Dreizehn

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Pov Newt

Ich konnte mich nicht bewegen.

Meine Innere Stimme schrie mich zwar an, so schnell wie möglich das Weite zu suchen, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen.

Lauf!

Selbst, wenn ich es wollen würde, ich konnte nicht laufen.

Der Crank vor mir röchelte bei jedem Atemzug, machte aber keine Anstalten, auf mich los zu gehen.

Es vergingen gefühlte Stunden, in denen wir uns einfach nur anstarrten.

So etwas hätte ich sein können.

Und wir hätten das vermutlich auch noch länger getan, wenn ich nicht die Kontrolle meines Körpers zurück bekommen hätte.

Habe ich sie vollständig zurück?

Mit einem dumpfen Laut viel die Taschenlampe zu Boden und ich rannte die Treppe hinauf zur Kellertür.

An den krächzenden Lauten hinter mir, erkannte ich, dass der Crank mir folgte.

Ich riss die zugefallene Kellertür auf und stürmte hinaus ins Freie.

Doch, wohin sollte ich jetzt?

Ich kannte mich in dieser Stadt überhaupt nicht aus.

Ich bemerkte nicht, dass ich stehen geblieben war, während ich nachdachte.

Und genau das wurde mir zum Verhängnis.

Ich spürte, wie ich zu Boden gerissen wurde, kurz bevor ein stechender Schmerz durch meinen Körper zuckte.

Ich kenne den Schmerz.

Ohne wirklich zu wissen, was ich tat, schlug und trat ich wie wild um mich, bis es seinen gewünschten Zweck erfüllte.

Der Crank gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, dann war er ruhig.

Außer Atem starrte ich auf den entstellten, leblosen Körper.

Ich hatte es geschafft, ihm das Genick zu brechen.

Ich war dazu in der Lage.

Wie auch immer ich das hinbekommen habe.

Ich setzte mich auf und stütze mich dabei mit den Armen am Boden ab.

Bevor ich mich jedoch wieder aufrichten konnte, zuckte wieder der stechende Schmerz durch meinen Körper und ich sank zurück auf den Boden.

Fluchend drückte ich meine Hand auf die pochende Stelle.

Eine Warme Flüssigkeit quoll aus der Wunde.

Das Mistvieh hatte mich gebissen.

Der weiße Pullover, der mit der Zeit eher gelblich aussah, sog das Blut rasend schnell auf, sodass dieser am Oberarm komplett rot war.

Ich wusste, dass wenn die Blutung nicht gestoppt werden würde, ich schon bald ein weiteres Problem bekam.

Doch ich hatte nichts, was mir dabei auch nur ansatzweise helfen würde.

Oder?

Mein Blick wanderte zu dem leblosen Körper des Cranks.

Dann schüttelte ich schnell den Kopf.

Diese Kleidung würde definitiv nicht in Kontakt mit meinen Körper kommen.

Wer weiß, wie lange die Heilung dann noch dauern würde.

Sie würde sowieso wieder in die Länge gezogen werden, da mich dieser Crank gebissen hatte, und somit neue Erreger in meine Blutbahn gelangt waren.

Ich blickte an mir hinab.

Konnte ich vielleicht etwas von meiner Kleidung abschneiden, sodass die Blutung gestoppt werden könnte?

Ja.

Tatsächlich.

Meine Hose.

Die, nebenbei bemerkt, immer noch von der WCKD Uniform stammte.

Wie konnte mir das eigentlich nicht aufgefallen sein?

Ich hatte anderes im Sinn.

Mein Blick viel weiter auf die unzähligen Taschen.

Vielleicht war ich ja damals so schlau und habe etwas wichtiges eingepackt.

Mit meiner freien Hand öffnete ich den Klettverschluss der ersten Tasche.

Leer.

In der zweiten Tasche war ebenfalls nichts drin.

In der dritten fand ich Munition für eine dieser komischen Elektro-Schocker-Waffen, genau so wie in der vierten.

Mit wenig Hoffnung öffnete ich die letzte Tasche.

In dieser befand sich ein zusammengefalteter Zettel.

Neugierig entfaltete ich das zerfledderte, alte Stück Papier.

Es war eine Karte.

Und nicht nur irgendeine Karte.

Wir saßen alle versammelt in einem heruntergekommenem, kleinem Raum. In der Hand hielt ich eine Tasse mit Wasser und beobachtete Tommy, wie er im Raum auf und ab lief. Er unterhielt sich zusammen mit Jorge über die letzte Stadt. Ich folgte dem Gespräch nicht wirklich. Viel mehr war ich damit beschäftigt, Tommy anzustarren. Dann entdeckte dieser wohl etwas, denn er griff nach einem zerfleddertem Zettel, entfaltete ihn im Gehen und knallte diesen auf den Tisch. Neugierig beugte ich mich vor, um einen Blick auf diesen zu erhaschen können. Eine Karte. Und irgendetwas war dort eingekreist. "Das ist Sie. Die letzte Stadt!", sagte Tommy und tippte auf das Gebilde, was umkreist war. "Das ist die Höhle des Löwen, ermano", wandte Jorge ein. "Genau da gehen wir hin!"

Ich schüttelte den Kopf.

Warum genau hatte ich die Karte mitgenommen?

Wusste ich, dass ich sie später brauchen werde?

Vorsichtig tippte ich mit den Fingern auf das Papier.

An den Stellen wo ich es berührte, hinterließ ich rote Punkte.

Wegweiser?

Verwundert sah ich meine Hand an.

Und tatsächlich.

Mein Ärmel war komplett vollgesogen mit Blut und ein dünnes Rinnsal Blut lief meine Hand entlang.

Ich brauchte dringend etwas, was diese verdammte Blutung stoppen konnte.

Ich sah mich in der Gegend um.

Außer ein paar Trümmern und Scherben konnte ich jedoch nichts entdecken.

Ob die Scherben scharf genug waren, dass ich die Hose zerschneiden konnte?

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Ich griff nach einer Scherbe, zog das Hosenbein straff und Schnitt mit der Scherbe einmal hinein.

Die Hose bekam tatsächlich einen winzigen Riss.

Ermutigt machte ich weiter, bis ich ein ausreichend großes Stück heraus geschnitten hatte.

Die Frage war jetzt nur, wie ich das um meinen Arm gebunden bekomme.

Umständlich legte ich den Stofffetzen auf die Wunde und versuchte mit einer Hand das Stoffstückchen festzuhalten und es gleichzeitig um meinen Arm zu wickeln.

Nach langem Probieren und mehrfachem Scheitern, hatte ich das Stoffstückchen tatsächlich um meinen Arm gebunden und einen festen Knoten in diesen gemacht.

Ich hoffte inständig, dass das reichte, um die Blutung zu stoppen.

Schwerfällig beugte ich mich wieder über die Karte und versuchte unseren Momentanen Standpunkt ausfindig zu machen.

Nach mehreren Minuten wurde ich dann tatsächlich fündig.

Hoffnung machte sich in mir breit, als ich erkannte, dass wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren.

Ich faltete die Karte wieder zusammen, steckte sie in die Hosentasche, hievte mich auf die Beine und machte mich auf den Weg, die anderen zu suchen.

The flare I survived | NewtmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt