fourteen

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"Ian!"

Seine Mutter griff mit ihren plumpen Händen nach seinem Gesicht und drückte ihn dann an sich.

"Wo warst du? Wir haben uns solche Sorgen gemacht..."

"Weg", antwortete Ian jedoch nur kühl. "Ich war weg."

Er schob sich an seiner Mutter vorbei in das Haus, den Blick auf einen Punkt über seinem Vater gerichtet, damit er ihm nicht in die Augen sehen musste. Seine Schultern waren durchgedrückt, der Kiefer angespannt.

"Was ist bloß aus meinem liebevollen, höflichen Sohn geworden...", murmelte seine Mutter nur kopfschüttelnd und sah ihm hinterher, als er entschlossen die Treppe hochging und kurz darauf der Knall einer Tür das kleine Haus erschütterte.

Früher war Ian so anders gewesen, hatte Kröten über die Straße geholfen und Schnecken in Einmachgläsern bei sich im Zimmer aufbewahrt. Er hatte immer gelächelt und war ein hilfsbereiter Junge gewesen, nie auf Streit aus.

Als er in die Pubertät gekommen war, hatte sich so einiges verändert, er war verschlossener geworden, manchmal hatte es auch etwas Streit gegeben, aber seine Werte hatte er nie verloren.

Doch heute, wo er eigentlich am vernünftigsten sein müsste, benahm er sich wie ein anderer Mensch. Das war nicht mehr der Junge, den seine Mutter großgezogen hatte, da war sie sich sicher. Der Krieg und die Verluste hatten ihn verformt, all die guten Dinge in ihm verzerrt, sodass sie kaum noch zu erkennen waren.

Rosemary sah aufmerksam zu Ian's Vater.

"Richard? Was hast du zu dem Jungen gesagt?"

Der beinahe grauhaarige Mann zuckte mit den Schultern.

"Nichts, Rosy, was soll ich gesagt haben?"

"Ich kenne dich. Raus mit der Sprache, Richard. Was hast du gesagt?"

"Ich..."
Ian's Vater hielt inne, als suche er nach den richtigen Worten und gestikulierte übertrieben mit den Händen. So unsicher hatte ihn Rosemary lange nicht gesehen.

"Ich habe ihm nur ganz unverbindlich vorgeschlagen, zum Militär zurückzukehren..."

Seine Stimme wurde immer leiser.

"Du hast was?! Du kannst doch nicht-"

Ian's Mutter seufzte laut auf und folgte ihrem Sohn schnell die Treppe hinauf.

"Ian?"

Sie rüttelte an der Tür.

"Ian, bitte mach auf! Dad hat das doch nicht so gemeint."

"Warum kann der feige Sack mir das nicht selbst sagen?" Er schnaubte.

"Ian... Sei doch nicht so..."

Sie hörte Geräusche, so als würde ihr Sohn unruhig durch das Zimmer laufen. Er antwortete nicht.

Plötzlich entdeckte Ian einen Umschlag auf dem Fensterbrett des Gästezimmers. Das Papier war hochwertig und starr, das Wappen der British Army prangte groß und mächtig auf der Vorderseite.

"Was ist das für ein Brief?"

"Er kam heute Morgen schon mit der Post..."

Ian riss den Brief unsanft auf, dass teure Papier bog sich und die Fasern ließen sich nur schwer voneinander trennen.

Doch er musste den Brief nur kurz überfliegen, bis er diesen in der Faust zu einer festen Papierkugel zusammendrückte und in die andere Ecke des Zimmers schleuderte.

Ein wütender Schrei drang aus seiner Kehle, er trat gegen das Bett, immer wieder, seine linke Hand zitterte enorm.

Alles, was er besaß, schien mit einem Mal zu entgleisen.

Helicopter Heart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt