Die nächsten Wochen vergehen schnell und schließlich genießen die fünf eine tolle Zeit in einem Ferienhaus am Strand der Ostsee, mit langen Spaziergängen, guten Gesprächen und viele Stunden, in denen sie einfach Nichts tun. Sina merkt allerdings, dass Lisa mit ihren Gedanken ganz woanders ist und spricht sie eines Nachmittags, als sie alleine sind, drauf an. „Maus, was ist los mit dir? Du bist die ganze Zeit so seltsam". Lisa hebt den Kopf und Sina sieht Tränen in ihren Augen. „Ich bin überfällig" – „Was?" – „Ja, genau, was?" – „Hast du schon einen Test gemacht?" – „Nein". Sina springt auf. „Ich fahr in die Apotheke" – „Brauchst du nicht" – „Warum?" – „Ich hab zwei hier" – „Ja, dann, auf geht's!" – „Ich trau mich nicht", flüstert Lisa. „Du machst jetzt diesen verdammten Test. Bist du nicht schwanger, kannst du wenigstens den Rest des Urlaubs genießen, bist du schwanger müssen wir nachdenken". Lisa kullern ein paar Tränen über die Wangen. „Bitte Maus, mach es". Zögernd nickt sie, holt eine Tüte aus ihrem Schrank und verschwindet im Bad. Dann setzt sie sich mit Sina auf ihr Bett und gemeinsam warten sie. „Jetzt geh schon", meint Sina nach zehn Minuten. Langsam verschwindet Lisa im Bad und kommt kurz darauf wieder. „Scheiße", murmelt sie und schaut fassungslos auf den positiven Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Sie sieht zu Sina, die ebenfalls sprachlos ist. „Was mach ich jetzt?" – „Du musst mit Alex reden, Lisa" – „Das geht nicht. Er will noch keine Kinder. Ich muss das jetzt mal sacken lassen und dann überlegen, ob ich das allein schaffe oder ... ob ... ich ..." – „Lisa, du wirst dieses Kind nicht abtreiben! Ich bin für dich da und Sam und Jo auch. Wir schaffen das zusammen". Sina nimmt Lisa in den Arm und sie beginnt zu weinen. „Ich versteh das nicht, wir haben doch immer verhütet" – „Maus, du musst dich beruhigen". Sina streichelt Lisa sanft über den Rücken. Die beiden Frauen sitzen lange so da, jede in ihre Gedanken vertieft, die bei Sina wesentlich positiver sind als bei Lisa. Am Abend stürmen die drei Männer ins Ferienhaus und merken nicht, dass die Stimmung gekippt ist. Nur Alex wirft Lisa immer wieder einen nachdenklichen Blick zu.
Am nächsten Morgen sitzen sie alle am Frühstückstisch, als Alex von seinem Handy gestört wird. Er geht nach draußen und schaut aufs Meer hinaus, während er ein langes Gespräch führt. Lisa fasst sich ein Herz und geht zu ihm. Gesprächsfetzen wehen zu ihr und als sie ihn fast erreicht hat, versteht sie seine Worte. „Es wäre alles leichter, wenn ich sie nicht kennen würde. Ich wünschte, ich hätte sie nicht kennengelernt, zumindest nicht ...". Lisa schießen Tränen in die Augen und sie schnappt nach Luft. Alex hat das gehört und dreht sich um. Er sieht ihr in die Augen und sein Blick wird erst liebevoll, wechselt dann aber zu Erkenntnis, als sie sich umdreht und davonläuft. „Ich ruf dich nochmal an", sagt er ins Telefon und legt auf. „LISA! Warte". Er läuft ihr nach, doch sie hat das Strandhaus schon erreicht und sperrt sich in ihrem Zimmer ein. „Lisa, bitte mach auf", sagt er sanft und klopft an die Tür. „Verschwinde" – „Lisa, das kam jetzt völlig falsch rüber". Er hört sie im Zimmer hin und her gehen. „Lisa, was machst du?" – „Ich verschwinde, so wie du es dir gewünscht hast" – „Ich hab ..." – „Was ist denn jetzt los?", fragt Sam, der plötzlich hinter Alex steht. „Sam, kannst du mich zum Bahnhof fahren?" – „Ja klar, Sugar, aber warum denn?". Er wirft Alex einen verwunderten Blick zu, der mittlerweile neben ihm am Boden hockt und sein Gesicht in den Händen vergraben hat. Lisa öffnet die Tür mit einem Koffer in der Hand und geht an den beiden vorbei nach unten. „Lisa, bitte", flüstert Alex und versucht noch ihre Hand zu greifen, doch sie entzieht sich ihm. Sam läuft ihr nach und geht mit ihr zum Auto.
„Also, was ist los?", fragt Sam, als sie unterwegs sind. Lisa beginnt mit tränenerstickter Stimme zu erzählen. „Und das hast du richtig verstanden?". Lisa nickt. „Und was willst du jetzt machen?" – „Ich brauch jetzt erst mal einen Frauenarzt und eine Abtreibungsklinik". Sam steigt auf die Bremse. „Du brauchst WAS? Du bist schwanger?". Lisa sieht aus dem Seitenfenster. Sam steigt aus und geht auf ihre Seite, öffnet die Tür und zieht sie heraus. „Das Baby kann überhaupt nichts dafür! Wenn du abtreibst, verzeih ich dir das nie!". Er nimmt Lisa fest in die Arme und sie beginnt wieder zu weinen. „Sugar, wir schaffen das", flüstert er in ihr Haar, dann nimmt er ihr Gesicht in die Hände und wischt ihr sanft dieTränen weg. „Wie soll das gehen? Jeder hat seinen Beruf und andere Sachen zu tun. Ihr habt zusätzlich eure Band und bei meinen Eltern brauche ich gar nicht mit einem Enkelkind ankommen" – „Aber du hast trotzdem Freunde an deiner Seite, die dich unterstützen werden. Außerdem arbeiten andere Mütter und Väter auch. Die Band liegt eh das nächste halbe Jahr auf Eis, wenn Alex nicht da ist" –„Wie?". Sam sieht sie stirnrunzelnd an. „Du weißt das nicht?" – „Was weiß ich nicht?" – „Das sollte er dir selber sagen, dieser blöde Kerl. Steig ein, ich fahr dich zum Bahnhof". Als sie am Bahnsteig stehen, nimmt Sam Lisa nochmal fest in die Arme. „Lisa,überleg das gut. Wir sind alle für dich und das Baby da und wir rocken das gemeinsam" – „Ja, nur ohne Vater", antwortet sie leise und wieder laufen Tränen über ihr Gesicht. Sie steigt ein und er wartet noch, bis der Zug abgefahren ist, dann fährt er voller Wut wieder zurück ins Ferienhaus.
Sam sucht Alex und findet ihn hinterm Haus auf der Veranda stehend. Wütend schubst er ihn und fährt ihn an. „Sag mal, hast du sie noch alle? Ich hab dir immer geholfen, wenn mit Liz was war, egal welchen Scheiß du gemacht hast. Aber jetzt ist genug! Wie kannst du sowas sagen?" – „Ich ..." – „Du, ja du, du bist echt so ein Arschloch". Verwundert stehen Sina und Jonas hinter den beiden. Sam ist nicht der Typ, der ausflippt und so haben sie ihn noch nie erlebt. „Das war nicht für Lisa bestimmt, sie sollte das nicht hören" – „Ach, ist sie jetzt noch schuld, weil sie das gehört hat, oder wie?" – „Sam?", wirft Sina leise ein, „was ist denn los?" – „Ich hab Liz grad zum Bahnhof gebracht, weil dieser ... Typ sie am liebsten nie kennengelernt hätte" – „Wie?", verwundert schauen Sina und Jo ihn an. „Er hat am Telefon gesagt, er wäre froh, wenn er sie nie kennengelernt hätte und Liz hat das gehört" – „Das war der Kollege, mit dem ich nach Afrika fliege", murmelt Alex. Verdutzt sieht ihn Sina an. „Afrika?" – „Und das ist das nächste. Du hast Liz noch nicht mal gesagt, dass du in ein paar Tagen für ein halbes Jahr nach Afrika verschwindest. Meinst du nicht, sie hätte Ehrlichkeit verdient? Gerade jetzt ..." – „Sam!", unterbricht ihn Sina warnend und schüttelt den Kopf. Dann wendet sie sich an Alex. „Was machst du in Afrika?" – „Ich wurde kurzfristig bei Ärzte ohne Grenzen eingeteilt, ich weiß das doch auch erst seit drei Wochen. Und es wäre für mich leichter, hätte ich keine Freundin, verdammt noch mal. Deshalb hab ich das gesagt" – „Drei Wochen sind aber lange genug, um über sowas zu reden, Alex. Ich versteh dich nicht". Sina dreht sich um und geht ins Haus, um mit Lisa zu telefonieren, doch die geht nicht an ihr Handy. Sam und Jo folgen ihr. „Das ist aber nicht alles, oder?", fragt Jonas. Sam und Sina sehen sich an. „Nein", seufzt Sina. „Liz ist schwanger" – „Was? Wie ...?" – „Na, das Wie kannst du dir denken", schmunzelt Sam, wird aber sofort wieder ernst. „Weiß er es?" – „Nein. Lisa meinte, er will keine Kinder. Sie überlegt abzutreiben" – „WAS? Nein, das darf sie nicht, das müssen wir verhindern" – „Bleib ruhig, ich hab ihr unsere Hilfe schon zugesagt", sagt Sam, „aber es ist ihre eigene Entscheidung. Sina, wie lange weiß sie es denn schon?" – „Sie hat gestern hier einen Test gemacht und war vollkommen durch den Wind. Aber woher weißt du es?" – „Es ist ihr vorher im Auto rausgerutscht". Wieder versucht sie Lisa zu erreichen. „Herrgottnochmal, jetzt geh endlich an dein verflixtes Handy", ruft sie und wirft es verzweifelt auf ihr Bett. Dann beginnt sie zu packen. „Ich fahr heim, ich lass sie jetzt nicht allein".
Lisa ist inzwischen in ihrem Haus angekommen und lässt sich verzweifelt auf ihr Bett fallen. Immer wieder kommen ihr die Tränen. Sie versteht nicht, wie es soweit kommen konnte. Lisa fühlt sich ungeliebt und alleingelassen, auch wenn sie weiß, dass ihre Freunde sie nie im Stich lassen werden, egal was sie tut. Nach einiger Zeit schreckt sie hoch, als sie die Haustüre hört. Lisa hat nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen ist. „Lisa, Maus, wo bist du?" – „Hier". Sina kommt zu ihr ins Zimmer und nimmt sie erst mal fest in die Arme und wieder kullern die Tränen. „Schhhh, ich bin ja da" – „Warum sagt er sowas?", schluchzt Lisa, erhält jedoch keine Antwort.
DU LIEST GERADE
Love - The melody of our hearts
RomanceWas passiert, wenn der Drummer einer Band - ein Mann, der nichts anbrennen lässt , auf seine Vorgängerin trifft - eine Frau, die von Männern immer nur enttäuscht wurde. Begleitet Alex und Lisa durch eine turbulente Zeit, mit Höhen und Tiefen, Liebe...