine Häuschen so einfach finden können.
"Wie kommt es, dass eine so junge Frau alleine mit einem Reh mitten im Wald lebt?" Damir hatte sein charmantes Lächeln aufgesetzt.
"Er ist mein kleiner Bruder, verhext von unserer bösen Stiefmutter, wir wollten nicht mehr bei ihr leben und da hatte sie jeden Bach verflucht, mein Bruder hat aus einem getrunken und wurde zu einem Reh."
"Wo lebt diese Frau?" Mayras Interesse war geweckt worden.
"Wozu brauchst du diese Frau?" Keldan sah sie verwirrt an. "Sie scheint offensichtlich keine besonders nette Frau zu sein."
"Böse hin oder her. Wenn sie wirklich etwas von Magie versteht, welcher Art auch immer, könnte sie mir womöglich weiterhelfen."
Das Mädchen sah die Jägerin lange an bis sie nickte. "Ich werde euch sagen wo sie lebt. Es ist ein kleines Haus am anderen Ende des Waldes, nach der großen Lichtung."
"Aber wieso ist es so schlimm, dass ihr weggelaufen seid? Ich meine sie war zwar nicht eure richtige Mutter, aber dennoch." Hakte Damir noch mal nach.
"Ich weiß nicht weshalb sie es tat, denn sie war jeden Tag gemein zu uns, eigentlich habe ich damit gerechnet, dass sie sich freuen würde, denn wir haben nicht mal mehr unseren Vater."
Mayra bot an auf die Jagd zu gehen, doch den Bewohnern der Hütte widerstrebte der Gedanke, sie wollten sich nicht vorstellen wie Mayra plötzlich mit einem Reh auftauchte.
Deshalb gab es nur eine magere Gemüsebrühe von der sie alle aßen.
"Ihr solltet die Nacht noch hier bleiben, schlaft euch gut aus ehe ihr weiter reist."
Keldan hatte sich auffällig ruhig verhalten, bis zu dem Moment an dem Damir schon dabei war dicht neben der Jägerin platz zu nehmen.
"Es ist nicht gerade die feine Art neben einer fremden Frau zu schlafen, dies solltest du als Prinz wissen."
"Sie ist alles nur nicht fremd, mag sein, dass du mit der kleinen Mayra bekannt warst, ich jedoch bin mit der heutigen Mayra groß geworden."
"Du bist nicht mit mir groß geworden und jetzt hört auf zu meckern, ich werde vor der Tür bleiben und wache halten."
Schnell war die Frau nach draußen geflüchtet, nicht vor den Männern sondern eher vor sich selbst, denn tief in ihr, sehnte sie sich nach der Wärme des Prinzen. Sie hatte schon so lange ihr Herz nicht schnell schlagen gespürt, dass es sie nun süchtig machte.
Lange blieb sie für sich, sie merkte gar nicht wie sie einschlief.
Ganz leise und zart drang ein Lied bis zu ihr.
Schlafe mein Engel, schlafe schnell ein.
Der Fluss der Nacht wird dich ins Traumland führen.
Schlafe meine Prinzessin, schlafe -
Nur sehr undeutlich drangen die Zeilen zu ihr nicht alles konnte sie verstehen, doch die Melodie bohrte sich in ihr Herz.
Es schmerzte, nicht wie durch die Magie der Königin, es schmerzte anders, es brachte sie nicht um, raubte ihr dennoch den Atem.
"Mayra."
Sofort war sie hellwach.
"Alles in Ordnung was hast du?" Damir hockte neben ihr, seine Hand wischte über ihre Wange. "Wieso weinst du?"
Unverständlich sah sie ihn an.
Sie weinte?
Nun faste sie sich selbst ins Gesicht, er hatte Recht behalten.
Ohne nachzudenken umschlang sie ihn und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust.
"Wieso passiert dies alles mit mir?" Nuschelte sie undeutlich in sein Hemd.
Sofort hatte er seine Arme um sie geschlungen.
"Ich werde es dir noch mal sagen, immer wieder wenn es sein muss, auch wenn du es nicht hören willst. Du liebst. Deshalb passiert es."
Liebe.
Noch vor Wochen hätte sie jedem für dieses Wort die Zunge heraus gerissen, nun war so viel geschehen, dass sie begann an allem zu zweifeln.
"Du wirst schon sehen, morgen finden wir diese Hexe und im nu bist du von der Königin los."
Über seine leichtsinnigen Worte konnte sie nicht anders als zu lachen.
"Ich werde alleine zu ihr gehen."
"Nein." Kam es sofort von ihm.
"Doch, ich möchte alleine mit ihr sprechen, was auch immer sie mir zusagen hat, ich möchte die Einzige sein die es hört."
Etwas in Mayra flüsterte, dass diese Entscheidung die richtige war, sie hatte eine leichte Vorahnung nicht mehr, dennoch wollte sie nicht Damir dabei haben oder Keldan einer von den Beiden würde etwas dummes tun nur um sie zu retten.
"Es geht um meinen Zauber, mein Siegel, es ist einfach besser."
"Und was soll ich machen? Bleibe ich hier und starre Löcher in die Luft?"
"Was du hier machst überlasse ich dir, aber morgen gehe ich alleine los."
"Aber wer passt auf dich auf?"
Sie hatte sich mittlerweile aus seinen Armen gelöst, genau deshalb wollte sie ihn nicht dabei haben. Aus irgendeinem Grund wollte er sie immer beschützen.
"Noch vor gar nicht langer Zeit tötete und folterte ich jeden auf den die Königin zeigte, also bitte, ich bin im Stande auf mich aufzupassen."
Er wollte widersprechen, schloss aber seinen Mund ehe auch nur ein Wort über seine Lippen kam. Stattdessen streckte er sich auf dem Boden aus und legte seinen Kopf auf Mayras Schoß.
"Was -"
"Wenn ich schon nicht mit darf, lass mich zumindest gemütlich liegen."
"Damit du mitbekommst, wenn ich morgens aufstehen?"
Er lächelte schwach, sie hatte ihn durchschaut, dennoch ließ sie ihn einschlafen, in kürzester Zeit hörte sie sein leises regelmäßiges Atmen.
Morgen würde sie mit etwas Glück endlich hinter das Geheimnis der Königin kommen können.
"Du hast also vor alleine zu gehen?"
Hinter ihr erklang so plötzlich die Stimme, dass sie für einen kurzen Moment zusammen zuckte.
Keldan schaut aus dem Fenster zu ihr hinaus, nein, er sah sie nicht an sondern starrte in den Wald.
"Ja." Sie tat es ihm nach und ließ ihren Blick wandern.
"Ich muss dir nicht sagen, wie dumme diese Idee ist, oder?"
"Wieso bist du mir nach geritten?" Diese Frage beschäftigte die Frau, sie hatte seinem Onkel einen tiefen Schnitt verpasst, er hätte aus Angst bei ihm bleiben müssen.
"Ich weiß es nicht." Gestand er nach einer langen Zeit. "Vielleicht glaube ich immer noch daran, dass die alte Mayra, die ich mal gekannt hatte noch irgendwo dort drin ist."
"Wie kannst du so sicher sein, dass ich es bin die du so verzweifelt suchst?"
Als sie lange keine Antwort von ihm bekam wand sie ihren Blick zu ihm nur um festzustellen, wie er sie ansah. Wie lange betrachtete er sie schon?
Endlich öffnete er seinen Mund um ihr zu antworten.
"Man vergisst sie nicht einfach so, seine erste Liebe."
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Das Herz der Jägerin
FantastikSie hat vor Jahren ihr Herz an eine grausame Königin verkauft. Ab dann war sie die Jägerin der Königin. Kein Befehl ist ihr zu grausam. Bis die Königen sie mit dem Prinzen in den Wald schickt. Die Jägerin soll ihr sein Herz bringen. Doch im Wald sch...