Dreiundzwanzig

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Pov Newt

Seit einer Weile schon irrte ich durch den dichten Wald.

Es dämmerte bereits und sämtliche Tiere begannen zu zirpen.

Es war erstaunlich, was sich hier abspielte.

Es war wunderschön.

So viele neue Geräusche und Pflanzen, die ich selbst auf der Lichtung noch nie gesehen hatte.

In der Nähe hörte ich Wasser plätschern und beschloss, dort eine kleine Pause einzulegen.

Ohne Licht würde ich in der Nacht sowieso nicht weit kommen.

Anders als in der Brandwüste, konnte man hier gegen alles mögliche gegen laufen und das wollte ich ungern riskieren.

Nachdem ich zum Wasser gefunden hatte, welches ein schmaler Fluss war, ließ ich mich am Ufer nieder, formte meine Hände zu einer Schale und stillte meinen Durst.

Ratlos, was ich nun tun sollte, lehnte ich mich gegen einen Stamm und nahm vorsichtig den Stofffetzten meiner Hose von meinem Arm ab.

In der Dunkelheit tastete ich den Biss des Cranks ab.

Ich spürte das getrocknete Blut und die Stelle war angeschwollen.

Ich beugte mich nach vorne zum Wasser, um den provisorischen Verband abzuwaschen.

Die kühle Flüssigkeit fühlte sich angenehm auf meinem Arm an und ich könnte Wetten, dass sich die Stelle entzünden würde, wenn ich nicht bald irgendwelche Medikamente bekommen würde.

Ich versuchte zu schlafen, doch es gelang mir nicht.

Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf und die Geräusche um mich herum waren viel zu laut.

Dafür war ich zu lange von der Stille der Brandwüste umgeben.

Vermisse ich sie?

Schweren Herzens erhob ich mich wieder und sah mich um.

Ich hatte keine Ahnung, aus welcher Richtung ich gekommen war.

Seufzend hielt ich meine Hand ins Wasser, um herauszufinden, in welche Richtung der Fluss floss.

Ich wischte mir die nasse Hand an meiner Hose ab und folgte dem Strom flussabwärts.

Mit ausgestreckten Armen stolperte ich den Fluss entlang und hoffte jedes mal, dass ich nirgendwo gegenlaufen würde.

Ohne Zeitgefühl ging ich durch den stockdunklen Wald.

Nur der Mond, welcher hoch oben am Himmel stand, leuchtete.

Auf einmal erkannte ich ein Flackern in der Ferne.

Ist es das?

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als mir klar wurde, dass ich das Lager gefunden haben musste.

Das Flackern stellte sich als Feuer heraus, was ich bemerkte, als ich dem Camp immer dichter kam.

Ich habe es gefunden!

Nur noch wenige Schritte trennten mich nun von dem verlassenen Lagerfeuerplatz.

Ich wollte auf diesen zusteuern.

Laut schreien, dass ich noch lebe und meine Freunde in die Arme schließen.

Doch ich zögerte.

Meine Zweifel hielten mich zurück.

Ist es das, was sie wollen?

Ich ließ meinen Blick über den Platz wandern und bleib bei einem großen Stein stehen.

Es waren mehrere Dinge in den Stein geritzt, doch ich war zu weit entfernt, als dass ich erkennen konnte, was auf diesem steht.

Von der Neugier getrieben setzte ich mir die zerfledderte Kapuze auf, trat aus dem schützenden Dickicht und ging langsam auf den Stein zu.

Blicke der Gefahr ins Auge.

Immer wieder sah ich mich um, ob vielleicht doch jemand noch wach war, eine Waffe zückte und mich einfach erschoss, doch dem war nicht so.

Je dichter ich dem Stein kam, desto besser erkannte ich die Innenschrift, welche sich als Namen herausstellten.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und strich über einen Namen, den ich keiner Person zuordnen konnte.

Ich ging ein paar Schritte weiter und sogleich sah ich einen, mir sehr vertrauten, Namen.

Alby.

Und je weiter ich diese Seite des Steines überflog, desto mehr bekannte Namen fielen in mein Blickfeld.

Winston, Chuck, Jeff, Clint.

Je mehr Namen ich las, desto klarer wurde mir, dass dieser Stein für die gefallenen Opfer gegen WCKD sein musste.

Meine Hand zitterte, als ich mit den Fingern über den rauen Stein fuhr.

Ich suchte weiter, bis ich meinen Namen erkannte.

Mein Name stand hier.

Mit meiner Hand, auf der man die dicken, schwarzen Adern des Brandes noch deutlich erkennen konnte, fuhr ich die Einkerbungen nach.

Ich hing in meinen Gedanken und merkte so nicht, wie sich eine Person mir näherte.

Auf einmal ging alles ganz schnell.

"Crank!", schrie die Person.

Verschreckt schnellte mein Blick zu ihm, grelles Licht blendete mich und es löste sich ein Schuss.

Ich brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass der Schuss mich getroffen hatte.

Doch kaum, dass ich dies bemerkte, breitete sich ein undefinierbarer Schmerz aus und ich drückte meine freie Hand auf meinen Unterarm, aus dem dunkelrotes Blut floss.

Ich wusste es. Sie würden mich gnadenlos töten. Ich hätte niemals auf Konstantin und Sophia hören dürfen.

Das ist mein Ende.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt