Fünfzehn

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Pov Newt

"Sophia!", rief Konstantin aus vollem Halse nach seiner Tochter.

"Sooooooophiiiiiiiiaaa!", schrie er ein weiteres mal.

Sorge dafür, dass ich taub werde.

Gerade, als er ein drittes mal schreien wollte hielt ich ihn zurück.

"Ich halte das für nicht so schlau hier so rumzuschreien. Es sei denn, du willst ein paar Cranks auf uns aufmerksam machen", meinte ich dann.

"Ja schon, aber wie wollen wir Sophia denn sonst finden?", fragte er.

"Vielleicht, indem wir einfach still schweigend zum anderen Ende der Stadt gehen, wie wir es geplant haben, anstatt hier so laut zu sein. Wenn sie tatsächlich am anderen Ende der Stadt ist, dann wird sie uns nicht hören", sagte ich genervt.

"Ja schon. Aber du darfst nicht vergessen, dass sie meine Tochter ist. Ich mach mir unglaubliche Sorgen um sie. Das kannst du doch sicherlich verstehen, Oder?", verteidigte er sein Verhalten und sah mich gequält an.

Nicht in diesem Sinne.

Ich biss meine Zähne zusammen.

Natürlich kannte ich dieses Gefühl.

Das Gefühl, ständig jemanden beschützen zu müssen, obwohl man ganz genau wusste, dass diese Person gut auf sich alleine aufpassen konnte.

"Ja. Ja ich kann dich verstehen", antwortete ich dann schließlich.

"Aber bitte unterlasse das Schreien trotzdem. Eine Begegnung mit einem Crank hat mir gereicht", fügte ich hinzu.

"Wie geht es dir eigentlich?", wechselte Konstantin das Thema.

Fragend sah ich ihn an.

Daraufhin nickte er zu meinem Arm, der immer noch mit getrocknetem Blut beschmiert war.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Wie soll es mir damit gehen. Die Heilung des Brands wird sich um Einiges verzögern. Vielleicht wird sich der Brand bei mir auch verschlimmern, keine Ahnung", antwortete ich ausweichend.

"Das ist nicht das, was ich von dir wissen wollte."

Er war stehen geblieben und sah mir in dir Augen.

Ich seufzte.

"Naja. Es ist schwer zu erklären. Natürlich tut es immer noch höllisch weh, doch was sollte ich dagegen unternehmen? Wir haben nichts, was die Schmerzen lindern könnte. Also muss ich wohl übel damit leben. Wird für mich kein Problem sein. Tu ich ja schon seit ich denken kann."

Zum Ende meiner Erzählung war ich immer leiser geworden und brach den Blickkontakt ab.

Wollte ich so viel von mir preis geben?

Konstantin wollte noch etwas sagen, doch ich wandte mich von ihm ab und ging weiter dem Stadtende entgegen.

"Lass uns lieber weiter gehen. Ich will diese Reise so schnell wie möglich hinter mich bringen", sagte ich zu ihm.

Schnell holte er wieder zu mir auf und lief neben mir.

Eine Zeit lang sagte er nichts, dann hörte ich ihn Seufzen, bevor er anfing zu sprechen.

"Begleitest du uns bis zum Sicheren Hafen?"

Ich war ehrlich erstaunt über seine Frage.

Nervös sah ich auf den Boden und wischte mir meine Hände an der Hose ab.

"Du willst deine Freunde doch sicher wieder sehen", beharrte er.

"Schon...", murmelte ich.

"Aber?"

"Aber... Ach... keine Ahnung, man", stammelte ich.

"Newt. Was ist los?"

"Auf der einen Seite will ich sie ja wieder sehen, aber andererseits..."

"Andererseits was?"

'Andererseits habe ich Angst vor Tommys Reaktion. Ich hätte ihn beinahe umgebracht. Das würde er mir niemals verzeihen. Außerdem hatte er noch Teresa. Die beiden waren mittlerweile bestimmt ein Paar. Ich würde es nicht aushalten in ihrer Nähe. Das würde mich wahnsinnig machen.'

Doch ich sprach diesen Gedanken nocht aus.

"Newt", hörte ich Konstantins fordernde Stimme.

Doch ich hörte ihm gar nicht mehr zu.

Ich erinnerte mich noch daran, wie ich Tommy immer daran erinnert habe, dass er, wenn wir in die letzte Stadt eindringen, auf Teresa treffen werden.

Ich habe ihm so oft gesagt, dass er das nicht machen muss, doch er hatte immer darauf bestanden.

Warum nur?

Eine bestimmte Szene spielte sich immer wieder vor meinen Augen ab.

Wir standen nebeneinander am Rand der Straße und sahen auf die Stadt nieder. Brenda, Jorge und Pfanne waren bereits wieder im Auto. Nur Tommy und ich standen noch hier draußen. "Glaubt du, er ist wirklich da drinnen?", fragte ich in die Stille. "Wir werden es herausfinden", meinte er nur. "Du weißt, dass sie auch dort sein wird", wandte ich ein und sah ihn von der Seite aus an. Warum erinnerte ich ihn eigentlich immer wieder daran? Ich tat mir doch damit selbst keinen Gefallen. Kurz erwiderte er meinen Blick. In seinen braunen Augen konnte ich Verzweiflung sehen. Und spätestens jetzt hätte jeder Blinde es auch sehen können. Thomas empfand etwas für dieses Mädchen. Auch, wenn er es selbst nicht wusste.

"Newt!", rief Konstantin erneut und fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht rum.

"Hm?", fragte ich verpeilt.

"Bekomme ich jetzt noch eine Antwort?", fragte er nun ruhiger.

Nein.

Ich schüttelte nur mit dem Kopf.

"Komm schon. Es muss doch einen entscheidenden Grund geben, warum du sie nicht wieder sehen willst."

"Und dieser Grund ist stark genug, dass ich nicht mit euch gehe", meinte ich traurig.

"Aber du tust dir doch damit selbst keinen Gefallen!", rief er empört.

Habe ich das je getan?

Ich schüttelte nur traurig den Kopf und blinzelte die Tränen weg.

Glücklicher Weise ließ Konstantin die Fragerei und schweigend gingen wir durch die Stadt.

Auf halbem Wege kam uns dann Sophia entgegen.

"Da seit ihr ja endlich!", rief sie wütend.

Doch ihre Gesichtszüge änderten sich schlagartig, als ihr Blick auf mich fiel.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt