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Als sie in ihre Straße einbiegt, sieht Liz das Auto von Alex vor ihrem Garten stehen. Sie fährt vor ihre Garage, steigt aus und wirft einen Blick zum Auto, dann geht sie ins Haus. Sie folgt den Stimmen in die Küche, wo Sina mit Alexander diskutiert. Liz dreht sich wieder um und will nach oben gehen, doch Sina hat sie bereits gesehen. „Stopp, Maus, du bleibst jetzt hier" - „Wozu? Ihr unterhaltet euch doch prima" - „Ich wollte aber zu dir", sagt jetzt Alex und Lisa wirft ihm einen Blick zu. „Ich lass euch dann mal allein". Sina steht auf und grinst Lisa an, die ihr noch „treulose Tomate" zuzischt. Mit verschränkten Armen dreht sie sich zu Alex. „Also, was willst du?" - „Mich entschuldigen. Lisa, es tut mir echt leid. Das ist total schief gelaufen. Ich will dich wirklich kennenlernen, weil ...". Er stockt, weil Liz nur die Augenbrauen nach oben gezogen hat und ihn weiter finster ansieht. Alex steht auf und geht um den Tisch herum, bleibt dann vor Lisa stehen. „Mach's mir bitte nicht so schwer. Du hast wirklich recht, wenn du sauer bist, aber ... Lisa, sobald ich dich das erste Mal gesehen hab, da vor deinem Café, da war für mich klar, dass du nie eine Frau für unsere Wetten sein wirst. Sondern dass ich bei dir eine echte Chance haben möchte" - „Das sehen deine Freunde aber anders" - „Das ist mir völlig egal. Geh mit mir essen". Überrascht sieht sie ihn an. „Du willst ein Date?" - „Ja". Nachdenklich schaut sie zu Boden. „Bitte", kommt jetzt von Alex. „Okay, das ist deine letzte Chance". Alex grinst über beide Ohren. „Ich werd sie nicht vermasseln, Lisa. Nächsten Montag? Oder hast du vorher Zeit" - „Montag ist okay, ich kann ja nicht mein Café zusperren" - „Gut. Ich hol dich um sieben ab?" - „Gern" - „Lisa?" - „Hmm?" - „Ich würde dich aber gern vorher nochmal sehen" - „Mein Café steht dir jederzeit offen" - „Danke, Lisa". Alexander streicht ihr sanft über die Wange, was bei ihr kleine Stromschläge auslöst. „Hast du Zeit, jetzt?", fragt er sie dann leise. „Wozu?" - „Ich möchte dir was zeigen" - „Muss ich mich umziehen?". Alex lacht auf. „Nein, du bist genau richtig angezogen". Lisa schaut ihn lange an, dann nickt sie. „Sina? Ich bin nochmal weg", ruft sie ins Wohnzimmer, wo Sina vor dem Laptop sitzt und Fotos bearbeitet. „Viel Spaß euch beiden, Maus", kommt zurück. „Den werden wir haben", grinst Alex und nimmt Lisa bei der Hand, um sie zu seinem Auto zu ziehen.

Er öffnet ihr die Autotür und als sie eingestiegen ist, geht er auf die Fahrerseite. „Wo willst du hin?" - „Lass dich überraschen". Er fährt los und neugierig betrachtet Lisa die Gegend, in die er fährt. „Willst du mich jetzt im Wald verscharren?". Alexander schmunzelt. „Nein, dann hab ich ja nix mehr von dir. Ich zeig dir einen meiner Lieblingsplätze". Alex hält auf einem Parkplatz an, steigt aus und nimmt noch eine Decke von der Rückbank. „Komm!". Er hält ihr seine Hand entgegen und Liz nimmt sie. Schweigend schlendern sie einen Waldweg entlang durch die Bäume, bis er irgendwann vom Weg abschwenkt und sie durch die Büsche zieht. Lisa stockt kurz. „Keine Angst, vertrau mir einfach". Sie gehen noch ein paar Minuten weiter, Lisa geht mittlerweile hinter Alex, weil nebeneinander kein Platz mehr ist. Alex bleibt stehen und dreht sich zu ihr. „Mach mal deine Augen zu". Misstrauisch schaut sie ihn an, doch seine Augen funkeln sie sanft an und sie schließt seufzend ihre Augen. Er nimmt ihre Hände und zeigt ihr vorsichtig den Weg. Nach einer kurzen Strecke lässt er sie los und stellt sich hinter sie. „Jetzt schau!", sagt er leise und Liz öffnet ihre Augen. „Wow!", murmelt sie. Sie stehen an einem Abhang im Wald, unten schimmert die untergehende Sonne in einem Weiher . Alex breitet die Decke hinter ihr aus und setzt sich darauf. Lisa wirft ihm einen Blick zu und er klopft neben sich. „Setz dich, das wird noch besser, sobald es dunkel ist. Solange müssen wir jetzt warten". Lisa setzt sich mit etwas Abstand neben ihn, was er skeptisch beobachtet, aber er sagt nichts dazu sondern legt sich zurück und schließt die Augen. Lisas Augen wandern über den Weiher und sie lauscht den Geräuschen der einsetzenden Nacht. Frösche beginnen zu quaken, eine Eule ruft und weiter entfernt hört sie Kauze. „Wie findet man so ein Plätzchen?", fragt sie Alex leise und ihr Blick kreuzt sich mit seinem. „Ich bin nicht weit von hier weg aufgewachsen, und als Junge streift man viel durch die Wälder. Hier war schon früh ein Rückzugsort für mich, im Sommer kann man auch im Weiher baden. Schau ...". Er setzt sich auf und zeigt über den Weiher weg, „dort hinten hab ich gewohnt. Mittlerweile ist der Wald so dicht, dass man nichts mehr sieht, früher konnte man die Straßenlaternen durchscheinen sehen" - „Und wie viele ... also ..." - „Nur eine bisher, dieser Platz ist nur für besondere Menschen in meinem Leben". Er rückt etwas näher zu Lisa und legt ihr den Arm um die Schulter. „Diesen Platz kennen nicht mal meine besten Kumpel". Er drückt ihr einen Kuss auf die Schläfe und zieht sie dann mit nach hinten. „Jetzt schau nach oben". Über ihnen tauchen immer mehr Sterne auf und Lisa erkennt die Milchstraße. "Faszinierend", sagt sie leise, "in der Stadt sieht man nicht so viele Sterne" - "Ja, da ist zuviel Lichtverschmutzung" - " Lichtverschmutzung?" - "All das künstliche Licht der Straßenlaternen, von Firmen, Autos, Häusern und so". Verblüfft schaut sie Alex an, der immer noch nach oben sieht, ihr aber den Kopf zuwendet, als er das bemerkt. "Du überrascht mich", murmelt sie. Alex schmunzelt und zeigt nach oben. "Kennst du den Großen Wagen?" - "Ja, der ist ...", suchend betrachtet sie den Himmel, "da, und da ist der Kleine Bär" - "Genau. Und siehst du die Sterne, die sich da rumschlängeln?". Lisa folgt seinem Finger. "Das ist der Drache, neben dem Kopf davon beginnt der Flügel vom Schwan". Still hört Lisa seinen Erklärungen zu und staunt, wie viele Sternbilder zu sehen sind. "Wahnsinn, wie viel du weisst". Lächelnd schaut er sie an, doch es ist mittlerweile so dunkel, dass sie nur seine Augen funkeln sieht. "Und jetzt schau nochmal in den Weiher". Er steht auf und zieht sie mit hoch. Er stellt sich hinter sie, legt seine Hände auf ihre Hüften und geht ein paar kleine Schritte nach hinten, dann lässt er sie wieder los, bleibt aber nah an ihr stehen. Er berührt sie nicht mehr, doch sie fühlt seine Wärme. "Das ist wunderschön", sagt Lisa leise, geht einen kleinen Schritt nach hinten und lehnt sich an Alex, der sie gleich in die Arme schließt. Still sehen sie auf das Wasser, in dem sich die Milchstraße spiegelt, am Ende des Weihers gehen die Sterne im Himmel weiter in die Unendlichkeit.

„Danke!", sagt Lisa, als sie später wieder im Auto sitzen. „Wofür?" - „Dass du mir das gezeigt hast. Das ist wirklich ein wunderschöner Platz, Alexander". Er lächelt und nimmt ihre Hand, um ihr kurz einen Kuss darauf zu drücken, dann legt er sie wieder auf ihren Oberschenkel. „Weißt du, was ich gern wissen möchte?" - „Was denn?" - „Welcher Alex jetzt der richtige Alex ist. Ich mein, heute warst du ja voll romantisch, aber wenn ich an diese Wette denke ..." - „Die Wette war bescheuert, immer schon, eigentlich bin ich eher der Mensch von heute. Wir sind doch alle auf der Suche nach der wahren Liebe, die uns bis ins Alter begleitet - und die findet man nicht, wenn man jeden Tag eine andere flachlegt. Klar fühlt man sich toll, wenn einem die Frauen zu Füßen liegen, aber auf die Dauer wird das ziemlich anstrengend" - „Das war ja jetzt mal ein Statement. Meinst du wirklich, eine Beziehung ist nie anstrengend? Daran muss gearbeitet werden" - „Lisa, ich weiß, dass man immer daran arbeiten muss. Ich war nicht immer so ... beziehungsresistent. Meine erste große Liebe - übrigens die einzige Frau, die ich vor dir an diesen Ort mitgenommen habe - hat mich extrem verletzt. Und das war der Auslöser, der mich so kalt gemacht hat, zu dem Typen, der nichts anbrennen lässt, aber ohne Verpflichtungen einzugehen. Doch bei dir ist das anders. Du bist seit langem mal wieder eine Frau, die mir das Gefühl gibt, dass da mehr ist und werden könnte". Als sie ihm lange nicht antwortet, wirft er ihr einen Blick zu. Lisa sieht nachdenklich aus dem Auto, die Lichter der Stadt spiegeln sich in ihren Augen und er verliebt sich noch ein kleines bisschen mehr in diese Frau, die tatsächlich schon viel Platz in seinem Herzen einnimmt.

Love - The melody of our heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt